Mit leicht zittrigen Knien stand Ellie nun vor dem Hauptgebäude der Berliner Zeitung.
Es war so weit, heute würde sie der Welt, zumindest erst ein mal Berlin, sagen, wer sie war.
Kurz schloss sie ihre Augen, atmete tief ein und aus.
Sie fixierte sich voll und ganz auf das Kommende, ließ ihre seriöse, ernste Seite hervor kommen.
Doch lange hielt diese Seite nicht, denn sie musste in sich hinein schmunzeln.
Erst jetzt fiel ihr bewusst auf, dass sie, seit dem sie die Cowboys kannte, die Teenagerin sein konnte, die sie eigentlich war.
Davor musste sie gezwungenermaßen erwachsen sein, alleine zurecht kommen.
Bei Alec und Sascha und all den andern Männern konnte sie so sein wie sie war und sie akzeptierten es.Schnell verbannte sie diesen Gedanken, mochte er noch so schön sein.
Wieder vollkommen gefasst trat sie endlich durch die automatische Tür, hinein in das Gebäude.
Selbstbewusst schritt sie zur Rezeption, lächelte die Frau dahinter freundlich an.
,,Guten Morgen. Was kann ich für sie tun?" fragte diese professionell.
,,Auch ihnen einen guten Morgen.
Ich habe um halb acht einen Termin mit Herrn Huth."
,,Und ihr Name?"
,,Ellie Hutton." Sie hatte sich extra mit diesem Namen angekündigt, warum genau, wusste sie selbst nicht wirklich.
,,Ah, Frau Hutton. Natürlich doch. Bitte fahren sie mit dem Aufzug in den sechsten Stock. Wenn sie aussteigem, einfach gerade aus in das große Büro. Ich melde sie bei Herrn Huth an." erklärte die Rezeptionistin der Teenagerin den Weg.
,,In Ordnung. Danke."
Damit machte sich Ellie auf den Weg zum Büro des Chefes.
Als sich die Tür des Fahrstuhles wieder öffnete, sah sie mehrere Leute an Computern sitzen oder irgendwo wichtig herum stehen.
Doch sie ließ sich nicht davon beirren, setzte ihre Weg mit festem Schritt fort.
Beim Büro angekommen klopfte sie zaghaft an die gläserne Tür.
Der Mann hinter dem Schreibtisch hob seinen Kopf, schaute über seine Brille hinweg zu Ellie.
Mit einer kleinen Handgeste bat er sie einzutreten.
So öffnete sie die Tür, trat lächelnd ein.,,Guten Tag, Herr Huth. Danke, dass sie mich empfangen."
,,Guten Morgen, Frau Hutton. Nehmen sie doch Platz." lächelte er freundlich zurück, deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
Dankend nickte sie Teenagerin, setzte sich.
,,Gut, dann erzhälen sie mir mal, was anscheinend so weltbewegend ist, dass es einen Platz in meiner Zeitung verdient hat. Wenn möglich in einem Satz." meinte der etwas fülligere Mann, schaute sein Gegenüber abwartend an, ohne jegliche Gefühle zu zeigen.
Schwer schluckte Ellie, bevor sie sich ans Herz fasste.
Das war der Zeitpunkt, auf den sie sehr lange gewartet hatte. Und nun war die richtige Zeit gekommen, um diesen gewaltigen Schritt zu gehen.
,,Ich bin die Tochter von Freddie Mercury." brachte sie es endlich raus.
,,Und das soll ich ihnen jetzt glauben?" kam prompt die herausfordernde Gegenfrage.
,,Ja." setzte sie sich dem entgegen und schob dem Chefredakteur einen Umschlag zu.
,,Darin finden sie meine Geburtsurkunde, eine Zertifikat, dass diese nicht gefälscht ist, und die Adoptionspapiere." Etwas siegessicher grinste sie in sich hinein.
Und als der Mann die Dokumente sah und las, fiel auf ein mal seine kalte Fassade, starrte sein Gegenüber fassungslos an.
,,Aber wie? Es steht zwar hier, aber es wurde nie, nie gesagt, dass diese Legende eine Tochter hat!" wollte er überwältigt wissen.
,,Und wegen dieser Geschichte bin ich hiet, Herr Huth. Sechszen Jahre habe ich als Nichte von Jim Hutton gelebt und nun möchte ich ganz offiziell die Mercury sein, die ich eigentlich bin."
Breit strahlte Ellie Huth an.
In ihr stiegen unendlich Glücksgefühle auf. Die Sorge und die Angst, die sie hatte, waren verflogen. Denn sie wusste, dass sie das richtige getan hatte und ihre Väter stolz auf sie gewesen wären.Nachdem Huth wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, leuchteten seine hell braunen Augen auf.
,,Das wird die heutige Schlagzeile. Ich seh es schon vor mir. Groß und fett auf der ersten Seite die Zeile Legelnde Mercury hat eine Tochter! Frau Mercury, ich kann das ganze zwar noch nicht glauben, doch ich bin ihnen dankbar, dass sie damit zu mir gekommen sind. Sind sie denn bereit, meinem besten Autor ihre Geschichte zu erzählen?" Aufgeregt und völlig euphorisch guckte er die Teenagerin an.
,,Das bin ich! Nur müssen sie mir versprechen, den Namen meiner leiblichen Mutter da raus zu halten." bat sie den Redakteur. Denn nicht einmal ihre Leihmutter wusste, wer der Vater war.
Sie hatte sich dazu bereit erklärt, die Anonymität des Vaters anzuerkennen.
,,Natürlich doch! Wenn sie dann so nett wären und mir folgen." Huth erhob sich und hielt ganz Gentleman-like die Tür auf.
,,Danke."
Der Chef der B.Z. ging vor und hielt bei dem Schreibtisch eines jungen Mannes.
,,Das ist Richard Schubert. Ein junger, auftstrebender Autor. Schubert, sie bekommen heute die Chance ihres Lebens, versauen sie es nicht." stellte Huth Ellie seinen Autor vor.
,,Natürlich nicht. Vielen Dank. Was soll ich für sie schreiben?" Richard war sofort begeistert und aufgeregt. Auf so einen Satz hatte er lange gewartet.
,,Sie schreiben einen neuen Artikel für die Schlagzeile für die heutige Zeitung. Und über diese Person werden sie schreiben." erklärte der Chef sachlich, deutete auf die Teenagerin neben sich.
,,Ellie Mercury, die Tochter des legendären Queen-Sängers Freddy Mercury. Machen sie was draus."
Und damit ließ Huth die Beiden alleine stehen. Richard konnte nicht anders, als Ellie mit riesigen Augen an zu starren.,,Okay, Frau Mercury... Wow, ich kann es immer noch nicht glauben. Entschuldigung, es ist nur so surreal." Entschuldigend lächelte Schubert verlegen zu der Teenagerin.
,,Alles gut, kann ich verstehen." wank sie ab, was ihn beruhigte.
,,Gut, dann noch mal. Frau Mercury, möchten sie mir erst mal sagen, warum niemand etwas von ihnen weiß?" stellte er dann seine erste Frage.
,,Meine Väter, Fred und Jim, waren sich einig, dass ich nicht in dem ganzen Trubel aufwachsen sollte. Zudem wäre es schwer gewordem, als Tochter eines unverheiratetem schwulen Paars auf zu wachsen. Sie wollten mich einfach vor den Vorurteilen, etcetera, bewahren.
Dad, also Freddie, war auch der Meinung, dass es als Nachfahrin eines bekannten Sängers nicht leicht werden würde, dass die Gesellschaft einen dann ständig beobachtet." antwortete sie ehrlich.
,,Und was sagen sie dazu, dass ihre Eltern so entscheiden haben?"
,,Ich bin froh darüber. So konnte ich als angebliche Nichte von Daddy, also Jim, immer ungestört bei meinen Vätern sein. Klar, ich konnte mich nicht immer mit Dad sehen lassen, doch zuhause hatten wir alle Zeit der Welt füreinander.
Es war ein ganz normales Leben, das ich geführt habe, ohne dass ich mit der Presse oder anderem Rummel zu tun hatte."
,,Das hört sich wirklich wie ein Leben an, dass jeder andere auch führt.
Doch warum sind sie nach Deutschland gekommen und haben sie sich jetzt dazu entschieden, an die Öffentlichkeit zu treten?"
,,Das ist eine etwas längere Geschichte. Vor sieben Jahren ist, wie sie bestimmt wissen, Freddie gestorben. Es hat mich echt fertig gemacht, immerhin war ich da gerade ein mal zehn. Irgend wann haben Daddy und ich die Trauer überwunden und einfach weiter gemacht. Als dann allerdings auch noch mein zweiter Vater verstarb, Schlaganfall, hielt ich es einfach nicht mehr in England aus. Alles erinnerte mich an meine Väter. Da ich niemanden mehr hatte - meine Tante, Freddies Schwester, wusste nichts von mir und Großeltern hatte ich keine - wollte ich einfach nur noch weg. Also bin ich nach Deutschland gezogen."
,,Darf ich sie kurz unterbrechen? Warum sagen sie, sie hatten niemanden mehr, wenn Queen anscheinend von ihnen wusste? Jedenfalls stehen sie mit Brian May ja noch in Kontakt, wie man ihrem Instagram-Account entnehmen kann."
,,Das war familiär gemeint. Natürlich hatte ich noch Brian, John und Roger. Doch auch sie erinnertin mich an Dad und Daddy. Es war einfach eine schwere Zeit.
Jedenfalls: Vor ein paar Monaten traf ich dann auf Alec Völkel und Sascha Vollmer. Sie brachten mich der Musik wieder näher. Sie und ihre Band.
Eines führte zum anderen und nun bin ich hier und erzähle ihnen meine Geschichte."
,,BossHoss hat sie also zu diesem Schritt animiert?"
,,Indirekt, eher nicht. Die Idee für diesen Schritt kam alleine von mir, die Cowboys haben mich unterstützt und stehen hinter mir. Genau so wie Queen."
,,So ist das. Warum wollen sie der Welt überhaupt sagen, dass sie Mercury's Nachfahrin sind, wenn es doch als Ellie Hutton auch so gug läuft?"
,,Das Blut eines Musikers fließt durch meine Venen und ich will endlich in die Fußstapfen meines Vaters treten und vor Publikum singen. Natürlich könnte ich das auch als Hutton machen. Doch ich habe mir immer gesagt, dass ich das als Mercury machen möchte, um Dad in Ehren zu halten, damit ihn nie jemand vergisst. Und zudem war es der letzte Wunsch meines Daddys, dass ich das so mache."
,,Ein toller Vorsatz. Eine letzte Frage habe ich noch, dann sind wir fertig.
Wie haben sie es geschafft, mit Fünfzehn in ein anderes Land zu ziehen?"
,,Ja, das war schon was kompizierter.
Im Endeffekt habe ich vom Staatsanwalt eine Art Bescheinigung bekommen, dass ich mit meinen fünfzhen Jahren die Rechte eines Erwachsenen habe. Abgesehen natürlich von ein paar Ausnahmen wie das Erwerben eines Führerscheins oder das Wählen."
,,In Ordnung. Vielen Dank, das war wirklich sehr interessant."
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Break free?
FanficWas, wenn Freddie Mercury bis 2004 gelebt hätte. Und was, wenn er eine Nachfahrin hätte. Eine Nachfahrin, von der niemand - außer dem Partner und der Band - etwas weiß. Wir schreiben das Jahr 2011 und die 16 jährige Ellie trifft auf zwei Männer, die...