Noch ein Geheimnis?

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„Liebling, ich muss morgen auf Geschäftsreise. Ich bin voraussichtlich in 2 Tagen wieder da."

Ich schloss die Augen und presste meine Lippen aufeinander. Zum Wiederholten male begab er sich auf eine Dienstreise über die er nicht sprechen wollte. Ich beobachtete sein Verhalten, was sich in den letzten 2 Wochen dramatisch veränderte. Er war mir gegenüber abweisend, redete kaum noch geschweige denn das er mit mir schlief. Meine Gefühlswelt sah düster aus und er bemerkte es noch nicht einmal. Innerlich zerbrach ich, denn einerseits wollte ich Gewissheit, andererseits wollte ich unsere Beziehung nicht als gescheitert anerkennen. Legolas war schon immer ein Jäger und hatte es noch nie lange mit einer Frau ausgehalten ... warum auch ausgerechnet mit mir....

Er ging alleine ins Bett. Ich kauerte am Erker mit dem Blick aufs Meer und vergoss Tränen. Soweit war es also schon? Er bemerkte nicht einmal, dass ich nicht da war...

„Lenya – Liebste, was machst du hier? Ich dachte du schreibst noch aber jetzt finde ich dich aufgelöst hier am Boden wieder. Was hast du?" Er berührte meinen Arm, doch ich zog ihn weg.

„Hör zu mein Schatz, ich weiß das ich momentan nicht so zugänglich bin, aber wenn ich wieder zurückkomme werde ich dir alles erklären! Komm mit ins Bett. Es ist so leer ohne dich."

Widerwillig folgte ich ihm. Er legte sich dicht an mich und flüsterte mir ins Ohr: „Ich werde es dir erklären. Bitte mach dir keine Sorgen! Ich liebe dich!" Er schlief schnell ein, während ich noch lange wach lag und über alles nachdachte. Der Schlaf holte mich irgendwann ein und ich erwachte in einem leeren Bett. Ein Brief lag auf dem Kissen neben mir.

„Meine Geliebte Verlobte,

bitte verzeih mir die Heimlichtuerei, doch ich kann nichts sagen bevor ich nichts genaues weiß. Ich bin bald wieder bei dir und werde dir alles erklären. Ich liebe dich! Dein Legolas"

Na super, nun hatte ich 2 Tage um mir den Kopf zu zerbrechen. Ich versuchte meinen Schmerz, meine Ängste, meine Zweifel in mein Buch ein zu bringen. Ich malte mir die verschiedensten Szenarien aus. Noch am selben Tag beschloss ich zu meiner alten Wohnung zu fahren und Arrian zu besuchen. Eric würde auch da sein, immerhin war deren Beziehung gefestigter, liebevoller und von mehr Vertrauen gefüllt, als meine. Ich schnappte mir einige Sachen und Yakira und fuhr los. Ich hatte Arrian schon informiert. Ergo hat Eric Wind bekommen, ergo rief mein Verlobter permanent an – erfolglos. Ich ging nicht ran. So oder so würde er nicht annähernd so viel leiden, wie ich es in den letzten Wochen tat. Bei meiner Freundin angekommen wurde ich mit einer festen Umarmung begrüßte. Sie glaubte mehr an unsere Beziehung als ich. „Cora, das alles wird einen plausiblen Grund haben. Es ist wirklich nicht gerade nett, was er da treibt aber er wird wissen warum. Ich weiß dass er dich nicht betrügt! Ich weiß, dass er dich liebt!" Eric pflichtete ihr bei. Ich beauftragte Eric auf Kira auf zu passen und ging mit Arrian shoppen um auf andere Gedanken zu kommen. Meine Freundin überredete mich mir ein schönes Kleid zu kaufen, was ich bei Legolas Rückkehr tragen sollte. Er sollte sehen, was er hatte und auf ihn wartete. Ich brachte Lenny Grünblatt's Karte zum Glühen. Arrian wusste genau wie sie mich zum Lachen bringen konnte. Wir shoppten was das Zeug hielt, aßen was wir wollten und sahen uns Filme an. Wir diskutierten über diverse Fanfiction Storys die wir auf der Plattform Wattpad gelesen hatten, was immer wieder interessant und erheiternd war. Die Zweisamkeit mit ihr tat so gut, dass die Zeit wie im Fluge verging. Ich lachte herzhaft und ausgelassen, bis zu jenem Moment wo ich die Nachricht bekam: „Ich bin in 4 Stunden da und bringe jemanden mit." Eine Nachricht von Legolas, meinen Verlobten, dem Mann den ich vom Herzen liebte. Ich schaute betrübt drein. Arrian klatschte entschlossen in die Hände und ich erschrak. „Dann machen wir uns mal ran an das Kunstwerk. Ihm werden die Augen rausfallen, wenn ich mit dir fertig bin und er dich sieht!" Ich wurde unter die Dusche gescheucht, in das Kleid gesteckt und von Arrian frisiert und geschminkt.

Ich fuhr nach Hause, sofern es das noch war. Vielleicht brachte er ja meine Nachfolgerin mit?! Ich hörte Herzschmerzmusik und versuchte gleichzeitig nicht zu weinen um Arrians Werk nicht kaputt zu machen.

Ich drehte den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür. Freudig kam Legolas mir entgegen und blieb einen Schritt vor mir stehen. „Wooow. Du siehst umwerfend aus! Was hast du vor?" Liebevoll strich ich ihm mit meiner Hand über die Wange. „Dich daran erinnern, in wen du dich verliebt hast!" Er schnaufte und grinste. „Daran musst du mich nicht erinnern! Jeden Morgen den ich neben dir erwachte, weiß ich, was für ein Glück ich habe!" Er nahm mich zum ersten mal seit einer gefühlten Ewigkeit in den Arm und küsste mich innig. Er nahm meine Hand und führte mich ins Wohnzimmer. „Cora mein Schatz, ich möchte dir jemanden vorstellen."

Da saß sie. Eine blonde Frau. Eine wunderschöne Frau, ungefähr in Legolas Alter. Meine Hand verkrampfte sich. Mein Verlobter strich zärtlich drüber. „Cora, das ist Larissa, meine Zwillingsschwester." Ich hielt mir die Hand vor dem Mund und versuchte den Schock zu verdauen. „Wir wurden bei der Geburt getrennt. Sie hatte mehr Glück als ich, denn eine liebevolle Familie hatte sie adoptiert." Larissa stand auf und umarmte mich zur Begrüßung. „Lenny, du hast eine so wunderschöne Frau. Es freut mich sehr dich kennen zu lernen." Legolas strahlte die ganze Zeit. „Streng genommen ist sie noch nicht meine Frau. Ich war schon dabei alles zu planen als mein Klient von dir und unserer wahnsinnigen Ähnlichkeit berichtete. Ich wollte herausfinden, was da dran war und nicht ohne meine Schwester heiraten. Nun steht dem nichts mehr im Wege. Cora es tut mir so leid, dass ich dir schlaflose Nächte bereitet habe. Ich war so aufgeregt und durcheinander, dass ich kaum zugänglich zu dir war. Ich wollte nicht etwas in die Welt setzen, was später sich vielleicht als falsch erwies. Es wäre so viel realer geworden, wenn ich es mit dir geteilt hätte. Doch auch der Schmerz wäre realer gewesen." Ich folgte seiner Erklärung und verstand ihn auch.

Larissa erzählte mir viel aus ihrem Leben. Sie war verheiratet und lebte in Bayern mit ihrer Frau – sie war lesbisch. Sie war eine wahnsinnig nette Person und wollte alles über mich wissen. Legolas saß grinsend wie ein Honigkuchenpferd da und hörte uns beiden zu.

„Schwester, ich brauche Zeit mit meiner Verlobten. Morgen reden wir weiter in Ordnung?" Verständnisvoll lächelte sie und ließ sich ihr Zimmer zeigen.

Ich wartete in unserem Schlafzimmer, als er endlich zu mir kam. Er schloss die Tür und betrachtete mich. „Gott, wie konnte ich nur freiwillig auf so was wunderschönes wie dich verzichten?" Ich schmunzelte. „Du warst abgelenkt mit der Suche nach einem Familienmitglied! Ich verstehe das mein Geliebter."

Im Laufe der Nacht zeigte ich ihm wie viel Verständnis ich für ihn hatte und er zeigte mir, wie sehr er glücklich war. Die Nacht verging beinahe viel zu schnell, meiner Meinung nach.

Der kommende Tag begann für mich sehr früh nachdem ich Stunden mit rumwälzen verbrachte. Gerade ging ich in die Küche, da überraschte mich Larissa. Sie war gerade abgelenkt am Handy und hatte bereits eine Tasse Kaffee da zu stehen. „Guten morgen." Sie erschrak ein wenig, lächelte mich dann aber an. „Guten morgen Cora. Mein Bruder ist wohl ein Langschläfer hmm?" Ich lachte und erzählte, dass er sonst eigentlich vor mir wach war. „Cora, Lenny liebt dich sehr und ich sehe dein Leuchten, mit dem du ihn ansiehst. Ich weiß noch nicht so viel von ihm. Sein Leben war nicht immer von Liebe erfüllt und umso mehr freue ich mich, dass er jetzt die große Liebe seines Lebens heiraten wird!" Eine leise Stimme hinter mir flüsterte: „Das werde ich und ich kann es kaum erwarten. Streng genommen ist Cora die erste und einzige wahre Liebe in meinem Leben und ich lasse sie nicht mehr gehen!"

Ausnahmslos alle hatten Tränen in den Augen. Legolas umarmte mich von hinten und seine Schwester Larissa von vorne. Wir waren ein Umarmungssandwich und ich fühlte mich umgeben von Liebe. Larissa löste sich von uns und mein Verlobter umfasste mich, um mich erneut auf unser Schlafzimmer zu befördern. Wir waren unverbesserlich oder einfach nur Leidenschaftlich, dass sich nie ändern wird.

- vorläufiges Ende -

Legolas im 21. Jahrhundert (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt