14. Treasure

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Jaebeom hatte selbst massive Probleme mit der Suche, da das Wasser Hongjoongs Geruch sehr ausgiebig von ihm gewaschen hatte und letzten Endes fanden wir ihn auch nicht dank Jaebeoms (zugegebenermaßen gar nicht so tollen) Nase, sondern weil ich eine huschende Bewegung zwischen den zerklüfteten Felsen am unteren Strand wahr nahm. Der Morgen graute inzwischen bereits, wenn auch von der Sonne noch keine Sicht war und beinahe verpasste ich die Gestalt.

Ich stoppte mitten im Schritt, der Atem schwer und die Seite schon seit einer Weile protestierend stechend, aber nun verlor ich jeden Gedanken daran. Wir waren viel zu weit weg vom Schiff, dass die Piraten hier suchen würden, was mich mit dem zart sprießenden Keim der Hoffnung ließ und ohne mich weiter nach Jaebeom umzusehen, begann ich hastig die Felsen hinab zu klettern. In meiner Hast war ich unachtsam in meinem Abstieg, die Hände und Knie aufgerissen und schmutzig, als ich unten ankam.

Meine Beine gaben weiterhin beinahe unter mir nach, als ich über die rutschigen Steine schlitterte, hin zu der Stelle, an der ich die Bewegung gesehen hatte. Ich fiel mehr, denn ich kletterte und fing mich nur knapp an einem der Felsen ab, als ich ankam, die wunderliche Szene, die sich mir bot auf mich wirken ließ.

Es war eine Sirene. Eine einsame Sirene, die über einen kleinen und schwach wirkenden Körper auf den Felsen gebeugt war.

Normalerweise wäre es mein erster Reflex gewesen mir gewaltsam die Hände auf die Ohren zu pressen, jedes Mal, wenn wir nun schon Sirenen getroffen hatten, hatten sie uns arg zugesetzt. Ein Blick auf den sehr vertrauten und leblosen Körper reichte mir allerdings, um stattdessen mein Schwert zu ziehen, es warnend auf das ruhige Wesen zu richten.

Sie hob langsam ihre dunklen Augen zu mir, ihr langes, schwarzes Haar gleich Seide über ihrem Oberkörper bis zu der Stelle, wo ihr menschlicher Leib in einem ebenso schwarzen Schwanz endete, dessen äußerte Schuppen in einem hellen Rot leuchteten. Wir behielten einander pausenlos im Blick und ich versuchte mich so breit wie möglich zu machen, deutete ihr letztendlich drohend mit der Schwertspitze zu verschwinden.

Kein Laut entkam ihren Lippen, als sie sich bloß schweigend herumwarf und wieder in den Wellen verschwand, kein Angriff, nichts. Wie eigenartig. Zwar wusste ich schon, welche untypische Beziehung manche Meeresbewohner mit Piraten hegten, aber eine friedliche Sirene war mir nun auch nie untergekommen.

Skeptisch verstaute ich meine Waffe wieder, wobei mein wandernder Blick wieder auf den nassen Körper am Boden fiel und binnen Sekunden sprang mein Herz mir wieder schier aus der Brust, als ich diese zarten Züge und spitze Nase augenblicklich erkannte. Etwas zu hastig ließ ich mich neben ihm auf die Knie fallen und streckte zaghaft eine blutige Hand nach ihm aus, platzierte sie an seinem Mund, während mein Kopf kaum merklich auf seiner Brust zu liegen kam, das weiße Hemd zu nass, um irgendwas der Fantasie zu überlassen.

Er atmete.

Ich zuckte wieder hoch und sah kurz voller Wunder auf ihn herab. Wie hatte er das überlebt? Was hatte er getan, dass das Meer so wild wurde? Und er es trotzdem überlebt hatte mitten im Chaos zu sein? Er redete mit Quallen und Schildkröten, vielleicht hatte er das halbe Meer gegen Jörmungandr mobilisiert? Und diese Frau hatte ihn gerettet, weil sie Teil seines EInflusskreises war?

Es war nichts anderes als ein Wunder und ich war für einen Moment so überkommen von grenzenloser Freude und Erleichterung, dass ich es beinahe vergaß ihn auf Verletzungen zu prüfen.

Dann flogen meine Hände allerdings bereits zittrig und ungläubig über seinen Körper, fanden keinen noch so kleinen Kratzer, nicht einmal eine Schürfwunde von den Steinen an seinem Körper. Nur weiche, makellose Haut, die mir eigenartigerweise sogar narbenfreier und weniger wettergegerbt erschien, als zuvor.

KomorebiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt