my moon, my sun & all my stars [✔]

Rage

-Chrissi
Sie legt ihren Kopf an meiner Brust ab und starrt auf die Zimmertür. Vergraben in ihrem Haar schließe ich kurz meine Augen. Das war.. UNGLAUBLICH. Gott, ich liebe diese Frau so sehr.
Ihre sanften Berührungen holen mich aus meinem Traum. Grinsend drückt sie mir erneut einen Kuss auf die Lippen.
"..du hast doch letztens gefragt, ob ich nicht über Nacht bleiben möchte.. ich denke, heute ist ein guter Tag dafür." Ihr Blick fällt Richtung Fenster. Es dämmert bereits und der Mond lässt sich schon erahnen. Oh.. haben wir so lange..?
"Ja. Natürlich! Bedien' dich an meinem Schrank.. Schlafsachen. Du hast ja nichts bei." Eingehüllt im Laken wie eine griechische Göttin stolpert sie zu meinem Kleiderschrank und stöbert nach etwas Tragbaren.
"Du würdest auch in einem Kartoffelsack gut aussehen.", rufe ich, während ich mir auch ein paar Sachen heraussuche. Nachdem ich mich angezogen habe, schleiche ich mich in die Küche, um etwas zu trinken zu holen. Ein lautes "CHRISSIIIIII!" hallt durch den Flur, als auch meine Mitbewohner die Küche betreten. Als hätten sie auf dieses Moment gewartet.
"Naaaaaa, ausgelaugt?" Jonah kichert in sich hinein, während er versucht, mir ein Zwinkern zuzuwerfen.
"Ach, der träumt noch. Lass ihn erstmal ankommen. Chrissi?", erwidert Flo und stippt mir in die Rippen. "Ach, der träumt noch..?!"

-Chloe
Ich angle mir ein grün-rot kariertes Hemd von Chrissi, das mir bis zur Hälfte der Oberschenkel reicht, und schlüpfe noch schnell in meinen Slip, der auf dem Boden nahe des Bettes liegt. Aus der Küche dringt ein gedämpftes Wortgefecht an mein Ohr. Eigentlich will ich nicht lauschen... Zögerlich öffne ich die Tür einen Spalt breit.
,,Wetten er hat sogar nach Erlaubnis gefragt, sie auszuziehen?" Ein gemeines Kichern lässt mich zusammenfahren.
Chrissi beginnt zu brüllen: ,,HALTET EURE SCHEISS FRESSE!"
,,Aber du brauchst dich nicht dafür zu schämen, dass hier bisher kaum Frauen deinetwegen waren... Ist schon OK." Ich spähe aus der Tür. Der, den ich als Jonah vermute, legt Chrissi mitfühlend und mit Dackelblick eine Hand auf die Schulter. Flo versteckt hinter ihm sein Grinsen hinter seiner vorgehaltener Hand. Der Rest, der jetzt folgt, geschieht so schnell, dass ich kaum dem, was sich vor mir abspielt, folgen kann. Chrissi schnellt nach vorne und packt Jonah am Kragen. ,,SIE BRAUCH DAS NICHT ZU WISSEN, DU GEMEINES ARSCHLOCH!" Seine Faust verpasst Jonah einen Kinnhaken. Flo weicht erschrocken zurück.
,,Chrissi, das war doch bloß-"
,,ES WAR NICHT BLOSS SPASS, IHR HABT EUCH HINTERHÄLTIG ÜBER MEINE ART UND MEINE FÄHIGKEIT, WEGEN IHR FRAUEN ABZUKRIEGEN, LUSTIG GEMACHT!!" Er stampft wutentbrannt auf dem Boden auf. Ehe ich weiß, was ich tue, renne ich in die Küche.

-Chrissi
"Chrissi! Ist gut jetzt!" Chloe rüttelt an meinen Schultern und zieht mich von Jonah weg. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.. Mein Blut scheint schneller denn je durch meinen Körper zu pumpen. Meine Hand ist auch jetzt noch zu einer Faust geballt, bereit für den Angriff. Sie drückt mich auf die Bank am Esstisch und wartet mit verschränkten Armen auf eine Erklärung.
"MAN! ICH HAB ES SATT! Immer bin ich nur der verpeilte, verträumte Chrissi, der nichts auf die Reihe bekommt. Der bei Frauen abblitzt, nur weil er nicht aus'm Knick kommt. DER, DER VERTRÄUMT IN DER GEGEND RUMSTARRT UND NICHT MITBEKOMMT, WAS PASSIERT. Ja, nur der verpeilte, VERTRÄUMTE CHRISSI. MEHR KANN ICH JA NICHT. VERFICKTE SCHEIẞE!" Chloe versucht mich, mit kleinen Streicheleinheiten auf meinem Arm zu beruhigen. "VERSTEHT IHR DAS NICHT, MAN?! Ich... Ich hab mehr zu bieten.." Meine Rage klingt langsam ab und auch meine Mitbewohner sind verstummt.

-Chloe
,,Natürlich hast du mehr zu bieten, Chrissi... Reg dich nicht so auf. Nur weil sie es nicht sehen, heißt es nicht, dass ich es nicht sehe." Chrissi hört mir gar nicht zu, er bombardiert seine Mitbewohner mit bösen Blicken. Wenn Blicke töten könnten...
,,Hey Liebling..." Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und zwinge ihn somit, mich anzusehen.
,,Du bist so viel mehr als verträumt. Du bist fürsorglich, zuvorkommend, romantisch, auch ernst, nett, lieb, charmant und einfach nur wunderbar. Verstehst du das?" Aus seinen Augen schwindet die Angst. Zurückbleibt irgendwas... Das ich noch nicht definieren kann... Vielleicht... Der Ausdruck ist so schnell wieder verschwunden, dass ich ihn nicht deuten kann. Flo und Jonah scharen hinter mir und Chrissi mit den Füßen und blicken betreten zu Boden. Eigentlich will ich das nicht vor versammelter Mannschaft machen... Egal.
,,Chrissi? Du bist besonders. Besonders für mich. Du hast aus mir einen besseren, schöneren Menschen gemacht. Mir gezeigt, dass es so viel mehr außer Hass, Schmerz und Verrat gibt. Liebe. Diese bedingungslose, naive Liebe von dir in mich. In mich, ein aufmüpfiges, schnippisches, gebrochenes Mädchen, das dir am Anfang nicht mal ihre Vergangenheit anvertrauen konnte. Du machst das Beste aus mir. Zusammen ergänzen wir uns. Du machst mich einzigartig, weil du selber einzigartig bist. Wenn du mich küsst, dann fühle ich mich sicher. Geborgen in deinen Armen. Alles scheint dann so leicht. Deine Berührungen machen alles so viel leichter. Deine ganze Person ist Balsam für meine Seele. Meine kaputte Seele. Du flickst sie zusammen... Du heilst sie. Und nein, nicht durch deine Verträumtheit. Durch deine Aufopferung. Dein blindes Vertrauen. Deine Liebe. Du bist hier drin." Ich zeige auf mein Herz. ,,Ich liebe dich."

-Chrissi
Stille tritt ein. Das Einzige, was in diesem Moment wohl kaum zu überhören ist, ist mein Herz. Es schlägt so sehr in meiner Brust, das es schon fast schmerzt.
"Chloe.. ich, das.. das war.. ich habe keine Worte dafür. Du bist.. du bist alles. Alles für mich." Ihr fürsorglicher Blick trifft meine Brust. Auch ihr scheint aufzufallen, wie sehr mein Herz springt und springt. Jonah und Flo stehen hinter ihr und tragen beide ein riesiges Honigkuchenpferdgrinsen im Gesicht.
"Chrissi? Sorry. Wir wussten, ja nicht, dass.."
"Schon gut. Mir tut's leid." Jonah drückt sich den Kühlakku gegen das Kinn und beide verschwinden aus der Küche. Chloe setzt sich neben mich auf die Bank und drückt meine Hand fest an ihre. "Chloe..? Du... Du kannst gar nicht glauben, wie unglaublich glücklich mich das macht. Wie kann man nur so wundervoll sein? So wunderschön? So liebevoll? So fürsorglich? So.... Du? Mein Mondmädchen. Meine Sonne. Meine ganze Galaxie. Ja, das bist du. Ich liebe dich." Ihr Kopf sackt auf meine Schulter. 
"Ach Chrissi..", flüstert sie, während sie unsere Hände immer noch eng umschlungen hält und kleine Kreise auf meinen Handrücken malt. Der Mondschein trifft ihr Gesicht und lässt es in einem kühlen Licht erstrahlen. Doch da ist so viel Wärme. So viel. Du könntest mich nicht glücklicher machen. Das ist unmöglich. Ich liebe dich so sehr, Chloe.