7.)

715 9 0
                                    

Die Strafe war hart gewesen. Ich durfte nicht mehr bei ihm im Bett schlafen, nur auf dem Boden und dann auch nur ohne Decke und Kissen. Außerdem wurde ich wieder eingesperrt, wenn er nicht gerade auf mich aufpasste. In einen kleinen, engen Raum im Keller. Schon so manche male durfte er mich von dort nach einem Nervenzusammenbruch bewusstlos aufflicken. Ich fing an mit Depressionen. Einen Selbsthass. Und meine Klaustrophobie verschlimmerte sich dort unten. Ich bekam selten Essen und Trinken - und dann nur Wasser und Brot - und er schien es noch immer für richtig zu halten. Meine Schreie - da ich meine Stimme wieder hatte - die jedes Mal lautstark zu hören waren - ignorierte er gut und es ließ in kalt. Und er behauptete noch, dass er mich liebte.
----
Die Tür wurde geöffnet und etwas Licht strömte aus dem dunklen Flur zu mir in mein Zimmer. Dieses mal war es Silas. "Bitte! B-bitte! Ich flehe dich an! Mach, dass die Wände aufhören!" Ich zitterte und er nahm mich in seinen Arm. "Hier. Iss und trink. Bleib stark. Bald krieg ich dich hier raus." Danach ging er und ließ mich wieder zurück. Schreiend kauerte ich in einer Ecke und wartete auf den Tod.
----
Steven's POV
Ihre Schreie machten mir Angst. Sie so zu hören und zu sehen machte mich fertig. Und doch hatte sie es verdient. Nur eine Woche. Das hatte ich ihr geschworen. Und mir selber. Doch diese Woche zog sich und zog sich. Heute Abend dürfte sie wieder zu mir ins Bett kommen. "Mila!", rief ich erschrocken, als ich in den Keller kam. Sie hatte eine Glasscherbe gefunden, mit der sie sich ritzen konnte. Ich rannte auf sie zu und hob sie hoch. Sie wog nichts. War ich nicht doch zu hart?

Nein!

Sie hatte es verdient! Sie hatte es gewagt, die Hand gegen mich zu erheben. Und das war ihre Strafe. Langsam räkelte sie sich in meinen Armen, während ich sie nach oben trug. Dort legte ich sie auf das Bett und deckte mein viel zu kaltes Mädchen zu. Wie konnte ich nur so blind sein? Aber sie hatte es verdient! Sie hat ihren Herren geschlagen! Ich hätte sie auch umbringen können. Doch die Strafe fiel milde aus.
----
Mila's POV
Ich wachte in seinen Armen auf. Er umarmte mich und ich weinte. Wieso ich? Wieso? Wieso quälte er mich so? Wieso zerstörte er mein Leben? Wieso behauptete er, er würde mich lieben? "Mila...bitte beruhige dich, Mila." Mein leises Weinen stoppte. "S-steve...warum?" Ich denke, er verstand die Frage nicht. "Weil du mich traurig machst, wenn du weinst. Wenn du hier unglücklich bist und es mir zeigst. Das macht mich fertig." "So fertig, dass du mich quälen musst?", flüsterte ich und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter fallen. "Mila...es tut mir leid..." Ich schüttelte den Kopf. "Es tut dir nicht leid. Sonst würdest du es nicht w-wiederholen. I-immer und i-immer wieder aufs Neue.", flüsterte ich und fing erneut an zu weinen. Dieses Mal stoppte er mich nicht. Denn ich hatte Recht.

Und das wusste er.
----
"Mila. Aufstehen." Ich war eingeschlafen? Langsam öffnete ich die Augen und betrachtete meine Umgebung. Ich war draußen. In einem Garten. Es war warm. Unter mir eine Liege. Vor mir ein Pool. Der Pool. In dem ich fast ertrunken wäre. Und ich, ich hatte einen Bikini an. "D-du hast es sch-schon wieder getan...", hauchte ich verletzt. Er hatte mich angefasst! Nackt! Und nun hatte ich diesen Bikini an. Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns hinab. "Komm, Mila. Wir gehen schwimmen. Es ist so schwül!", rief er und kam auf mich zu. Er hatte ein Sixpack. Wow...doch ich stand nicht auf ihn, also ließ es mich etwas mehr kalt, als vielleicht andere. Ich fand das Sixpack heiß, nicht ihn. Obwohl ich es eigentlich schon bei...na ja, bei der Vergewaltigung hätte erkennen können...doch da war ich mit schreien und mich wehren beschäftigt.
"Mila...du kannst nicht immer nur Angst haben!", sagte er, als er bei mir ankam. "D-doch!", antwortete ich ihm. "Ich mach es dir nicht leicht, hm?" Ich nickte mit gesenktem Kopf. "Mila, auf jetzt! Ich will deinen heißen Body im Wasser betrachten können." Erschrocken schaute ich ihn an. Hatte...hatte er gerade "heißer Body" gesagt?! Langsam setzte ich mich an das Ende der Liege. Er stand nun vor mir und hockte sich hin, sodass er auf meiner Höhe war. "Alles ist gut.", beteuerte er, bevor er mich nahm - auch wenn ich mich stark wehrte - und zum Pool trug. "Bitte! Lass mich runter! Ich kann nicht-", sagte ich schnell, doch schon landete ich im kalten Nass. -schwimmen. Ich wandt mich, doch konnte nicht zwischen oben und unten unterscheiden. Kurz, bevor ich aufhören würde mich zu wehren, wurde ich wieder rausgezogen. "Mila! Oh, scheiße!" Ich spuckte und hustete und fing dann an zu weinen. Diese Panik war furchtbar. "Mila, was ist passiert?!", rief er besorgt. Er dachte wohl, etwas hätte mich vom schwimmen abgehalten. "I-ich...", fing ich an und stoppte. Nicht nur fing ich wieder an zu würgen, nein, ich hatte Angst. Ich wollte ihm nicht diese Schwäche offenbaren, doch ich musste ja. Es könnte mein Leben retten! "Steve...", fing ich an. "Steve...ich k-kann nicht schwimmen." Erschrocken ging er ein paar Schritte zurück. Raufte sich die Haare. Dann hauchte er immer wieder: "Ich hätte sie umgebracht...ich hätte sie wirklich umgebracht!" Dann kam er wieder zu mir zurück und klatschte mir eine. Warum war ich jetzt wieder Schuld?! "Warum hast du es mir nicht gesagt!", schrie er, was mich noch mehr zum weinen brachte. "Hättest du es mir gesagt, hätte ich dich doch niemals reingeworfen...nicht einmal nicht zweimal. Mila!" Wieder spürte ich den Schmerz. WARUM SCHLUG ER MICH?! DIESES ARSCHLOCH! Wütend setzte ich mich auf. Dann stand ich auf und ging zurück zum Haus. Mir war kalt und ich wollte nicht krank werden. Ich war nie geschwommen. Ich hatte es nie gewollt und hatte immer die Ausrede mit dem Bein gebracht. Dann hat niemand mehr gefragt und sie haben mich damit in Ruhe gelassen. Im Sportunterricht musste ich ja sowieso nicht mitmachen. Also hätte ich es da nicht gebraucht. "Mila! Bleib stehen!" Er kam angerannt und riss mich herum. Aus Reflex scheuerte ich ihm eine. Er hätte mich umbringen können. "Woher kommt die plötzliche Wut, Miss?", fragte er verärgert. Ich drehte mich nur um und ging die Treppen hoch. Er nahm mich auf halber Strecke hoch und trug mich ins Bad. Dann fing er an, sich auszuziehen. "Geh duschen, Mila.", sagte er nun etwas sanfter. "D-drehst du dich um?", entgegnete ich leise. Er schüttelte den Kopf. "Wenn du dich nicht ausziehst, ziehe ich dich aus, Mila.", sagte er mit einem perversen Grinsen. Ich dachte zurück an die Vergewaltigung. Er meinte es ernst. Ich drehte mich um und langsam zog ich mich aus. Dann sprang ich schnell in die Dusche und wollte gerade die Tür schließen, als eine Hand sie aufhielt. "Ich komme mit.", sagte er. Es klang nicht pervers, doch er würde mich nackt sehen. Er schaltete die Dusche an und ich bestimmte, wie warm es sein sollte. Ich stand mit dem Rücken zu ihm, doch er drehte mich sanft um und fing an mich zu küssen. "S-steve...b-bitte.", hauchte ich, doch er küsste mich weiter ohne auf mich zu achten. Dann nahm er sich Shampoo und seifte meinen Bauch und meine Brüste ein. Er massierte sie und ich konnte nichts tun, als wegzusehen. Dann sagte er: "Dreh dich um, Mila. Ich will deinen Rücken sauber machen." Vorsichtig strich er über die Wunden, nachdem ich mich umgedreht hatte. Es brannte und bei einer größeren konnte ich mir ein Zischen nicht verkneifen. Er lachte leise. Es war ein ehrliches Lachen, es klang belustigt. "Mila...weißt du...ich sage es dir oft, aber manchmal habe ich das Gefühl, du glaubst es mir nicht..., aber... Ich liebe dich!" Ich drehte meinen Kopf und er sah eigentlich ehrlich aus. "Du machst mir nicht leicht, dir das zu glauben.", sagte ich leise und drehte mich dann ganz zu ihm. "S-steve..." "Ich weiß nicht, warum du immer Steve sagst.", lachte er. "So nennen mich nur meine engsten Freunde. Und meine Freundin nannte mich so." "Wie heißt du dann?" "Steve ist schon richtig, aber es ist eine Abkürzung. Hast du bestimmt von Silas. Ich hab mich dir ja nie vorgestellt. Ich heiße Steven. Steven Baltras." Steven. Nicht Steve. Ein Buchstabe mehr...wow. Was für ein Unterschied. Steven passte nicht zu ihm. Für mich war er weiter Steve. "S-steve...ich kann dich nicht lieben. Ich liebe dich nicht..." Meistens verliebten sich die Mädchen in ihre Entführer. Doch ich nicht. Ich hatte mich noch nie verliebt. Sein Blick wurde traurig. "Dreh dich um, ich mache weiter.", sagte er unglücklich. Ich tat, was er mir gesagt hatte und er fing an, meine Haare einzuseifen. Plötzlich nießte ich. Es geschah nur ein mal, doch ich hoffte trotzdem, dass es nur ausversehen war. Ich konnte mich schließlich nicht immer erkälten. "Was war das denn?", lachte Steve. "N-nichts. Ich musste nur nießen." Er fing an, sich selber einzuseifen. Danach wuschen wir uns ab. Schnell sprang ich aus der Dusche und suchte ein Handtuch, als plötzlich er mich umdrehte und umarmte. Diese Nähe war furchtbar. Ich drückte ihn vorsichtig weg und drehte mich um. Ich wollte nicht, dass er mich nackt sah. "Mila. Ich sehe dich. Du kannst dich vor mir nicht verstecken. Komm her." Er umarmte mich wieder und wir gingen dann einfach so schlafen.
----
Schweißgebadet wachte ich auf. "S-steve?", flüsterte ich und rüttelte leicht an ihm. Er murmelte etwas unverständliches und drehte sich dann um. "Steve?", versuchte ich es wieder. Wieder reagierte er nicht. Irgendwann gab ich es auf und presste die Augen aufeinander. Als ich sie wieder öffnete, sah ich trotzdem die Wände näher kommen. "Steve!", sagte ich nun lauter und fordernder. Ich rutschte nach hinten und zog mir die Decke über den Kopf. Dann fing ich an zu weinen. "Mila? Mila! Alles ist ok. Komm raus." Steve... Langsam schaute ich raus. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Brust. "Die Wände..." "Ich weiß. Es passiert dir nichts." Er nahm mich in den Arm und ich hörte, wie er an seinem Nachttisch rumwühlte. Kurz darauf spürte ich ein Pieksen in meinem Arm. Und dann fiel ich in einen ruhigen Schlaf.
1722 Wörter

ENTFÜHRT, Weil Ich Dich Liebe - Wie stark ist deine Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt