Kapitel 1

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Es knackte und klickste leise, als Hanna die Weinrote Haustür vorsichtig hinter sich schloss und zusperrte. Dann hagte sie sich bei mir unter, und wir liefen den Steinweg, der durch den kleinen, mit Wildblumen übersäten, Vorgarten zum Gartentor führte, entlang. Dort drückte ich die schwarze Eisenklinke hinunter, die ganz nass und kalt vom Regen war. Wie immer drehten wir uns noch einmal um, und betrachteten unser Zuhause. Zuhause. Wie schön das klingt, wenn man nach 15 Jahren in einem vollen Weisenhaus, zusammen mit seiner Besten Freundin adoptieret wird. Es war ein altes, renoviertes Fachwerkhaus, mit Weinroten Fensterläden, weißen Gardinen und drei hölzerne Stufen führten hinauf zu der schönen Veranda. Vor einem halben Jahr hatten sich unsere jetzigen Mum und Dad, die selbst keine Kinder kriegen können, entschlossen, zusätzlich zu Dads Mutter, Oma Grace, auch noch ein bis zwei Kinder zu aufzunehmen. Unser Glück, dass die beiden schon fast 45 waren und keine kleinen Kinder wollten.

Langsam schlenderten wir den Gehweg entlang, bis zu der nächsten Haltestelle. Es war Mitte November, eiskalt, und der blöde Bus hatte mal wieder Verspätung. So schön es auch in dem kleinen Dorf war, die Möglichkeiten von einem zum anderen Ort zu kommen waren sehr beschränkt. Als dann endlich der Bus mit quietschenden Reifen auf dem nassen Teer zum Stehen kam, hüpfen wir schnell hinein und grüßten Johann, den Bus Fahrer, der immer den Bus Richtung Stadt fuhr. Auf unseren Plätzen angekommen, fuhr sich Hanna durch ihre blonden Löckchen. "Sag mal Laura" begann sie,"was hältst du davon, wenn wir Oma Grace eine Stadtrundfahrt zu Weihnachten schenken, sie kommt doch nicht mehr so viel raus, und sie hasst Oma kram." Typisch Hanna. Immer plant sie alles im Vorraus. "Eine Stadtrundfahrt ist doch Oma kram!" antwortete ich ihr kichernd. Daraufhin wurde ich damit konfrontiert, dass sie, im Gegensatz zu mir, wenigstens schon Ideen hätte.

Wenig später öffneten sich die Türen quietschend. Lachend stiegen wir aus, und selbst Johann lächelte. Er war es schon gewohnt, dass wir über die flachsten Witze lachten. Wir schlugen den Weg vom Busbahnhof, über den Marktplatz, an den ganzen hell erleuchteten Schaufenstern vorbei, Richtung Waisenhaus im Osten der Stadt ein.

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