Die zweite verschwundene Person

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~Zur selben Zeit in der Pokémonwelt~

Nachdem das junge Mädchen zu sich kam, die man ohnmächtig in der Hoennregion in Moosbach City auffand, bemerkte sie, dass die beiden Kinder, vielleicht gerade mal zehn Jahre alt, vor ihr zurückschreckten. Aber das war die Rothaarige leider schon gewohnt.
„Ich tu euch schon nichts.", versuchte die Sechzehnjährige die Kinder zu beruhigen.
„Wir wissen ja nicht, ob du beißt... und jemanden wie dich haben wir noch nie gesehen.", kam es von dem Mädchen, die sich fest an den Arm ihrer Freundin klammerte.
„Tu ich gar nicht und wo bin ich hier überhaupt?"
„Im Pokémoncenter in Moosbach City.", antwortete das andere Mädchen, die immer noch auf etwas Abstand hielt.
„Äh... bitte was für ein Center und Stadt?" Vermutlich träumte die Rothaarige nur, da ihr das völlig unbekannt war. „Naja, wie auch immer... danke euch für die Hilfe."
„Wie heißt du? Und warum hast du den Kopf einer Schlange? Der fühlte sich ziemlich echt an." Letztendlich wurden die Mädchen doch sehr neugierig.
„Ich heiße Habuko Mongoose und meine Quirk ist Lähmung. Für drei Sekunden kann ich meine Gegner durch Blickkontakt lähmen. Also praktisch die Fähigkeit einer Medusa.", erklärte die Kurzhaarige. „Darf ich auch nach euren Namen fragen?"
„Ich bin Sara und meine Freundin Nina. Was ist denn dieses Quirk?", fragte die Blonde der beiden.
„Das wisst ihr nicht?", wunderte sich Habuko.
„Nein, noch nie davon gehört.", entgegneten die beiden wie aus einem Mund.
„Habt ihr nicht auch eine Fähigkeit oder so?", hakte das Schlangenmädchen weiter nach.
Die zwei Zehnjährigen sahen sich perplex an und schüttelten schließlich den Kopf.
„Gibt es in der Gegend vielleicht jemanden?"
Erneut schüttelten beide den Kopf.
Nachdenklich strich sich Habuko über den Nacken und setzte sich auf der Krankenliege auf. Wie konnte das sein? Dabei hatten zu achtzig Prozent der Weltbevölkerung eine Quirke, also wie konnte es vorkommen, dass hier keiner eine besaß und man scheinbar nicht einmal wusste, was Quirks überhaupt waren. Vermutlich träumte sie wirklich nur. Zumindest war dies die einzig logischste Erklärung für das ganze Mysterium.

„Kinder, kommt ihr jetzt?", kam es von Ninas Mutter. „Ich möchte nicht, dass ihr mit diesem unheimlichen Mädchen redet, wer weiß was sie wirklich im Schilde führt."
„Aber sie ist total nett.", widersprach Nina ihrer Mutter.
Autsch. Für Habuko war das wie ein Stich ins Herz. Diese Vorurteile musste sie sich früher schon immer anhören, dass sie unheimlich oder auch gefährlich sei.
„Ist mir egal, die kann auch nur so tun.", ohne ein weiteres Wort, zerrte die Mutter beide Kinder mit sich mit.
„Tschüss Medusafrau.", konnten sich die beiden wenigstens noch verabschieden.
„Mach dir nichts draus, es gibt leider immer Leute die bei sowas seltsam reagieren.", kam es von Schwester Joy, die sich um Habuko gekümmert hatte, während sie weggetreten war.
„Kenn ich schon zu gut.", seufzte die Jugendliche und schrak völlig zusammen, als sich eine Schlange um ihren Hals wickelte und ihren kompletten Kopf mit dem Körper verdeckte. „Hmpf."
„Och Vipitis, lass doch das Mädchen in Ruhe.", seufzte die Schwester.
Mit aller Mühe versuchte Habuko dieses Tier von sich wegzubekommen, jedoch blieb dieses ziemlich stur. Als das Mädchen das Tier endlich von ihrem Kopf wegbekam, schlängelte sich die Schlange um ihren Arm und starrte dem Mädchen in die Augen.
„Wir scheinen uns wohl zu verstehen, was? Aber so eine Schlangenart habe ich noch nie gesehen. Wie kommt es zu dem Namen Vipitis?", wollte die Rothaarige wissen.
„Das ist der Name dieses Pokémons, einen richtigen Spitznamen hat es noch nicht.", erklärte Joy.
„Pokémon? Was ist denn das? Wollen Sie damit sagen, dass Vipitis die Bezeichnung der Rasse ist?"
„So in der Art. Und du weißt wirklich nicht, was Pokémon sind?"
Habuko schüttelte den Kopf. „Das ist genauso, wie Sie wohl nicht wissen, was Quirken sind."
„Okay, okay, wo kommst du denn überhaupt her?", fragte die Rosahaarige schließlich.
Natürlich beantwortete die junge Rothaarige sofort ihre Frage, jedoch kannte Schwester Joy diesen Ort nicht.
„Ich träume anscheinend wirklich nur."
„Das tust du eben nicht.", widersprach Joy.
„Na toll... und jetzt?"
„Das weiß ich nicht. Aber du könntest hier in Hoenn zu einer Zweigstelle von Lifeguard gehen.", schlug Joy vor. „Da kann man dir noch eher weiterhelfen."
„Was ist das?", wollte die junge Mongoose wissen.
„Sowas wie ein Rettungsteam für alles mögliche und ich denke mal, sie kennen sich mit ungewöhnlichen Dingen am besten aus.", erklärte die Besitzerin des Pokémoncenters kurz und knapp.
„Wie komme ich da hin?", wollte Habuko noch wissen.
Joy verschwand kurz ins Büro und als sie zurückkam, brachte sie eine Karte mit, die sie dem Schlangenmädchen gab. Auf der Karte zeigte sie eine markierte Stelle, wo sie sich gerade befanden und wo sich die Zweigstelle Lifeguards befand. „Außerdem würde es mich und auch Vipitis freuen, wenn es mit dir kommen darf. Immerhin wurde dieses Pokémon von seinem ehemaligen Trainer scheinbar ausgesetzt."
„Aber es ist doch bei Ihnen?"
„Ich habe Vipitis nur gesund gepflegt, da ein Trainer es verletzt auffand. Außerdem scheint Vipitis dich sehr zu mögen.", musste Schwester Joy feststellen.
„Na dann darf mich dieses Prachtstück gerne begleiten.", lächelte Habuko.
Bevor die Jugendliche losging, ließ sie sich noch erklären, wie das mit dem Pokéball funktionierte, nach dem sich Vipitis von diesem fangen ließ.
Das Schlangenmädchen wunderte sich darüber nur, wie solch ein Wesen in so einem winzigen Ball hineinpasste.
„Viel Erfolg", wünschte Joy, ehe das Mädchen losging.
„Ich danke Ihnen." Daraufhin verließ die Kurzhaarige das Pokémoncenter und ging erstmal in die nächstgelegene Boutique. Nachfragen konnte sie leider nicht, da fast jeder die Flucht ergriff, als man sie sah, weshalb sie sich wohl auf die Karte verlassen musste.

Nach kurzer Zeit kam sie auch zu einem Laden. Dort suchte sie sich eine Jeanshose und ein Shirt, das eine Kapuze hatte. Nachdem sie sich umgezogen hatte und ihre Schuluniform in die Tasche verstaut hatte, ging sie zur Kasse.
„S-sie m-müssen das nicht zahlen, gehen Sie und tun Sie mir bitte nichts!", stammelte die Verkäuferin hinter der Kasse und drückte sich völlig verängstigt gegen die Wand.
Seufzend strich sich Habuko durchs kurze Haar. „Ich kann das momentan noch nicht bezahlen, weshalb ich Sie um eine Rechnung bitten wollte und ich tue niemanden etwas Böses." Das Mädchen hatte noch nicht die passende Währung, wollte aber auf jeden Fall die Schulden begleichen.
Die Verkäuferin nickte nur wortlos und schrieb auch eine Rechnung, bis wann und auf welches Konto das bezahlt werden sollte. „Und jetzt verlassen Sie bitte meinen Laden!", bat die Frau, da wegen Habuko schon keine Kundschaft mehr reinkam.
„Tut mir leid wegen der Umstände.", entschuldigte sich Habuko und verließ den Laden. Hier hatte man scheinbar noch viel mehr Angst vor ihr, als dass sie es schon so von ihrer Heimat kannte. Das tat ihr innerlich sehr weh und deswegen standen ihr sogar schon ein wenig die Tränen in den Augen. Sie wollte so schnell wie möglich wieder zurück, vor allem zu ihren Klassenkameraden und ihrer besten Freundin Tsuyu, die sie wenigstens so akzeptierten, wie sie war.
Seufzend zog sie sich die Kapuze über den Kopf und weit möglichst übers Gesicht, sodass nur noch ein Schatten erkennbar war. Immerhin würde sie so niemanden mehr einen Schrecken einjagen, wenn ihr Gesicht verdeckt war.

Gelandet in der Welt der PokémonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt