Wonne und Sonne

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~3 Tage später~

-Chrissi
Meine Mitbewohner sind mittlerweile aus ihrem Urlaub zurück und berichten von ihren zahlreichen weiblichen Bekanntschaften, die sie geschlossen haben. Hmm, spannend. Ja.
Ich habe sowohl ihnen, als auch den anderen Jungs nichts davon erzählt. Für sie wäre es eh nicht so wichtig. Sie haben ja nicht das gesehen, was ich gesehen habe. Und gespürt. Du vermisst sie, gib's schon zu.
"Können wir vielleicht das Thema wechseln?", raune ich, während ich mir ein paar Spaghetti in den Mund stopfe. Widerwillig beenden sie ihr Gespräch über all die Frauen und beginnen damit, mir von all den Sehenswürdigkeiten in Italien zu erzählen. Ein Roadtrip durch Italien. Du hättest mitfahren sollen.. Ich lasse meine Gabel fallen und rupfe mein Handy aus meiner Hosentasche. Unter'm Tisch tippe ich eine kurze Nachricht. Sie müssen ja nicht alles mitbekommen.
"Hey Mondmädchen."

-Chloe
Rosas Schulter rempelt gegen meine.
,,Jetzt nimm dir doch endlich ein Tablett, du Trantüte!" Ihr Lachen schallt durch die Mensa. Grinsend staple ich den undefinierbaren Brei, der mir ausgehändigt wird, mit einer Flasche Cola auf dem Tablett. Das Tablett ist grün.
Wie Chrissis Augen... Die letzten Tage lang ist er mir dauernd im Kopf hin und her geschwirrt. Ich wusste aber einfach nicht, was ich ihm schreiben sollte. Rosa zieht mich an meinem gelben T-Shirt mit dem Aufdruck ,,lol but ur not John Lennon" zu einem der großen Tische, die im Speisesaal stehen. Rosas Grinsen muntert mich zumindest etwas auf. Dieses Mädchen sprüht geradezu vor guter Laune. Genau das, was ich hier am ersten Tag brauchte.
,,Ich finde es echt cool, dass du fast genau die gleichen Kurse wie ich belegst.", quatscht sie gleich munter drauf los und futtert ihren Kartoffelbrei. Ich nicke bloß. Was er wohl so macht...? Beinahe lustlos öffne ich mein Handy unter dem Tisch. Eine Nachricht. Von ihm. Mein Herz setzt einen Schlag aus.
,,Hey Mondmädchen."
,,Hey." , tippe ich.

-Chrissi
"Hey."
Ja. Genauso aussagekräftig wie am ersten Tag. Ich muss sie anrufen. Ihre Stimme hören. Die Emotionen, die dahinter stecken. Dieses "Hey" reicht nicht. Ich wähle ihre Nummer.
TOOT TOOT TOOT
Drück mich nicht weg, bitte. Während die Leerzeichen in mein Ohr dröhnen, verziehe ich mich nach draußen in den Park vor unserem Haus.
TOOT TOOT TOOT
Warum geht sie nicht ran? Ich nehme auf einer Bank Platz und betrachte die Krokusse vor mir, die sich durch die Erde gekämpft haben. Ihr Geruch liegt mir in der Nase.
TOOOOOOOOT
Sie hat mich weggedrückt. Ich versuche es erneut.
TOOT TOOT TOOT
Komm schon, Chloe!

-Chloe
Mir bricht der kalte Schweiß aus. Ich kann doch nicht hier drinnen mit ihm über all das reden!
Er ruft nochmal an. Es scheint ihm echt ernst zu sein. ,,Ich muss mal kurz raus...", brumme ich eine kurze Entschuldigung zu Rosa und verziehe mich in eine stille Ecke vor dem Eingang zum Essenssaal. Ich nehme ab. Kein Mucks.
,,Hallo?" , frage ich.
,,Hey." Seine Stimme klingt neutral. Doch das täuscht. Ich kenne das von mir selbst.
,,Hey." Diese Unterhaltung wird sehr inhaltsreich.
,,Wie geht's dir?" Was eine Frage.
,,Soll ich jetzt gut antworten, damit dein Gewissen beruhigt ist...? Sorry. Tut mir leid. Das war nicht so gemeint."

-Chrissi
"..Du fehlst mir.", hauche ich ins Telefon. Eine Taube setzt sich vor meine Füße und scheint mich zu beobachten. Guck nicht so. Nur weil bei euch die Sache mit der Liebe etwas einfacher ist, musst du mich nicht so herablassend anschauen!
Stille tritt ein. Vermutlich lauschen wir beide gerade nur unserem Atem. "..Chloe? Bist du noch dran?" Ich dachte, sie weiß, dass ich Antworten brauche. Immer. Stille macht mich verrückt. Sie will mich verrückt machen. Na gut. Sie hat's schon geschafft. Als ich sie das erste Mal gesehen habe.
"CHLOE?"

-Chloe
,,Ich liebe dich." , flüstere ich. Ich höre, wie er durchs Telefon schneller atmet.

-Chrissi
Ich liebe dich. Mein Körper erwärmt sich auf der Stelle und mein Herz springt mir beinahe aus der Brust. Auch die Taube scheint das bemerkt zu haben. Ich verstehe, Taube. Ich verstehe.
Ein Grinsen zeichnet sich in mein Gesicht und scheint auch so schnell nicht wieder zu verschwinden. Sie hat's gesagt. Sie hat's wirklich gesagt. Ich habe mich wahrscheinlich noch nie so sehr über diese drei Worte gefreut, wie in diesem Augenblick. Mein Bauch füllt sich nach und nach mit Schmetterlingen. Erst jetzt wird mir bewusst, wie wichtig sie mir ist. Wie viel sie mir bedeutet. Warum ich so komisch war, nachdem ich sie kennengelernt habe. Ich sollte mich wohl nicht immer so davor scheuen, mir meinen eigenen Gefühlen bewusst zu werden.
"Chrissi..?", rauscht es durchs Telefon. Oh Gott, ich habe schon fast vergessen, dass wir telefonieren.
"Ich liebe dich auch, mein Mondmädchen."

-Chloe
Ein Lächeln setzt sich in meinem Gesicht fest. Ich liebe dich auch, mein Mondmädchen.
,,Ich würde jetzt am liebsten zu dir kommen und dich küssen, aber ich hocke vor dem Speisesaal meiner Uni und muss noch in eine Vorlesung..."
,,Was studierst du denn?"
Der Smalltalk ist Balsam für meine Seele. Es ist einfacher sich erstmal das zu sagen, ohne über die schwierigen Dinge sprechen zu müssen.
,,Kreatives Schreiben." Mein Blick huscht zum Speisesaal. Rosa bemerkt mein Grinsen und lächelt zurück. Mein Herz springt auf und ab. Er bedeutet mir so viel. Er ist so... So viel. Ich liebe ihn. JA, VERDAMMT!

-Chrissi
"Gegen einen Kuss hätte ich jetzt nichts einzuwenden." Mein Grinsen scheint auch durch das Telefon erkennbar zu sein. Sie beginnt herzlich zu lachen.
"Du bekommst deinen Kuss. Vielleicht schneller als du denkst.", sage ich ins Telefon.
"Hmm.", raunt sie zurück.
"Ich muss jetzt los zur Vorlesung. Ich liebe dich." Kaum hat sie aufgelegt, mache ich mich auf dem Weg zur Uni. Vielleicht triffst du ja auch auf alte Bekannte..
Auf dem Weg liegt ein Blumenladen, der sich meine Aufmerksamkeit erhascht. Ein Strauß voller gelber Blumen, der aussieht, als hätte man die Sonne zerteilt, in kleine Kugeln geformt und sie dann in diese Blumen gesteckt. Sie erinnern mich sofort an sie. Nachdem ich bezahlt habe, setze ich meinen Weg fort und setze mich auf die Wiese vor dem Unigebäude für Kunst und Literatur.

-Chloe
Ich kann mich gar nicht auf die Vorlesung konzentrieren, so sehr muss ich die ganze Zeit an Chrissi denken. Als der Dozent uns nach gefühlten Stunden endlich rauslässt, stürme ich nach draußen. Ich sehe Chrissi schon von Weitem. Er hält einen gelben Blumenstrauß in der Hand. Lächelnd renne ich auf ihn zu und fliege in seine Arme. Er drückt seine Lippen in mein Haar.
,,Ich hab dich so vermisst..." ,brummt er und schleudert mich herum. Grinsend nehme ich sein Gesicht in meine Hände und gebe ihm den wohl verdienten Kuss. Umstehende beginnen uns anzugaffen. Doch das ist mir egal. Alles, was zählt, ist jetzt.

-Chrissi
"..Überraschung!" Ich grinse und drücke ihr die Blumen ins Gesicht.
"Sie haben mich an dich erinnert. Du bist meine Sonne." Chloe springt mir an den Hals und verschränkt ihre Beine hinter meinem Rücken. Wir drehen uns einige Male, bis uns schwindlig wird und uns jemand unterbricht.
"..Hey..y. Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber du hast deinen Hefter vergessen, Chloe." Freundlich streckt sie mir ihre Hand entgegen.
"Ich bin Rosa. Du bist also der Grund, warum ihr so ein Dauergrinsen im Gesicht hängt." Wir lachen und Chloe läuft etwas rot an.
"Ja. Ist dieses Grinsen nicht wunderschön?", entgegne ich ihr und greife nach Chloes Hand. Rosa lächelt ihr zu und verschwindet.
"..Danke, dass du rangegangen bist. Ich hatte schon Angst, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben.", stammle ich, als wir über die Wiese schlendern.

-Chloe
,,Ich... Ich würde niemals nichts mehr mit dir zu tun haben wollen..." , erwidere ich und drücke seine Hand. Er wirft mir ein schüchternes Lächeln zu.
,,Gehen wir eine Runde spazieren und... reden?", fragt er unsicher.
,,Jep." Ich streichle seine Hand. Er atmet erleichtert auf. Du sollst alles wissen. Ich will dir alles von mir geben. Stille liegt zwischen uns. Aber sie ist nicht unangenehm. Der Duft nach Blumen steigt von den gelben Blüten in meine Nase und ich betrachte die sprießenden Knospen um uns. Chrissi drängelt mich nicht. Er wartet. Dafür liebe ich ihn umso mehr.
,,Also... Ich... Ich hatte einen kleinen Zusammenbruch. In deinem Bett." Als ich die Stimme erhebe, blickt er mir fest in die Augen, als wolle er sagen: ,,Ja... Los. Ich höre dir zu."

my moon, my sun & all my stars [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt