Summer is a Curse | WinterFalcon

I

Das Blatt Papier wellte sich in seinen verschwitzten Fingern und er starrte unschlüssig auf die Zahlen darauf. Wieder ein Schuljahr zu Ende, wieder eine gefühlte halbe Ewigkeit lang Sommerferien.

Um ehrlich zu sein wusste Bucky nicht, was er mit seinen Noten anfangen sollte. Er hatte das Jahr geschafft und er hatte auch nicht wirklich daran gezweifelt dass er es schaffen würde. Nicht dass er ein übermäßig guter Schüler war, aber manchmal hatte er nichts besseres zu tun als zu lernen. Traurig eigentlich.

Seufzend faltete er das Zeugnis in der Mitte und stopfte es in seinen kleinen Rucksack und schwang ihn sich über die Schulter. Er wäre fast in den zwei ersten Stunden nicht aufgekreuzt weil er nicht den Sinn dahinter sah, zwei Stunden lang zu warten nur um dann mit einem nutzlosen Blatt Papier gleich wieder nach Hause zu fahren.

Um ihn herum verabschiedeten sich die Schüler voneinander, umarmten sich ein letztes Mal bevor die meisten in irgendwelche tropischen Länder fliegen und von dort bunte Selfies mit Cocktails schicken würden, während ihre Freunde entweder das selbe machten oder neidisch durch ihren Instagram scrollten.

Die Sonne brannte vom Himmel herab und zwang die Schüler dazu, nah an der Mauer Schutz im Schatten zu suchen.

Die Schüler die für die meisten Regelungen an der Schule verantwortlich waren hatten einmal vorgeschlagen durch verschiedene Mittel die Schüler von der Sonne zu schützen, aber die Schule war faul. Und wahrscheinlich geizig. Lieber würden sie die uralten Computer endlich einmal austauschen als sich Gedanken um das Wohlsein der Schüler zu machen.

Neben ihm verabschiedeten sich die-fast-schon-Promis der Schule mit einem Handschlag und einem Klopfen auf den Rücken voneinander, sich gegenseitig Urlaubspläne mitteilend und vielleicht die ein oder andere Party planend während er versuchte sein durch die Hitze klemmendes Fahrradschloss zu lösen.

Das waren die, die es sich leisten konnten jede Ferien in ein anderes Land zu fliegen oder riesige Partys in ihren eigenen Häusern zu feiern. Die auf die man entweder neidisch war oder zu denen man aufschaute. Er stand ihn gleichgültig gegenüber. Niemand konnte sagen was hinter den perfekten Fassaden steckte und es lag nicht an ihm das zu beurteilen.

Er ruckelte ein paar mal am Schloss, bis es endlich aufsprang und er es um den Sattel wickelte. Schweiß lief ihm übers Gesicht und er zog einmal scharf die Luft ein als er sich auf den schwarzen Sattel setzte, der davor über zwei Stunden in der Sonne gestanden hatte.

Es war noch nicht einmal Mittag und die Sonne hatte ihren höchsten Stand noch längst nicht erreicht und doch wünschte er sich schon den Abend herbei. Er hasste den Sommer. So sehr wie man eine Jahreszeit nur hassen konnte.

Vielleicht wäre es etwas erträglicher wäre Steve hier, aber sein bester und leider einziger Freund hatte für die ganzen Ferien eine Reise gewonnen. Es hatte irgendetwas mit Kunst oder kreativem Gestalten zu tun, aber er hatte es nicht wirklich verstanden.

Außer dass Steve mehr als glücklich gewirkt hatte und er ihn mit einem Lächeln hatte abfahren lassen. Er war jetzt eine Woche weg. Langsam wurde es irgendwie zur Tradition dass Steve ihn in den Ferien allein ließ und jedes Mal wusste er wieder nicht was er tun sollte.

Er bog mit dem Fahrrad in eine Seitenstraße ab die er sonst eigentlich nie fuhr und parkte es vor einer kleinen Videothek. Wie sie sich so lange halten hätte können war ihm ein Rätsel, aber da sein WLAN nicht dass beste war war sie manchmal die einzige Lösung.

Der Asphalt flimmerte in der Hitze und er passte auf sein Fahrrad möglichst in den Schatten zu stellen. Als er durch die Glastür trat empfing ihn ein kühler Luftzug und er seufzte erleichtert auf.