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Die restliche Nacht hatte ich nicht mehr geschlafen.
Die Furcht übertraf mich, dass sich der Traum wiederholen könnte.

Da ich wach lag, bemerkte ich, wie jemand- es müsste so gegen 10 gewesen sein- ins Zimmer kam.

Ich erhoffte Samu, traf jedoch mit meinen Blicken eine Krankenschwester.

Dunkle lockige Haare, Brille und dieses 'Morgenmensch'-Lächeln..

Etwas genervt von den Tests spielte ich mit dem Gedanken, mich einfach von ihr wegzudrehen, aber diese Idee verwarf ich innerhalb von Sekunden.
So unhöflich bin ich dann doch nicht.

Also ließ ich es über mich ergehen.

Ein einfaches 'Morgen' Blutabnahme, Bluthochdruck messen, blablabla... das ganze Unnötige Zeug eben.

Ooh wenns um dich ginge würdest du am liebsten bei Aiden sein, nicht?

Was soll ich denn auch ohne ihn hier?
Er war alles, was ich hatte.
Meine Familie.
Ein Teil meines Lebens, der mir auf Grausame Art und Weise entrissen wurde..

Also, mal im ganz theoretischen Sinne:
Was hält mich noch hier in dieser Scheiß dreckigen Welt?

Ich war so in meinen Gedanken verflogen, dass ich gar nicht bemerkte, wie die Angestellte den Raum verließ.

Sie hatte keine Anstalten gemacht, auch nur "bis später" oder "Tschüss" zu sagen.

Meine Augen schmerzen vom Weinen und kaum vorhandenen Schlaf..
Ich fühlte mich wie zuvor leer und allein gelassen. Mein Körper schien ausgelaugt.

Keiner kam heute, um michzu besuchen... Nicht mal Samu.

Hatte er mich nur verarscht?
Bestimmt, so jemand wie mich nimmt keiner freiwillig, allein wenn sie so voller Trauer gefüllt ist.

Ich schob das für's erste auf die Seite und machte mich auf den Weg in die Cafeteria. Ich wollte einfach ein bisschen rumlaufen, vielleicht hilft das mir: ein heißer Tee.

Also stand ich auf.. zwar auf wackligen Beinen, aber ich stand.

Ich hielt mich an meiner Infusionstange fest, und begab mich langsam zum Aufzug.

Quitschend schob ich das rießen Gestänge mit dem Infusionsbeutel dran hängen den Gang entlang. Es quietschte ein wenig vor sich hin, während sich meine Füße schwer durch den Gang ziehen lassen..

Auf dem Weg zum Aufzug sah ich den Arzt telefonieren, der letztens n meinem Zimmer war.. der mir die schreckliche Nachricht überbracht hat.

Etwas hektisch schien er, aber nicht zu sehr gestresst.

Ich war schon im Aufzug, als der Chefarzt etwas lauter in den Hörer sagte:

" Tut mir leid, wir können Frau Schwarz wirklich erst morgen entlassen, je nachdem, wie die Ergebnisse ausfallen Herr -"

Die Tür schloss sich, der Typ verschwand hinter den Türen.

Mit wem hatte er denn telefoniert?

Der Aufzug hielt ehe ich mich versehen konnte schon im Erdgeschoss.

Ich trat herraus.
Meine Blicke hafteten förmlich an denen der Leuten, die hier fast wie Geister umherschlenderten.

Ich dachte, mir ging es schon übel, aber diese Leute übertreffen alles.

ich wanderte zur Theke, wo eine freundliche dunkelhaarige Frau stand, ich schätze sie auf vielleicht Mitte dreißig.

,,Was kann ich ihnen Anbieten?"
,, Nur einen einfachen Früchtetee, bitte", kam es etwas schüchtern aus meinem Mund.
Ich war überhaupt nicht in der Stimmung, die fröhliche raushängen zu lassen.

Ohne weitere Fragen schüttete sie das heiße Wasser in die blaue Tasse, in der der Teebeutel taumelte.
Langsam färbte sich das Wasser in ein dunkles Violett.

Ich nahm dankend die Tasse und setzte mich an einen Tisch.

Um mich herum waren überall Menschen.

Kranke, Gesunde, Patienten, Besucher....

Gut gelaunte, schlecht gelaunte.

Etwas unenteressiert und in Gedanken versunken stocherte ich mit meinem Löffel in dem Tee herrum.

Kommt Samu heute noch überhaupt?

Oder hatte er mich schon längst vergessen?

"Lifesaver." || Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt