Das Symbol

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Während des ganzen Abends ging sie ihm nicht aus dem Kopf. Er wusste, dass sie schön war, obwohl er ihr Gesicht nicht gesehen hatte. Er mochte es, wie selbstbestimmt sie gesprochen hatte. Doch wer war sie? Und wie zur Hölle war sie in dieser kurzen Zeit an all diese Akten gekommen? Stalkte sie  ihn etwa? 

Auch seinen Kumpels fiel auf, dass er nicht ganz bei der Sache war. Viele kamen an diesem Abend zu ihm, weil sie in der Zeitung vom Vorfall gelesen hatten. Die wenigsten schienen zu wissen, dass er Anschlag ihm hatte gelten sollen. Er ging früh nach Hause, da es ihm zuwider war wie ihn alle behandelten und wie alle nur über die Tat sprechen wollten. Es schien als würden alle nur wissen wollen, was passiert war, um es dann weitererzählen zu können. Normalerweise stand er gerne im Mittelpunkt. In dieser Situation hätte er aber gerne darauf verzichtet. Er wusste ja selbst kaum mehr als in der Zeitung stand. Er wollte wissen, wer es war und warum. Er musste sie wiedersehen.

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Als er die Auffahrt zum Familienanwesen hochging hörte er eine leise Stimme. "Leo", flüsterte sie. Neugierig ging er in Richtung der Stimme. Leicht versteckt hinter Büschen stand sie wieder da. Ihr weisses Gesicht glänzte im Mondlicht. Eilig ging er auf sie zu. Seine Zweifel ihretwegen hatte er weggewischt. Er wollte die Wahrheit, selbst wenn sie etwas damit zutun hatte. Als er bei ihr angelangt war, zog sie ihn leicht ins Gebüsch und flüsterte: " Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?" 

"Vertraust du mir?", fragte er sie und grinste.

"Ja", lächelte sie. 

Leo nahm die Hand des unbekannten Mädchens und führte sie zu einer kleinen verlassenen Bank. "Hier werden wir nicht aufgezeichnet", sagte er. Sie setzten sich und das Mädchen öffnete ihre Mappe. "Also. Wir wissen, dass die Täter nicht aufgezeichnet wurden. Sie sind unbemerkt ins Haus gelangt, jedoch als ihr Plan schief lief durch das Fenster geflüchtet. Davon könnte sie Verletzungen haben." "Willst du die Krankenhäuser in der Umgebung abklappern?", fragte er sie. "Nein, ich denke nicht, dass sie so dumm wären. Sie haben es ja schliesslich unbemerkt ins Haus geschafft und wurden von keiner eurer Kameras aufgezeichnet." "Woher weiss ich, dass du nicht Teil ihrer Bande bist?", fragte er sie. 

Sie beugte sich nah an ihn heran und flüsterte ihn sein Ohr: "Ich bin es nicht. Ich will dir helfen und herausfinden, was das Motiv war." 

"Weshalb versteckst du dich dann?"

 "Es spielt keine Rolle, wer ich bin", antwortete sie schulterzuckend.

 "Für mich schon." 

"Es würde nichts ändern", entgegnete sie. 

"Gibts du mir wenigstens einen Tipp?"

 "Wir sind in der gleichen Stufe. Nicht, dass dir das je aufgefallen wäre."

"Da habe ich wohl etwas verpasst."

Sie lächelte. "Versuch nicht mit mir zu flirten Leo. So leicht bin ich nicht rumzukriegen. Du hast deinen Tipp erhalten. Nun habe ich eine Frage offen."

Er seufzte. Er hätte gerne mehr über sie gewusst. "Was willst du wissen?"

"Hast du eine Idee warum sie es auf dich abgesehen hatten? Hätte jemand aus deiner Familie ihr Tatobjekt sein können?"

"Das waren zwei Fragen", grinste er. "Nein, es war ziemlich klar, dass ich das Opfer sein sollte. Aber ich habe keine Ahnung warum."

"Ich werde es herausfinden", sagte sie und stand auf. Er packte sie am Handgelenk. "Warte kurz! Er zog ihr Handgelenk zu sich heran und strich ihr durchs Haar. Sie hatte es hochgesteckt, doch eine Strähne hatte sich gelöst. Er zog sie näher zu sich heran. Sie faszinierte ihn. Sie hatte etwas mystisches, was sie unglaublich sexy machte. Er merkte ihrem Blick an, dass sie nicht abgeneigt war. "Ist dir noch etwas eingefallen?", fragte sie unschuldig. "Nein, ich würde mich nur gern bei dir für deine Recherchen bedanken", sagte er und zog sie noch näher zu sich. "Ich bin keines dieser Mädchen", sagte sie und löste sich aus seinen Armen. "Das dachte ich mir auch nicht. Wann seh ich dich wieder?" "Bald." Sie ging davon im Glauben ihm nicht das gegeben zu haben, was er von ihr wollte. Sie irrte sich. Sie sollte erst zu Hause bemerken, dass er ihr das Unendlichkeitszeichen mit wasserfesten Filzstift auf das linke Handgelenk gemalt hatte. Er war sich sicher, dass er sie morgen finden würde.


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