-Chloe
Die Chloes in meinem Inneren fangen an sich zu streiten. "Er soll gehen. Dann müssen wir wenigstens nichts von der Narbe und dieser beschissenen Vergangenheit erzählen. Und auch nicht von Jay. Und von Daddy. Was will der überhaupt hier? Der kriegt doch nichts geschissen, so verpeilt wie er-"
,,SEI LEISE. Er ist nicht verpeilt! Das ist total süß und er sorgt sich um uns. Er soll bleiben. Er tut uns doch so gut... Seine Berührungen machen alles viel leichter. Er hätte eigentlich die Geschichte zur Narbe ver-"
,,Nein! Das brauch' niemand zu wissen. Als wir uns in Jay verliebt haben, haben wir es auch erzählt... Und, was ist passiert? Erinnerst du dich? Willst du, dass es wieder passiert? Das kann doch nicht dein Ernst sein!"
Meine Gedanken scheinen meinen Schädel zu sprengen. Ich weiß nicht mehr, welche dieser Chloes jetzt ich bin. Ich. Chloe. Was will ich? Noch immer habe ich ihm nicht geantwortet. Nur nicht in seine Augen sehen... Sonst kommt ein Gefühlsausbruch...
,,Ich werte dein Schweigen mal als Nein?" Ich antworte nicht. Ich kann nicht. Bitte seh mich. Bitte seh, dass du mir gut tust. Bitte seh, dass du mir hilfst. Bitte bleib. Bitte... Bitte...-Chrissi
Ich schließe die Tür hinter mir und mache mich auf den Weg zu den Jungs. Ich war noch nie ein Mensch der großen Gefühle. Freude sieht man mir schon an, laut anderen scheint sie mir ins Gesicht gemeißelt, aber Trauer und Frust scheinen weniger durch. Ich sollte mir jetzt sicherlich Gedanken darüber machen, warum der Tag so gelaufen ist, aber.. ich möchte nicht. Ich erspare mir gern jeden negativen Gedanken. Vielleicht nicht die feinste Art, mit seinen Problemen umzugehen. Eine Zigarettenlänge später erreiche ich die WG von Sevi und Henning.
"Hey, Chrissi! Was geht?", ruft Henning mir zu, als er sieht, dass ich das Wohnzimmer betrete.
"Joa. Du weißt schon.", entgegne ich und lasse mich auf den Sessel in der Ecke plumpsen.
"Weißt du, diese Chloe, irgendwie..." "Ach da drückt der Schuh. Erzähl schon." Er legt sein Buch zur Seite und blickt mir gespannt ins Gesicht.
"Ja. Naja. Irgendwie. Sie hat zwei Seiten, versteht du? Es war wohl keine gute Idee, nochmal zu ihr zu gehen." Mein Blick senkt sich und meine Gedanken schwanken um sie. Rot.
"Du warst nochmal bei ihr? Ich dachte, du wolltest dich nur bei ihr entschuldigen. Mit dem Bier. Nicht mit 'nem Besuch und was weiß ich, was ihr noch getrieben habt." Er grinst, aber er weiß genau, dass es nichts Gutes für mich bedeutet. Ich überstürze gerne ein paar Dinge. Vielleicht war das auch zu überstürzt. "Wir haben gar nichts getrieben. Nur ausgepackt und geredet. Und dann.. dann wollte sie nicht mehr reden."-Chloe
Als sich die Tür hinter ihm schließt, schlinge ich die Arme um meine Knie und beginne in den Fernseher mir gegenüber zu starren. Wäre Dad noch hier, hätte er mich so gesehen und als Einziger verstanden, was in mir vorgeht. Wenn er noch hier wäre... Chrissi ist einfach weg. Einmal kam die alte Chloe zurück und Puff. Weg war er. Er macht jemand Neues aus dir. Jemand Schönes. Ich könnte mich am liebsten selbst dafür schlagen, ihn nicht aufzuhalten.
"Aber naja... Er ist ja auch einfach gegangen, ohne nochmal nachzufragen, ne?"
"Also an seiner Stelle hätte ich nach der Aktion, als du ihn angemault hast, auch nicht nochmal gefragt..."
"Ach komm..."
Ich würde so gerne weinen. Aber es kommen einfach keine Tränen. Sie sind aufgebraucht.
Luna. Ich suche nach meinem Handy und rufe ihre Nummer auf.
Sie weiß immer, was zu tun ist.
,,Diese Rufnummer ist zurzeit leider nicht erreichbar. Bitte hinterlassen-" Die Tränen kommen. Das, was ich nie für möglich gehalten hätte, setzt ein. Nach Papas Tod habe ich nie wieder geweint. Bis jetzt.-Chrissi
Henning wirft mir aufmunternde Worte entgegen, auch wenn ich ihm nicht wirklich abkaufen kann, dass ihm irgendwas an ihr lag. Sie war halt einfach.. da. Meine Gedanken rücken wieder in den Vordergrund. Zwei Seiten, ja. Irgendwie war dir das schon vorher bewusst. Du nennst sie Mondmädchen und trotzdem erinnert sie dich an die Sonne. Sie riecht irgendwie...sonnig? Du solltest das gelegentliche Kiffen wohl lassen.
"Ach naja, vielleicht.. ist ja auch nicht so wichtig. Ja, wir kennen uns ja erst seit gestern. Was mach ich mir überhaupt solche Gedanken?"
"Öhm, na wenn du das sagst..", entgegnet mir Henning und greift wieder nach seinem Buch. Wieder tritt Schweigen ein und ich greife nach meinen Handy, um die Stille in mir zu beenden. Schnell stopfe ich mir die Kopfhörer ins Ohr und drücke auf SHUFFLE.
"Here comes the sun" von den Beatles. Ich habe mich noch nie so verarscht gefühlt.-Chloe
Mein Blick fällt auf seine Jacke an meinem Garderobenhaken. Du hast sie gestern glücklich dort aufgehängt und jetzt bringst du sie ihm traurig zurück. Na toll. Ich öffne den Chatverlauf.
,,Hier ist noch deine Jacke. Soll ich sie dir heute wiedergeben? Ich weiß leider nicht, wo du wohnst." Ohne groß nachzudenken, wird die Nachricht an ihn abgeschickt und ich starre vor mich hin, während stumm Tränen über mein Gesicht rinnen. Oh Gott. Wie konntest du ihn so anpampen?-Chrissi
PLING Eine Nachricht ploppt auf dem Display auf. Sie ist von ihr. "Hier ist noch deine Jacke. Soll ich sie dir heute wiedergeben? Ich weiß leider nicht, wo du wohnst."
Meine Jacke? Ich habe ihr ja eigentlich gesagt, sie soll sie behalten. Aber anscheinend will sie das nicht.
Ich überlege kurz, ob ich ihr zurück schreiben soll.
So bist du nicht. Antworte schon. "Hmm. Meine Jacke. (Hier bitte random Adresse einfügen.) Lass dir Zeit. Ich bin noch nicht zu Hause. Bis später, Mondmädchen."
Kaum ist die Nachricht versendet, mache ich mich auch schon auf den Weg zu meiner WG. Kommt es komisch rüber, wenn wir alleine sind? Die anderen sind ja noch im Urlaub. Verdammt. Ich räume etwas auf und beseitige all die Spuren, die darauf hinweisen, dass ich die letzten Tage hier alleine gewohnt habe und es nicht für nötig hielt, auch nur ein wenig Geschirr wegzuräumen.-Chloe
Mondmädchen. Vielleicht ist er ja doch nicht so sauer auf mich, wenn er mich noch so nennt... Obwohl er geschrieben hat, ich solle mir Zeit lassen, springe ich sofort auf, als seine Nachricht eintrifft. Prüfend mustere ich mich im Spiegel. Ein Glück warst du nicht beim Heulen geschminkt... Die geschwollenen Augen werden wohl bleiben... Hoffen wir, er bemerkt nichts. Schnell ziehe ich seine Jacke über mein Kleid und trete nach draußen, nachdem ich mir noch schnell den Schlüssel aus der Küche geschnappt habe. Ich sollte mich bei ihm entschuldigen... Je näher ich dem Gebäude komme, das sein Zuhause sein muss, desto eine größere Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Meine Beine beginnen zu zittern. Eigentlich nutzt du das ja nur als Vorwand, um wieder bei ihm zu sein... Die Haustür ragt vor mir empor. Unschlüssig trete ich von einem Fuß auf den anderen. Kein Rückzieher. Ich drücke den Klingelknopf.---
Bild passend zum Titel raussuchen? Kann ick.
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my moon, my sun & all my stars [✔]
FanficDiese Geschichte bildet die dritte im Rahmen der geschriebenen AMK Rpgs von @vonwegenlizzie und mir und handelt diesmal vom Gitarristen von AMK, Chrissi. Sie lässt sich allerdings auch völlig unabhängig lesen. Liza schreibt Chrissi, ich Chloe. *** A...