Es war ein Licht. Oben am Abhang tauchte ein Licht auf.
«Ein Irrlicht?», fragte ich Cedric.
«Ein was?»
«Ein Irrlicht.» Jeder wusste doch, was ein Irrlicht war! Aber Moment, hatten wir Irrlichter nicht in Verteidigung gegen die dunklen Künste behandelt? Die Zauberergemeinschaft nannte sie ... «Ein Hinkepank», fügte ich erklärend hinzu.
«Aber wir sind nicht in einem Sumpf», sagte Cedric.
«Hey! Wer seid ihr?», rief das Irrlicht. «Seid ihr Hogwartsschüler?»
Cedric und ich sahen uns irritiert an. Konnten Irrlichter sprechen? Das Licht zitterte und kam dann hüpfend den Hang herab. Cedric und ich wichen, so schnell es mit einem verstauchten Knöchel ging, zurück. Dann war das Licht unten am Abhang angekommen und hinter dem Licht war auf einmal ein Gesicht zu erkennen. Ein sommersprossiges Gesicht und viel rotes Haar.
«Charlie? Bist du das?», fragte ich piepsig.
«Adrienne?», kam es erstaunt zurück. Das Licht kam näher. Es war tatsächlich Charlie Weasley, der vor uns stand. Das Licht kam von der Spitze seines Zauberstabs. «Und du bist der Junge, dessen Katze wir gefunden haben. Cedric Diggory, richtig?», fragte Charlie.
Cedric nickte stumm. Er schien genauso erleichtert wie ich, auch wenn man ihm deutlich die Schmerzen in seinem Bein ansah.
«Was macht ihr hier? Es ist mitten in der Nacht und ihr treibt euch draussen herum! Im Verbotenen Wald! Was denkt ihr euch eigentlich dabei?», wetterte Charlie. «Jeweils zehn Punkte Abzug für Gryffindor und Hufflepuff!»
«Ähm Charlie?», unterbrach ich seine Standpauke. «Du bist auch gerade im Verbotenen Wald.»
«Ja, stimmt. Aber im Gegensatz zu euch beiden kenne ich mich hier aus und verstehe genug von Zauberei, um mich zu verteidigen», sagte Charlie etwas ruhiger.
«Das heisst, du kannst uns hier rausbringen?», fragte Cedric hoffnungsvoll.
Charlie nickte. Wir nahmen Cedric in die Mitte, Charlie gab die Richtung an. Mit Cedrics verstauchtem Fuss kamen wir nur langsam voran, aber wenigsten wusste Charlie wo es lang ging.
«Wie kommt es eigentlich, dass du dich im Wald auskennst? Du darfst ja auch nicht herkommen», fragte ich.
«Ich helfe öfters Hagrid und Professor Kesselbrand mit den Tieren. Dabei muss man hin und wieder in den Wald. Besonders mit Hagrid war ich schon oft hier drin.»
«Und wieso bist du heute Nacht hier unterwegs?», fragte ich weiter.
«Weil ich versuchen wollte, dieses Monster zu finden, das die Katzen anfällt», sagte Charlie verlegen.
«Wollten wir auch», keuchte Cedric. «Hast du's gefunden?»
Hatte er nicht. Dafür aber uns, was auch gut war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich der Waldrand in Sicht. Inzwischen waren unsere Kleider völlig durchweicht, meine Schuhe waren nass und meine Füsse so kalt, dass ich sie fast nicht mehr spürte. Die kalte Luft verbrannte uns die Lungen. Zu dritt stapften wir durch den Schnee hinauf zum Schloss, das in tiefer Dunkelheit lag. Es musste weit nach Mitternacht sein.
«Wenn ihr nicht wollt, dass einer der Lehrer herausfindet, dass wir im Wald waren, dann gehen wir am besten so schnell wie möglich in unsere Schlafsäle. Das heisst, dass du erst morgen zu Madam Pomfrey gehen kannst, Cedric», sagte Charlie.
Cedric nickte tapfer. «Das geht schon. Ich sag ihr dann, dass ich auf der Treppe umgeknickt bin oder so.»
«Na dann, gute Nacht. Und gute Besserung», sagte Charlie und zog dann leise das Schlossportal einen Spalt breit auf. Wir zwängten uns durch den schmalen Spalt und drückten das schwere Tor wieder zu. Charlie legte den Finger an die Lippen, damit wir auch ja keinen Laut von uns gaben. Dann winkte er Cedric kurz zu und zog mich zu den Treppen. Auf leisen Sohlen schlichen wir uns die Treppen hinauf und durch die Korridore. Es war stockdunkel, nur durch die Fenster fiel milchiges Mondlicht und erhellte kurze Abschnitte unseres Wegs. Ohne behelligt zu werden, gelangten wir zum Portrait der fetten Dame.
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Unausgesprochene Geheimnisse - Adrienne Seanorth (HP FF)
FanfictionEine Harry Potter Fanfiction (Überarbeitet) Adrienne Seanorth hat nicht an Magie geglaubt, bis sie ihren Hogwartsbrief erhalten hat. Nun muss sie sich in einer völlig neuen Welt zurecht finden. Darüber hinaus verhält sich ihre Mutter ausgesprochen s...