Kapitel 3

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Zusammen mit Frau Erlar betraten wir den Saloon des Waisenhauses. Alles war noch in dem Zustand, wie es der Graf von Reihnfelden damals hinterlassen hatte. Nur eine Heizung, Elektrizität, Lampen, Steckdosen und Wasserrohre waren Installiert worden. Hier saßen alle 20 Kinder und Jugendliche um einen großen Tisch, quatschen wild durcheinander und warteten auf das Essen. Stopp, es waren 21. Der neue Junge saß an einem Ende des Tisches, links und rechts neben sich alle Plätze frei, und bohrte mit dem Messer Löcher in den Tisch. Als Helen das sah, entflog ihrem Gesicht jegliche Freude. Mit ihrer selten strengen Miene stapfte sie auf ihn zu, und hielt ihm eine Standpauke,während die anderen kicherte oder geheimnisvoll tuschelten. Dann kam etwas völlig unerwartetes, etwas, was Hanna und Ich bisher nur einmal, und Gott sei Dank nie an unserem eigenen Leib, erlebt hatten. Sie schickte ihn auf sein Zimmer. Er stand auf, ging hinaus, in die große renovierte Eingangshalle, von der aus eine große Wendeltreppe zu den Schlaf-, Wasch- und Freizeit räumen führte. Mann hörte Türen knallen, Helen rieb sich die Schläfen, als hätte sie starke Kopfschmerzen, und alle schwiegen. "Nun," begann die Leiterin des Heims, "ich wünsche euch einen guten Appetit". Sie setzte sich auf ihren roten Ohrensessel am Betreuertisch in der Ecke, und vereinzelt wünschte man sich einen guten Appetit. Einen Nebentür schwang auf, und Rita, die Köchein des Hauses, schob ihren silbernen Essenswagen in den Saloon. Hanna und ich holten uns Besteck und einen Teller aus dem Regal neben der Nebentür, die zur Küche führte, und Rita klatschte uns viel Kartoffelbrei drauf, um alles anschließend mit einer Hänchenkeule zu verzierten.
Es ist nicht so, dass ihr Essen nicht schmeckt, aber es macht so Papp satt, dass man danach nur noch ins Bett fallen kann. Allerdings war heute, wie jeden Freitag, Filmeabend in der Bibliothek, mit der großen Leinwand.

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