Gedankenkarussell

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-Chrissi
Auf dem Weg zu meiner WG fliegen tausende Gedanken durch meinen Kopf. Man könnte meinen, es wäre immer so, aber.. ne. Definitiv nicht. Sie hat auf jeden Fall etwas an sich, was ich.. was ich vorher in niemanden hatte. Also, sie ist anders. Irgendwie. Verwirrung. Und ihr Gesicht erst. Kunst. Wie ein Gemälde. Die Sommersprossen, die sich wie ein Sternenbild durch ihr Gesicht ziehen.  Mondmädchen. Diese grünen Augen. Eine Mischung aus Wald, Moos, Wasser und das Funkeln zweier Smaragde. Ihre Lippen. So voll. So rot. Fast wie ihre wundervolle Lockenpracht. Äh, Chrissi? Meine Füße tragen mich von selbst in die Wohnung. Sie ist leer. Meine Mitbewohner sind ausgeflogen. Urlaub. Ich schmeiße mich aufs Sofa und blättere in einem alten Roman. Der Buchumschlag ist rot. Rot.

-Chloe
,,- und dann haben wir Händchen gehalten und er hat mich nach Hause gebracht. Er war einfach so lieb..." , beende ich meinen Bericht und lausche in den Hörer, warte auf Lunas Antwort. 
,,Der ist nicht dein Typ, nh? Genauso hört sich das für mich auch an."
,,Man, Baby. Jetzt sei nicht so streng zu mir. Ich wusste doch nicht, dass er so nett ist. Er hat mich die ganze Zeit so behandelt, als wäre ich etwas ganz Wertvolles. Es war echt süß..." Verträumt blicke ich an die Decke über meiner Matratze.
,,Für mich hört sich das ganz klar nach Liebe auf den ersten Blick an."
,,Hmmm... Ich weiß nicht so recht."

-Chrissi
Der Roman konnte nicht lange meine Aufmerksamkeit halt. Es beinhaltete zu viel.. rot. Und dieses Rot brachte mich wieder zum Träumen. Die Wolken ziehen in Scharen am geöffneten Fenster vorbei und lassen ab und zu ein paar Stücke des Mondes erahnen. Schlaf. Ja Schlaf. Das brauchst du jetzt. Weil ich zu faul bin, aufzustehen, mache ich es mir auf der Couch gemütlich. Mit dem Fuß kicke ich das Fenster zu und schwinge mir anschließend eine Decke über. Gute Nacht, Mondmädchen.

***

-Chloe
Als ich am nächsten Morgen verschlafen die Augen öffne, ist mein erster Gedanke Chrissi. Die Sonne kitzelt meine Nasenspitze und lässt die Schatten, die die unausgepackten Kisten in meinem Zimmer werfen, hin und her wandern. Es scheint mir fast so, als könnte ich seine Hand immer noch in meinem Gesicht spüren. Mondmädchen. Ein Quietschen entfährt mir und ich muss mein riesengroßes Grinsen in meinem Kissen verstecken. Mondmädchen. Als ich vor den Spiegel trete, glänzen meine Augen voller Erwartung, was der Tag bringt. Das haben sie schon lange nicht mehr... Doch erstmal steht Auspacken auf dem Programm. Nachdem ich mir ein altes T-Shirt und eine ausgeleierte Jogginghose angezogen habe, irgendwie meine Locken bändigen konnte und einen Happs gegessen habe, beginne ich, die Küche einzurichten. Mein Blick fällt auf die verblassende Nummer auf meinem Handrücken. Grinsend speichere ich sie auf meinem Handy ein. Mondmädchen.

-Chrissi
Knackend werden meine müden Knochen wach. Couch? Kein guter Schlafplatz. Mir schmerzt der Rücken, als ich aufstehe, um mir einen Kaffee zu machen. Alleine sein ist schon ziemlich langweilig, auch wenn ich Zeit für mich sehr schätze. Die Kaffeemaschine brodelt und ich begebe mich ins Bad, um mich ein wenig frisch zu machen. Tiefe Augenringe zieren mein Gesicht und mein Haar sah auch schon mal besser aus. Rasieren könntest du dich auch mal wieder. Egal. Das muss warten. PLING.
Kaffee.
Endlich.
Schnell ist die erste Tasse geleert und auch das erste Brot gegessen. Vielleicht solltest du auch mal wieder einkaufen gehen. Mein Blick fällt auf das Buch, das wohl heute mehr Aufmerksamkeit von mir bekommt als gestern. Rot. Ob sie schon wach ist? Ich hätte ihr meine Hilfe anbieten sollen. Warum kann ich mir Adressen so schlecht merken? Rot. Ob sie auch an mich denkt? Warum denkst du an sie? Solltest du an sie denken? Mondmädchen.

-Chloe
Lächelnd betrachte ich seine Nummer, so als könne ich alleine dadurch, dieses wunderschöne Grinsen aus ihm locken. Wunderschön... Vor Nervosität beginne ich an meinen Fingernägeln zu kauen. Sollte ich ihm schreiben? Oder geht das zu schnell? Mag er mich überhaupt? Oder ist das mehr so witzig für zwischendurch? Wenn ich ihm schreibe, was soll ich schreiben? Ob er an mich denkt? Mein Herz beginnt von all der Aufregung und den in meinen Kopf schwirrenden Fragen, auf die ich keine Antwort weiß, zu rasen. Die halb ausgepackte, dritte Kiste wartet neben mir darauf, endlich entleert zu werden. Ich taste nach meiner Narbe. Sie sieht aus wie ein Mond... Sein Gesicht geistert vor meinem inneren Auge. Für mich hört sich das an, wie Liebe auf den ersten Blick... Langsam senke ich meine Finger aufs Display.
,,Hey... Nein, das ist so langweilig... Vielleicht Gut geschlafen...? Oder wirke ich da wie so ein Stalker..? Ich..." Frustriert stöhne ich auf. Denk nach. Stell dich nicht so doof an, verdammte Scheiße!
,,Hey.", tippe ich, "Ich bin's Chloe." Ich lösche die Nachricht. Fuck. Was ist mit mir los? Ich drücke die Anruftaste. Lu hebt sofort ab.
,,Du willst jetzt von mir wissen, was du ihm schreiben sollst, richtig?", begrüßt sie mich.
,,Ich hasse dich...", murmle ich. Ihr Kichern lässt meine Mundwinkel nach oben wandern.

-Chrissi
Wenn sie an dich denken würde, würde sie sich melden. Oder? Dafür hab ich ihr doch meine Nummer gegeben. Also. Ganz zwanglos natürlich. Immerhin.. Ich beschließe, eine Dusche zu nehmen, um auf andere Gedanken zu kommen. Obwohl man in der Dusche oft am besten nachdenken kann.. "Chrissi. Oh man." Mir scheint wirklich etwas Gesellschaft zu fehlen, wenn ich jetzt schon anfange, mit mir selbst zu reden. 20 Minuten später komme ich aus der Dusche. Ich fühle mich fast wie neu. Fast. Auch zum Rasieren konnte ich mich aufrappeln und starre nun mit weniger Haar im Gesicht in den Spiegel. "Hmm."

-Chloe
,,Schreib ihm doch einfach >Hey<. Wo is'n das Problem?"
,,Das ist so... Normal. Ich muss ja irgendwie etwas Besonderes sein."
,,Gottchen... Du hast Probleme." Inzwischen räume ich mit eingeklemmten Handy weiter die Kiste aus.
,,Duschen muss ich auch noch...", brumme ich, "Aber das ist cleverer nach dem Auspacken."
,,Das vermute ich auch... Was ist denn jetzt wegen des Schreibens?"
,,Keine Ahnung!"
,,Jetzt schreib ihm doch einfach >Hey<, meine Güte!"
,,Na gut!", knurre ich und tippe zu Chrissi ein >Hey<. ,,Mit oder ohne Emoji?"
,,Nimm den süßen, der sich die Hand vor den Mund schlägt."
,,Ähm... Nein... Awkward?"
,,Passt zu dir?"
,,Fick dich." Ich schicke das >Hey< mit einer winkenden Hand ab.
,,Ich hab dich auch lieb." Grinsend räume ich weiter auf. ,,Du bist wie so ein Teenager vollkommen verknallt."
,,Gar nicht!"
,,Doooch."
,,Menno." Die Kiste ist vollständig ausgepackt. Ich widme mich dem Wohnzimmer.

-Chrissi
Als wüsste ich schon, die Nachricht sei von ihr, stürme ich zurück ins Wohnzimmer und stolpere auf das Sofa. "Hey." und eine winkende Hand. Ja. Zwanglos. Was hast du denn erwartet? OK. Ich muss ihr etwas schreiben, was meinen Charakter unterstreicht, nicht zu viel durchscheinen lässt und ihr trotzdem das Gefühl gibt, dass.. Stopp. Ich tippe.

"Guten Morgen, mein Mondmädchen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Ich würde dir gern bei deinem Umzug helfen, aber ich habe deine Adresse vergessen. Wer hätte das erwartet?"

Ich setze noch ein paar Emojis zwischen die Zeilen, entscheide mich aber dafür, alle wieder zu löschen und nur einen Stern dahinter zu setzen. Weil.. Mondmädchen. Mond. Sterne. Meine Gedanken sind einfach gestrickt.

-Chloe
Als das Pleng für das Eintreffen seiner Nachricht ertönt, kann ich ein kurzes Kreischen nicht unterdrücken.
,,Boah alter... Mein Ohr..", grummelt Lu. Grinsend lese ich ihr die Nachricht vor, bis mir bewusst wird, dass er ja dann sofort hierher kommen und mich in diesem Aufzug sehen wird.
,,Fuck, was mache ich denn jetzt?", frage ich panisch und blicke an mir herab. Toll, Chloe. Du siehst fabelhaft aus in dieser riesen Jogginghose.
,,Und ich muss auch noch duschen...  Soll ich jetzt warten mit der Adresse, damit ich mich fertig machen kann, oder-"
,,Halt mal die Luft an, Mädchen. Du schreibst ihm jetzt entspannt deine Adresse, stellst die Kiste beiseite und gehst dann duschen. Ganz einfach. Okay?"
,,Okay. Du hast recht. Küsschen. Bis später." Ich lege auf und tippe schnell meine Adresse ein, bevor ich in Panik zum Kleiderschrank hetze. Grinsend greife ich nach einem roten Sommerkleid und stapfe Richtung Bad.

-Chrissi
Kaum hat sie mir ihre Adresse geschickt, bin ich auch schon auf dem Weg zu ihrer Wohnung. Draußen riecht es nach Frühling. Nach Blumen. Regen. Und irgendwie sonnig. Auch, wenn man die Sonne natürlich nicht riechen kann. Es riecht genauso wie sie. Nach Frühling. Eine frische Brise pfeift mir um die Nase und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Es war wohl eher der Gedanke an Chloe. Das Backsteingebäude scheint in diesem Licht noch viel.. röter zu sein. Farben kann man nicht steigern, Chrissi. Die Treppen sind erklommen und ich klingle. Gehetzt und nur in einem Handtuch gehüllt öffnet sie mir die Tür. "Hey! Äh.. schönes Outfit."

-Chloe
Ich werde bis zu den Haarspitzen rot. ,
,Äh... Ähm... Danke... Ich- äh... War Duschen." Hätte ich jetzt nicht gedacht, Chloe. Er nickt und lässt seinen Blick unverhohlen über die Teile meines Körpers wandern, die zu erkennen sind.
,,Äh... Ko-Komm rein.." , stottere ich und führe ihn ins Wohnzimmer.
,,Sorry für die Unordnung, ich ziehe mir nur schnell etwas Rotes an." Er nickt und hält krampfhaft seinen Blick von meinen nackten Beinen fern, als ich ins Bad stolpere. Oh Gott. Im Bad angekommen, lasse ich das Handtuch fallen und greife nach meinen Klamotten. Mein Blick fällt zur Tür. Sie steht einen winzigen Spalt breit offen. Seine Augen bohren sich in meine. Keuchend schließe ich die Tür. Fuck, fuck, fuck.

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Heutige Musikempfehlumg:
Karussell von Tristan Brusch

my moon, my sun & all my stars [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt