5.)

834 11 0
                                    

"Fangen Sie langsam an.", sagte der Doktor zu mir. "Erst Suppen, dann kann man zu beißfesterem übergehen. Und haben sie Allergien oder sonstiges, was ich wissen sollte." "I-ich bin allergisch g-gegen E-erdbeeren u-und M-m-mango." "Kann man was gegen dieses nervige Stottern tun, Doc?", fragte er und lehnte noch immer mit Armen und Beinen verschränkt an der Tür. Irgendwie war er mir so noch unheimlicher. "Ja klar, Mr. Finch. Doch was war der Auslöser?" Er schaute mich an, doch ich senkte nur den Blick also versuchte er es bei diesem Mr. Finch. "Ich weiß es nicht, fragen Sie sie." "Mrs. Yamuelz?" Ich blickte angsterfüllt auf. "A-angst...Pa-panik..." Dann blickte ich wieder zu Boden und wischte schnell die aufgekommenen Tränen weg. "Ich habe aufschnappen können, dass Sie auch an Klaustrophobie leiden. Kommen Sie damit zurecht?" Kaum merklich nickte ich. Ich hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden. Ich litt sehr, da ich seit ein paar Tagen, Wochen, Monaten oder weiß der Geier was - denn sogar mein Zeitgefühl war im Eimer - eingesperrt war. "Gut. Ich würde dann noch etwas alleine mit Ihnen klären wollen, Mr. Finch und ich wünsche Ihnen eine gute Genesung." Ich erhob mich mühsam und kletterte die Treppen hoch. Oben angekommen sah ich auf diesen Mann, den Doktor und Silas. Der andere Mann. Anscheinend der beste Freund. Er war recht nett, doch war überfordert mit mir. Wenn ich zum Beispiel plötzlich anfing zu weinen, wusste er sich nicht zu helfen. Sogar er war manchmal überfordert. Wenn ich einfach anfing zu weinen oder er mich irgendwo schluchzend fand wurde er oft aggressiv. Meistens half er sich durch Beruhigungsmittel. Dann schlief ich für eine Zeit, war danach aber noch aufgewühlter.
----
"Mila? Wie geht es dir?", fragte er mich am nächsten Morgen. Ich hielt die Augen geschlossen und versuchte, wieder einzuschlafen, als er mich plötzlich hochhob. Er hob mich aus dem Bett und sah mich an. Jetzt hatte ich mich verraten. Durch die schreckgeöffneten Augen musterte ich jede seiner Bewegungen. "Wie geht es dir?", fragte er wieder und dieses Mal mit Nachdruck. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und sagte nichts. Ich genoss die Stille. Wenn man eine Zeit lang mit seinem Entführer zusammenlebte, da fielen nach einer Zeit die Barrieren und einem war es egal, dass man Angst hatte. Man kann es nicht Vertrauen nennen, doch man fing an, sich einzugliedern. Sich nicht mehr quer zu stellen...oder...ihn machen zu lassen. "Hast du Schmerzen?", fragte er besorgt. "Ja.", sagte ich tiefenentspannt an seine Schulter. Er drückte mich von sich, sodass er in meine braunen Augen gucken konnte und merkte, dass ich wie in Trance dastand und immer wieder "ja" sagte. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus, mich so zu sehen und schlug mich einmal kräftig in den Bauch. Ich riss mich sofort von ihm los und kroch bis zur Wand. "Warum?!", rief ich erschrocken und enttäuscht. Er hatte mich aus meiner Befreiung geholt. Meine Trance befreite mich aus dieser Hölle. "Mila! Das fragst du noch?! Du...ich...ich hatte Angst um dich!", rief er aufgelöst. "Verstehe.", sagte ich als ich es mir bequemer machte. Schlafen war anstrengend, aber etwas anderes konnte ich nicht tun. Ich war eine Gefangene. "Mila. Nicht wieder einschlafen! Komm her!", schrie er verzweifelt. Er raufte sich die Haare. "MILA!", schrie er dann plötzlich. So laut hatte er noch nie geschrien. Ich zuckte zusammen. Dann sprang ich auf und ging langsam, mit gesenktem Kopf auf ihn zu. Ich würde mir ehrenvoll meine Strafe fürs Schlafen abholen. Hört ihr die Ironie? Ich hob den Kopf, dass er besser treffen konnte, sah, wie er ausholte und schloss die Augen. Fühlte den Schmerz kommen. Doch es geschah nichts. Also öffnete ich die Augen und sah, dass Silas sie festhielt. Es fiel ihm schwer, das sah ich, und doch war ich froh. Es wäre der härteste Schlag gewesen, den ich jemals gespürt habe. Aber so kam es nicht. "Bro, bitte! Sie ist ein Mädchen. Ein Kind! Wir schlagen keine Kinder! Sie hat nicht einmal was gemacht! Steve! Sieh doch, sie hat furchtbare Angst! Warum quälst du sie so?" Genau du Monster, warum quälst du mich so? Bist du blind? Ich bekomme Panik, wenn du in meine Nähe kommst! "Du solltest sie schützen, solange du es noch kannst, Bro. Sie ist kein Objekt, kein Spielzeug! Sie lebt, liebt, fühlt. Stelle ihre Bedürfnisse nicht an letzte Stelle!" Er ließ los und ging. Als er weg war, schloss Steve die Tür ab. Er kam schnell auf mich zu und so wütend hatte ich ihn noch nie gesehen. Als er bei mir stand, hob er seine Hände und legte sie um meinen Hals. Er wird mich erwürgen! "N-nein! Tu das nicht! Bitte! Ich habe nichts getan!" Anscheinend sah er das anders, denn er würgte mich nur noch mehr. Ich zog und kratzte an seinen Händen und Fingern, doch er ließ nicht los. Ich spürte, wie es langsam dunkler wurde. Wie ich nichts mehr sah. Diese Panik, weil ich keine Luft bekam. "Steve...", flehte ich in der letzten Sekunde, bevor ich ohnmächtig wurde. Und er ließ wirklich los.
851 Wörter

ENTFÜHRT, Weil Ich Dich Liebe - Wie stark ist deine Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt