Es war der Morgen des 1. Septembers. Heute begann das neue Schuljahr. Und auch meine Verbannung. Meine Mutter konnte es gar nicht erwarten, mich loszuwerden. Sie sehnte sich so sehr danach, dass sie mich in aller Herrgottsfrühe weckte. Ein verschlafener Blick zum Wecker auf dem Nachttisch sagte mir, dass es erst zehn nach sechs war.
«Den packst du am besten auch gleich ein», empfahl Ma und zog dann die Vorhänge zurück. Die hellen Sonnenstrahlen fielen in mein Gesicht und blendeten mich. Ich blinzelte gegen das Licht und drehte mich mit einem unwilligen Laut weg.
«Raus aus den Federn!», sagte Ma und zog mit einem Ruck die Decke weg, «Und vergiss nicht Bürste, Zahnbürste und Zahnpasta mitzunehmen. Und deine Uhr! Es gibt nichts, das so wichtig ist wie Pünktlichkeit.» Sogleich warf sie einen Blick auf ihre eigene Armbanduhr. «Ich erwarte dich dann in spätestens einer Viertelstunde in der Küche.»
Nach dem Ma das Zimmer verlassen hatte, kletterte ich grummelnd aus dem Bett und zog mich an. Was sollte das? Der Zug fuhr erst um elf, ich hatte also noch ewig Zeit. Nachdem ich meine Morgentoilette beendet hatte, suchte ich die letzten Sachen auf meiner Packliste zusammen und verstaute alles in dem riesigen Schrankkoffer, der fast so gross war wie ich selbst. Unschlüssig verharrte ich vor dem Koffer, mein Blick wanderte zum Regal an der Wand, wo ich meine Kassettensammlung aufgestellt hatte. Kurzerhand griff ich nach meinem Walkman, der angebrochenen Familienpackung Batterien und warf noch eine Auswahl meiner Lieblingskassetten in den Koffer. Ein ganzes Jahr ohne Musik? Undenkbar.
Etwa zehn Minuten nachdem die vereinbarte Viertelstunde um war, schlurfte ich in die Küche, den schweren Koffer mühsam hinter mir her schleifend. Obwohl er so riesig war, hatte ich ihn kaum zubekommen. Kein Wunder bei dem riesen Berg an Ausrüstungsgegenständen und Kleidern, die wir mitnehmen mussten. Nun ja, einige der Bücher wären nicht notwendig gewesen und die Kassetten auch nicht, aber niemand konnte von mir erwarten, dass ich meine Hobbys aufgab, nur weil ich jetzt auf ein Internat ging.
Meine Mutter schien jedoch kein Verständnis für meine Verspätung zu haben. Mit einem bedeutungsvollen Blick zur Uhr über der Küchentür hielt sie mir ein gebuttertes Brotstück entgegen. Kaum hatte ich ihr die Scheibe Brot abgenommen, vergrub sie ihre Nase wieder in der London Times.
Herzhaft biss ich hinein und verdrehte die Augen, als sich der Geschmack in meinem Mund ausbreitete. Wahrscheinlich war das das letzte anständige Stück Brot – wie meine Mutter sagen würde – das ich bis in einem Jahr zu essen bekam. Ich zweifelte daran, dass sie in dieser Zauberschule etwas anderes als Toast haben würden. Hmm, vielleicht hatte ich gerade einen Grund gefunden, der es wert wäre, zu Hause zu bleiben. Kauend beobachtete ich meine Ma beim Zeitunglesen. Sollte ich mich entschuldigen, wegen unseres Streits gestern? Ich hatte sie wieder einmal nach meinem Vater gefragt. Ob er ein Zauberer war, denn das wäre die naheliegende Erklärung dafür, dass ich eine Hexe war, nicht? Aber sie hatte wieder einmal behauptet, dass es mir egal sein könne, wer er war. Dass es mir egal sein könne, ob er ein Zauberer war oder nicht. Dass es keine Rolle spiele. Aber es spielte eine Rolle! Für mich tat es das! Konnte sie das denn nicht verstehen? Oder vielleicht ...
«Ma?», fragte ich zögerlich, «Wieso behauptest du immer, dass es keine Rolle spielt, wer mein Vater ist?»
Der Blick meiner Mutter war tödlich. «Bisher bist du doch ganz gut ohne ihn ausgekommen.»
«Schon...», druckste ich herum, «aber es ist nicht das Gleiche. Joannes Vater hat uns beigebracht, eine Baumhütte zu bauen und sie gehen oft zusammen zelten oder rudern», pries ich die Vorzüge eines Vaters an.
Ma stiess ein schnaubendes Lachen aus. «Dafür braucht man keinen Vater. Ich hätte dir auch beibringen können, wie man eine Baumhütte baut, oder kann mit dir rudern gehen oder zelten. Wenn es das ist, was du willst, kann ich mir nächsten Sommer gerne ein paar Tage freiräumen, damit wir zelten gehen können.»
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Unausgesprochene Geheimnisse - Adrienne Seanorth (HP FF)
FanfictionEine Harry Potter Fanfiction (Überarbeitet) Adrienne Seanorth hat nicht an Magie geglaubt, bis sie ihren Hogwartsbrief erhalten hat. Nun muss sie sich in einer völlig neuen Welt zurecht finden. Darüber hinaus verhält sich ihre Mutter ausgesprochen s...