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„Wer hätte gedacht, dass Bucky Barnes in der Lage ist zu lachen."

Sie saßen vor der kleinen Pommesbude, nachdem sie mit sehr viel Glück geschafft hatten, einen Platz unter dem Sonnenschirm zu ergattern.

Bucky band seine Haare in einem Dutt zusammen, nachdem sie nun mehr oder weniger in der Sonne getrocknet waren und warf ihm einen genervten Blick zu. Sam hatte ein Grinsen auf dem Gesicht, dass Bucky ihm am Liebsten wegwischen würde und stützte sein Kinn auf seinem Handballen auf. Buckys einziger Grund, warum er überhaupt noch hier war, war dass Sam ein Auto hatte. Aber bald würde Bucky auch liebend gerne den langwierigen Fußweg auf sich nehmen.

Es war praktisch, ein Auto zu haben, schätzte er. Mobil zu sein, einfach wegfahren zu können wenn er es wollte. Er wünschte sich oft, ein Auto zu besitzen, nicht einmal ein großes oder unglaublich modernes, sondern einfach ein kleines Auto, dass ihm gehörte. Bucky konnte fahren, klar, und er hatte einen Führerschein, aber er war noch nicht 18. Und seine Mutter war zu selten da, als dass er mit ihr herumfahren könnte.

Manchmal verwunderte es ihn, dass Sam älter war als er. Zwar gingen sie in die selbe Klassenstufe und dann machte so eine kleine Differenz kaum Unterschied, aber trotzdem fuchste es ihn ein wenig. Dass Sam mehr tun konnte als er, und das nur, weil er einige Monate früher als er geboren war.

„Du holst die Pommes", murmelte Bucky als Sams Name gerufen wurde und lehnte sich erschöpft in seinem Stuhl zurück. Die Wärme zog auch noch das letzte bisschen Energie aus seinem Körper und wenn er etwas nicht hatte, dann war es Lust aufzustehen.

„Ich hasse dich, James", meinte Sam zurück und Bucky verzog das Gesicht bei seinem Namen.

Wilson stemmte sich mühsam aus seinem Plastikstuhl, der ihm innen an den Knien festklebte und richtete seine Badehose. Während Bucky sich ein Shirt übergezogen hatte, hatte Sam gemeint, dass er schon die Gelegenheit nutzen müsste um zu zeigen, was er hatte. Bucky hätte es ihm gerne nachgemacht, rein aus Protest, aber die Sonne hatte andere Ideen gehabt. Wenigstens hatte er nur einen Arm, an dem er einen Sonnenbrand bekommen konnte.

Sam schlurfte mit seinen nicht mehr allzu neuen Adiletten über die Wiese, Sonnenbrille oben auf dem Kopf sitzend und den Sticker von Bucky Wasserflasche am Rücken kleben. Bucky konnte nicht anders als leicht zu grinsen. Es hatte ihn einen Schlag auf Sams Rücken gekostet, aber seiner Meinung nach war das Ganze ein Meisterprank der Höchstklasse.

Er beobachtete wie Sam der Bedienung ein strahlendes Lächeln zuwarf und die beiden Portionen nahm, bevor er sich wieder auf den Rückweg machte.

„Du siehst aus der Ferne noch schlimmer aus als aus der Nähe", meinte Sam mit ein paar vielen Pommes im Mund, bevor er den Plastikstuhl misstrauisch musterte und sich schließlich darauf fallen ließ.

„Das ist, weil du keinen Geschmack hast, Banause", erwiderte Bucky und strich sich abwesend eine Strähne hinters Ohr, die seinem Dutt entkommen war. Sam hatte inne gehalten und Bucky sah auf. „Was?" Sam starrte ihn an und Bucky begann sich etwas unwohl zu fühlen, bevor sein Gegenüber den Kopf schüttelte, wie um einen Gedanken zu vertreiben und sich eine Ladung Pommes in den Mund stopfte.

„Red dir das nur ein, Jim Knopf."

Bucky runzelte kurz verwirrt die Stirn und angelte sich dann seine Portion, bevor Sam sie ebenfalls verschlingen konnte.

Es war immer noch komisch. Mit Sam abzuhängen. Sie waren die einzigen, die den Sommer Zuhause verbrachten und hatten beide gerade nicht wirklich andere Freunde, die Zeit hatten, aber trotzdem fühlte sich das Ganze etwas wie eine Ausrede an. Er kannte Sam nicht wirklich, außer ein paar Gesprächen die bis jetzt immer darin geendet hatten, dass Steve sie voneinander trennen hatte müssen. Und doch saß er jetzt mit demjenigen, den er wahrscheinlich seinen Erzfeind betiteln würde am See und aß Pommes.

„Wenn du so weiter isst, musst du gleich ein Shirt anziehen", meinte Bucky und nahm einen großen Schluck von seinem Wasser, während Sam mit den Augen rollte.

„Das würdest du aber nicht wollen, Barnes."

Bucky wusste nicht wirklich was er darauf antworten sollte, weswegen er schwieg. Die Sonne verließ gerade ihren höchsten Stand am Himmel und Bucky hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Wiese füllte sich noch mehr.

Er fragte sich was Steve wohl gerade trieb, und was er von Bucky Situation halten würde. Wahrscheinlich würde er lächeln und meinen, wie schön es war, dass Bucky neue Freunde fand, das offensichtliche komplett übersehen, nämlich dass Bucky Sam nicht ausstehen konnte und anders herum.

„Du hast Sommersprossen", riss Sam ihn aus seinen Gedanken und er sah auf. „Was?" „Du hast Sommersprossen", wiederholte er sich und Bucky zog eine Augenbraue in die Höhe. „Es sieht aus als hätte dir ein Vogel ins Gesicht geschissen." Die zweite Augenbraue wanderte nach oben, aber das hatte ihn jetzt doch neugierig gemacht.

Er beugte sich über den billigen Metalltisch und betrachtete sein Spiegelbild in der reflektierenden Oberfläche. Tatsächlich, kleine, fast unscheinbare Punkte säumten seine Nase und Wangen, fast kaum sichtbar und Bucky wunderte sich, wie Sam sie sehen konnte.

Er zuckte mit den Schultern. „Besser als Sonnenbrand schätze ich."

„Ach was, ich glaube rot steht dir ausgezeichnet."

„Ach, verpiss dich."

Sam klaute sich Bucky letzte Pommes, bevor dieser ihn stoppen konnte und quälte sich aus seinem Stuhl.

„Wir fahren jetzt. Du hast kein Mitreden, weil ich der Fahrer bin und nach Hause will. Fühle dich frei zu laufen."

Bucky seufzte übertrieben laut und legte dabei den Kopf in den Nacken, bevor er sich aufrichtete. Der Stuhl pellte sich langsam von den Stellen an seinen Oberschenkeln, wo die Badehose nach oben gerutscht war und er warf den Stühlen einen angeekelten Blick zu. Es gab bessere Möglichkeiten. Vielleicht hätte er sich sein Handtuch darunter legen sollen.

An Sams Rücken klebte immer noch der Aufkleber. Bucky beobachtete ihn, darauf hoffend, dass er nicht abfallen würde als sie sich ihren Weg zurück über schlafende und langsam brutzelnde Menschen machten.

Die Motorhaube sah aus, als könnte man Spiegeleier darauf braten. Und Bucky war sich sicher, dass seine Selbstkontrolle, hätte er gerade Eier zur Hand, nicht reichen würde um ihn daran zu hindern es auszuprobieren. Er wollte sich nicht vorstellen, was erst im Inneren für eine Temperatur herrschte, aber das würde er wohl früher oder später erfahren.

Sam wollte sich gerade ein Shirt überziehen, als Bucky ihm den Aufkleber vom Rücken pflückte und ihn triumphierend in die Höhe hielt. Sams Augen verdrehten sich so stark, dass er wahrscheinlich sein nicht existenten Gehirn sehen konnte.

„Was bist du, 11?"

„Von 10? Definitiv."

„Du darfst gleich laufen."

„Um nicht mit dir mitfahren zu müssen? Liebend gerne."

Trotzdem saß er neben Sam auf dem Beifahrersitz, Gesicht in Entsetzen verzogen, während er darauf wartete, dass die Klimaanlage die Temperatur wenigstens so weit senkte, dass er nicht mehr das Gefühl hatte, in der Hölle zu brennen. So weit war er noch nicht.

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Summer is a Curse | WinterFalconWo Geschichten leben. Entdecke jetzt