Am nächsten Tag wachte Ellie tatsächlich schon um halb Acht auf.
Ihre Gedanken schwirrten sofort um eine ganz bestimmte Frage.
Sollte sie es ihnen sagen oder nicht?
Wenn sie es tat, würden die Konsequenzen unumgänglich sein.
Rechtfertigungen.
Beweise.
Statements.
Dazu kam noch, dass ihre Freunde aus England auch in die Mängel genommen werden würden.
Doch auf der anderen Seite konnte sie dann endlich die sein, die sie schon immer sein wollte. Eine Frau auf einer großen Bühne. In den Fußstapfen ihres Dads.Wenn sie es nicht tat, musste sie sich auch keine Gedanken über die Folgen machen. Ihre Freunde würden keinen Stress bekommen. Sie würde ihr jetziges Leben, welches definitiv nicht schlecht war, einfach so weiter leben wie bis jetzt. Sie hatte ja die Cowboys!
Sie würde Musik machen können. Allerdings nicht so wie sie gerne wollte. Und das war der Nachteil. Sie würde weiterhin Ellie Hutton bleiben. Nicht mehr, nicht weniger.Es war ein Scheideweg in ihrem Leben, eine Zwickmühle. Welchen Weg würde sie bloß einschlagen? Das wusste Ellie jedoch noch nicht.
Genervt schüttelte sie ihren Kopf, um diese Gedanken zu verbannen.
Sie wollte nicht daran denken, sich einfach nur auf den Tag freuen.
Und so stand die Teenagerin endlich mal auf, zog sich an und ging in die Küche. Ein frischer Kaffee war schnell gemacht, ein Brötchen schnell geschmiert.Wie paraliysiert drehte Ellie die Kaffeetasse in ihren Händen.
Ihre Gedanken rasten umher, fanden nirgends einen Halt.
Und dann war da plötzlich dieser Schalter in ihrem Kopf, welcher für eine Sekunde die Gedankenraserei ausschaltete. Ihr Kopf war leer.
Der Schalter legte sich wieder um und prompt stand ein Gedanke, eine Idee im Vordergrund.
Was wäre, wenn sie es den Männern sagte, diese damit jedoch nicht an die Öffentlichkeit gingen?
Doch konnte Ellie ihnen trauen?
Sie kannte sie ja kaum, wusste nicht, wie vertrauenswürdig sie waren.
Dennoch hatte sie nach drei Tagen schon das Gefühl, ihnen alles erzählen zu können.Diese Gedanken vorerst verbannend, machte sich Ellie nach dem Frühstück daran, ihre Sachen fürs Freibad zu packen. Den Bikini zog sie schon unter ihre Sachen.
Ein Blick aus dem Fenster und sie wusste sofort, dass es ein sehr heißer Tag werden würde. Es waren ja jetzt schon 24,6°C, und das um kurz vor zehn. Eine Stunde also noch, bis die Beiden bei ihr auftauchen würden.
Eine Stunde, in der sich Ellie wieder selbst in den Wahnsinn trieb.
Diese eine Frage schwirrt nach wie vor in ihrem Kopf umher.Der Wunsch, auf der Bühne zu stehen, vor tausenden Menschen zu singen, zu zeigen, was sie drauf hatte, wurde durch den Kontakt zu den Musikern, durch die neu entfachte Leidenschaft, um einiges verstärkt.
Der Gedanke, eines Tages Stadien zu füllen, so wie ihr Vater, ließ ihr Herz schneller schlagen.
Sie wollte es so sehr, sehnte es sich herbei, konnte nicht länget still sitzen.
Und doch musste sie es. Musste warten, und das schon so lange.
Denn sie hatte einen Kompromiss mit sich selbst gemacht, es ihrem Daddy versprochen und würde es auch so durchziehen, um ihren Dad in Ehren zu halten.
Wenn sie singen würde, dann nur mit ihrem wahren Namen!Es klingelte Sturm. Riss sie brutal aus den Gedanken. Eilig hechtete Elli zur Tür und öffnete sie.
,,Gott Ellie! Dir geht's gut! Ich dachte schon, dir sei was passier!" Vollkommen erleichtert zog Alec die Teenagerin in seine Arme.
,,Wieso das denn? Ich bin doch hier?" fragte sie leicht belustigt, aber auch verwundert.
,,Ich hab gefühlt hundert mal bei dir geschellt und du hast einfach nicht aufgemacht. Und du bist doch so eine verantwortungsvolle Person, da dachte ich, dir sei was passiert."
Sie hörte die Besorgnis, welche langsam wich, in seiner dunklen Stimme. Es rührte sie sehr, dass er sich solche Sorgen um sie gemacht hatte, zeigte ihr, dass ihm doch mehr an ihr lag, als sie angenommen hatte.
,,Tut mir Leid, Alec. Ich hab es einfach nicht mitbekommen. War mal wieder in Gedanken versunken." entschuldigte sie sich, über sich selbst lachend.
,,Dann ist ja alles in Ordnung. Kommst du denn dann?" beruhigte der Cowboy sich endgültig, trat einen Schritt zur Seite und deutete auf das Auto vor der Haustür, in dem Sascha saß und Ellie glücklich lächelnd zuwinkte.
,,Ja, ich komme sofort. Muss nur eben die Tasche holen."Kaum waren die Handtücher ausgebreitet, stand Sascha schon im Becken. Alec schüttelte amüsiert den Kopf. ,,Den kann man nie aufhalten, wenn wir hier sind. Immer als erstet im Wasser. Kommst du direkt mit oder bleibst du erst mal hier?" wandte er sich dann an Ellie.
,,Ich komm natürlich direkt mit! Muss nur noch meine Klamotten los werden." grinste diese voller Vorfreude und entledigte sich ihrer Kleidung.
,,Wow! Du hast ja auch 'n Tattoo! Siehst richtig geil aus! Zeig mal richtig." Alec war sichtlich begeistert von Ellies Tattoo, schaute es sich von näherem an.
Auf der rechten Flanke der Teenagerin war das Q vom Logo der Band Queen dargestellten und in diesem Q war etwas geschrieben.
,,For my little Girl." laß Alec die Worte nuschelnd vor. ,,Siehst ja beinahe so aus wie die Handschrift von Freddie Mercury. Krass!" staunte der Mann nicht schlecht und richtete sich wieder auf.
,,Sieht nicht nur so aus. Ist es." lächelte Ellie breit, war stolz drauf. Und dennoch war da dieser unscheinbarer Schmerz, der mit diesem Tattoo verbunden war.
,,Nicht dein Ernst?! Cool!" Er konnte es nicht glauben. Klar, es gab viele Möglichkeiten, die Handschrift einer Person zu tattoowieren, dennoch beeindruckte es ihn.
,,Mein voller Ernst! Aber jetzt lass mal ins Wasser. Ich schmelze ja schon, so heiß ist es." hechelte Ellie und fecherte sich Luft zu.
,,Sehr gerne. Wer zu erst im Wasser ist!" rief er urplötzlich und rannte los.
,,Hey!" meckerte Ellie gespielt beleidigt und sprintete hinter her.
Mit einem lauten Platschen landeten sie gleichzeitig in dem vollen Becken. Kein Wunder, dass es bei einem solchen Wetter übermäßig voll war.,,Meine Güte, habt ihr euch verlaufen oder warum habt ihr so ewig hier in gebraucht?" neckte Sascha die Beiden frech grinsend. ,,Halt die Klappe, Vollmer, und schau dir lieber ihr Tattoo an." motzte Alec gespielz zurück und deutete auf Ellie.
,,Tattoo?" wiederholte Sascha mit hochgezogener Augenbraue.
,,Ja, ich hab eins. Hier." Sie zog sich am Beckenrand hoch, setzte sich und deutete, als könne der Cowboy es nicht sehen, auf ihr Tattoo.
,,Cool! Queen Fan, was?" fragte er grinsend. ,,Jap!" Ellie ließ sich wieder ins Wasser gleiten. ,,Ich bin verrückt nach Queen. Singe so gut wie nur deren Songs. Naja, und meine eigenen halt." meinte sie beiläufig und zuckte locker mit den Schultern.
,,Du schreibst deine eigenen Songs? Toll! Dann kannst du und ja morgen oder Montag mal was vorsingen, oder nicht?" wollte Alec enthusiastisch wissen, wobei es viel eher eine Bitte war.
,,Na, ich weiß nicht so recht. Und außerdem wollt ich mich die nächsten beiden Tage mal ausklinken. Muss mal in Ruhe über was nachdenken." winkte sie bescheiden ab.
,,Ach so, okay. Dann vielleicht ein anderes mal. Worüber willst du denn nachdenken?" Neugierig schaute Sascha sein Gegenüber an.
,,Ach. Über dieses und jenes." Die Männer bemerkten sofort, dass sie nicht drüber reden wollte und wechselten das Thema.
,,Gut, dann denk du mal nach. Aber wenn du uns wieder besuchen kommst, dann aber in unserem Studio Internashville. Die Jungs kommen ja die Woche irgend wann wieder und wir hatten abgemacht, im Studio zu warten. Die Adresse schick ich dir dann noch." Kaum hatte Alec das gesagt, glänzten Ellies Augen auf.
,,Ihr ladet mich ins Studio ein?! Danke!! Ich war so lange in keinem mehr und vermisse es echt. Freue mich schon riesig darauf. Danke!" quiekte sie überglücklich und fiel den Beiden dankbar um die Hälser.
,,Türlich laden wir dich dahin ein. Du warst schon mal in nem Studio? Hast du schon mal Songs aufgenommen?"
fragte Sascha interessiert.
,,Hab meinem Dad und seiner Band dabei zugeguckt. Ab und an hab ich auch mal was gesungen, mehr aber auch nicht." antwortete sie ihm ehrlich. Dass sie so offen darüber sprach, dass ihr Dad eine Band hatte und diese schon Songs aufgenommen haben, war ungewöhnlich. Normalerweise war sie sehr bedacht bei dem, was sie sagte. Damit auch ja keiner etwas erahnen konnte. Doch bei diesen Männern tat sie es, sprach offen, und es störte sie gar nicht. Auf irgend eine Art und Weise gefiel ihr es sogar, endlich mal wieder so frei sprechen zu können und in der Nähe der Cowboys hatte sie das Gefühl, es tun zu können, ohne dass es Folgen haben werden würde.
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Break free?
FanfictionWas, wenn Freddie Mercury bis 2004 gelebt hätte. Und was, wenn er eine Nachfahrin hätte. Eine Nachfahrin, von der niemand - außer dem Partner und der Band - etwas weiß. Wir schreiben das Jahr 2011 und die 16 jährige Ellie trifft auf zwei Männer, die...