22.)

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"Wir haben keine Schmerztabletten mehr.", kam es gedämpft aus dem Bad. Ich stand auf, wobei sich mein Rücken ein wenig entspannte und ging ebenfalls ins Bad. "Das macht nichts. Ich glaube, dass eine heiße Dusche es auch schon tut." Er sah zu mir und scannte einmal komplett meinen Körper. Mir wurde wieder bewusst, dass ich hier gerade nackt stand. Er zog sich ohne zu zögern aus und stieg in die Dusche. "Komm, Mila.", forderte er mich auf und ich folgte seinem Beispiel. Unter der Dusche angekommen stellte er das Wasser an und begann wieder, meinen Rücken zu massieren. Ich quietschte ein paar Mal vor Schmerz auf, doch er tat es einfach mit einem Kopfschütteln ab. "Ich werde einen Chiropraktiker kommen lassen. Der soll sich deinen Rücken mal ansehen." Überrascht drehte ich den Kopf zu ihm um. "Bitte nicht. Er wird mir genauso wehtun, wie du es gerade tust.", flüsterte ich schüchtern. Steves Gesichtszüge verhärteten sich. "Es wird dir danach besser gehen. Außerdem solltest du ein paar Stunden gefesselt im Bett liegen schmerzfrei aushalten können. Ich kann dich nicht immer wieder losbinden, weil die Schmerzen zu stark werden." Geschlagen drehte ich den Kopf wieder nach vorne. Er tat es wieder. Vorhin war er noch so liebevoll gewesen und jetzt war er wieder ganz der Alte. "Tatsächlich habe ich schon einen Termin gemacht. Er kommt morgen." Wieder sah ich nach hinten. "G-geht der Kunde nicht meistens eher zu dem Typen und nicht anders herum?", stellte ich verwirrt fest. "In diesem Fall nicht. Er wird ins Haus kommen." Dann stellte er das Wasser ab. Ich stieg aus der Dusche und er folgte mir. Ich wollte ein Handtuch nehmen, doch er kam mir zuvor. Er trocknete mich ab und ich ließ es geschehen. Von Zeit zu Zeit glitt seine Hand über meinen Po oder über meine Brüste und ich sah beschämt weg, doch dann machte er nur demonstrativ weiter.
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"Mila!", rief Steve von unten. Seufzend machte ich mich auf den Weg nach unten. Ich wollte echt nicht von diesem Typen behandelt werden. Ich öffnete die Tür und lief zögerlich die Treppen runter. Dort stand ein junger Mann mit einer kräftigen Statur und schwarzen Haaren. Ich sah von ihm zu Steve und wieder zurück. "Er spricht nur Spanisch, also streng dein Gehirn ein bisschen an.", kam es von Steve und mein Kopf schoss zu ihm zurück. "Oh nein. Nein, nein, nein.", sagte ich schnell. "Ich werde nicht...nein!" Sein Blick wurde härter und mir dämmerte, dass er extra jemanden gesucht hatte, der Spanisch sprach. "Guten Tag. Ich bin Dr. Ramirez.", stellte er sich auf Spanisch vor. Das war noch der leichte Teil. Jetzt musste ich ihm nur noch antworten. "Mila.", kam es aus mir heraus. Ein schneller Blick zu Steve sagte mir, dass ihm das noch nicht reichte. Ich überlegte kurz. Das war einfach. "Ich heiße Mila.", fügte ich hinzu und schüttelte seine Hand. Wow, das konnte noch was werden. "Fangen wir einfach an. Wie kann ich dir helfen? Was fehlt dir?" Ich sah noch einmal zu Steve, der mir einen auffordernden Blick zuwarf. Dieses Mal musste ich länger überlegen. Wenn ich sagte, dass ich kein Spanisch spreche, dann meinte ich das auch so. Aber scheinbar war Steve skeptisch. "Ich weiß nicht wie.", hauchte ich diesem niedergeschlagen zu. "Versuch es.", gab er nur zurück. "Schmerzen im Rücken." Das war schon anstrengend. "Wo tut es weh? Eher oben oder unten?", kam die nächste Frage und ich musste mich sehr konzentrieren, meine wenigen Spanisch-Kenntnisse auszupacken. "Unten." Ich hielt meine Antworten simpel. "Du sagst unten. Was meinst du dann genau damit? Kannst du es mir zeigen." Langsam wurde mir bewusst, dass ich jetzt wirklich kooperativ sein musste. Ich drehte mich leicht und zeigte auf die Stelle, die am meisten wehtat. "Wie oft und wie lange hast du Schmerzen?" Ich fühlte mich wie in einem Verhör, als er mir Frage über Frage stellte. "Fast immer. Wenn ich lange in der gleichen Position bleibe." Ich warf Steve einen "Wieso tust du mir das an?"-Blick zu und er begann zu grinsen. "Weiter.", forderte er und ich seufzte. "Wie oft pro Woche, wenn du "fast immer" sagst?" Ich wartete wieder einige Zeit. "Fast jeden Tag. Vielleicht 5 Tage." Mir fielen ein paar Wörter nicht ein, doch sonst lief es eigentlich ganz gut. "Hast du manchmal Probleme mit dem Atmen?" Darauf schüttelte ich nur den Kopf. Ich sah mir den Mann vor mir genauer an. Er hatte ein gut geformtes Gesicht und einen leichten Bart, der seine Gesichtszüge weiter unterstrich. Bestimmt war er muskulös. "Mila, hörst du noch zu?", fragte Steve plötzlich und klang belustigt. Ich war wohl zu sehr mit Starren beschäftigt gewesen. "Huh?", fragte ich also nur. Das war bestimmt international verständlich und mir fiel gerade nichts besseres ein. "Wie ist es mit Kopfschmerzen oder Schwindel?" Wieder schüttelte ich den Kopf. "Was machst du für Sport?" Langsam wurde es immer anstrengender, seinen Fragen zu folgen. "Nichts. Früher kleine Workouts und Yoga." Ich atmete tief durch. Von dem ganzen Denken bekam ich langsam Kopfschmerzen. "Ist alles in Ordnung?" Natürlich fiel es diesem Fremden vor mir direkt auf. Ich nickte kurz und fügte dann hinzu: "Mein Spanisch ist nicht gut. Anstrengend." Er nickte verstehend und entschuldigte sich für seine vielen Fragen. "Gleich geschafft. Hattest du während oder nach dem Sport mehr Schmerzen als sonst?" Ich musste bei dieser Frage überlegen. "Kommt darauf an. Auf die Aufgabe. Bei Sachen mit Rücken ja, während und nach und bei anderem wenig." Ich war selber von meinem Können überrascht. Ich hätte schwören können, dass ich kein Wort Spanisch sprach. "Hattest du irgendwann mal irgendeine Art von Trauma? Einen Autounfall oder ähnliches?" Ich wollte schon den Kopf schütteln, doch dann erinnerte ich mich an mein Bein. "Als Baby Unfall. Mein Bein ist kaputt." Ich zeigte auf das Bein und er nickte. Dann sah ich wieder zu Steve. "Können wir eine Pause machen? Oder kann ich wenigstens etwas trinken um meinen Kopf freizukriegen?", fragte ich ihn und hörte die Verzweiflung aus meiner Stimme. Wortlos stand er auf und ging. In dem Moment musste ich niesen. Aber nicht einmal, auch nicht zweimal, sondern vier Mal. "Gesundheit. Hast du eine Allergie oder bist du erkältet?" "Wahrscheinlich erkältet. Fenster ist in Nacht offen." Er nickte. "Wurdest du schon mal wegen irgendwas ins Krankenhaus gebracht?" Langsam nervten mich die vielen Fragen. "Wegen Bein und Lungenentzündung. Bin oft krank ." "Nimmst du dagegen Medikamente?" Ich schüttelte den Kopf. Als Steve zurück kam, reichte er mir ein Glas Wasser. Während ich trank sagte er: "Sie nimmt aber Medikamente gegen Alpträume und Antidepressiva. Manchmal auch Beruhigungsmittel, weil sie an Klaustrophobie leidet, aber nichts speziell gegen die Krankheit selbst oder die Schmerzen im Bein. Und sie hat Skoliose, meinte sie einmal zu mir." Überrascht sah ich ihn an. Er hatte gerade perfekt Spanisch gesprochen. Wieso konnte das jeder um mich herum, nur nicht ich? Ich klinkte mich aus, als Steve ein paar weitere Fragen für mich beantwortete und schloss entspannt die Augen. Irgendwann richteten sich die Fragen doch wieder an mich. "Wenn du Rückenschmerzen hast, was tust du dagegen?" Ich öffnete die Augen. Ich hatte mich unbewusst entspannt und bin glaube ich auch kurz eingeschlafen. "Ich kann nicht viel dagegen tun. Manchmal versuche ich es mit Dehnen, aber oft nehme ich es auch einfach hin." Steve sah mich überrascht an und auch ich war von mir selber überrascht.  Wo war das denn jetzt bitte hergekommen? "Oh, okay. Warst du schon einmal bei einem Chiropraktiker?" Benommen schüttelte ich den Kopf. "Dann kann es ja losgehen!", sagte der Doktor euphorisch und ich seufzte leise. Lasst den Spaß beginnen.
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Sorry, falls das jetzt irgendwie lang und langweilig war. Habe mir für die Fragen ein YouTube-Video zur Hilfe genommen, weil ich selber keine Ahnung davon habe. Habe nur selber im Moment viel Rückenschmerzen und deswegen wollte ich das irgendwie mit in der Story einbauen.

ENTFÜHRT, Weil Ich Dich Liebe - Wie stark ist deine Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt