20. Schatzkarte

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Noch zwei Kapitel + Epilog to go, meine Lieben, aber die nächste Ateez Story lauert schon in den Schatten :D

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Ein ausführliches Gespräch mit Seonghwa und Hongjoong hatte uns zu folgenden Ergebnissen gebracht.

San hatte Baldur nicht selbst getötet. Eine Waffe geführt von seiner Hand hatte es getan, aber sie war für einen anderen bestimmt gewesen, nicht für den sanften Jungen, der zur falschen Zeit am flaschen Ort war.

San war uns außerdem definitiv nicht feindselig gesinnt. Er hatte Wooyoung aus dem Wasser gefischt, nachdem dieser dort beinahe ertrunken war und mit sanften Worten dazu bekommen zu uns zurück zu kehren. Er war der Meinung, dass es Wooyoungs ehrenhafte Aufgabe war ein Auge auf die Crew zu haben und mit uns zu segeln, wenn er es schon nicht persönlich konnte. Es war eine Art Sterbewunsch gewesen.

Davon abgesehen hatte er Hongjoong die Schatzkarte seiner Mutter hinterlassen. Jörmungandr hatte sie scheinbar am Meeresboden gefunden und San hatte sich die Mühe gemacht sie in Hongjoongs Kleidung zu verstecken, als er auch ihn aus dem Wasser gefischt hatte. Sie gab uns ein neues Ziel und eine Ablenkung von Ragnarök. Sie war es, die Hongjoong zum Piratenkönig krönen würde.

Ich hatte außerdem verspätet bemerkt, dass wir Akuma nicht dabei hatten und als ich Seonghwa darauf ansprach, brachte er das Thema von Akuma als Götterbrut wieder auf. Akuma war Garm, der Höllenhund von Hel und er war derjenige, der Jongup in der Schlacht töten würde. Niemand hatte es bis dahin über das Herz gebracht mir das mitzuteilen und ich suchte eine Weile Schutz in Yeosangs Armen, bis das betäubende Rauschen in meinen Ohren wieder abgeklungen war.

Zu guter letzt glaubte Seonghwa Hongjoong und meinen Erklärungen zwar, dass nein, wir hatten nicht das Lager auf die Weise geteilt, die ihm vorschwebte, jedoch behielt er uns von nun an scharf im Blick.

Das war der neueste Stand. Wir hissten nach der Karte unsere Segel gen Westen, verließen das Heimatland und seine Bewohner, die inzwischen zweifellos unterwegs waren zu einem der Runenkreise, um ihr letztes Gefecht anzutreten. Ich würde sie vermissen, aber nicht vergessen.

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"Seonghwa hat mir von eurem Ball erzählt. Es ist fast schade, dass ich nicht mit gezogenem Säbel rein stürmen konnte. Die Reaktionen hätten mich interessiert.", begann Hongjoong irgendwann gegen Mittag, während ich neben ihm am Steuer auf der Reling saß und gedankenverloren mein Rapier polierte. Ich hatte die Füße eng um die Holzstreben unter mir geschlungen, hielt mich auf dem schwankenden Ritt durch die See, eine Angewohnheit, die ich erst so kurz hatte, aber dennoch schien sie mir angeboren zu sein.

"Sehr schade, ja. Ich bin mir sicher sie wären alle kollektiv auf dich los gegangen."

"Und ich hätte sie gnadenlos platt gemacht und die Prinzessin abermals entführt." Er wandte mir grinsend den Kopf zu, das rote Haar in der Sonne erstrahlend und sein Gesicht verwegen. Er stand breitbeinig hinter dem Steuer, sah über das ruhige Deck hinaus und behielt Segel und Wolken im Auge. Nichts lenkte ihn ab.

Ich neigte den Kopf etwas bei seinen Worten, zwang mich nicht zu erröten und nahm das verschlungene und verzierte Heft des Schwertes ins Detail.

"Ich bin mir sicher dem Prinzen hätte das gar nicht gefallen."

"Apropos. Seonghwa hat mir davon erzählt. Du scheinst in dieser Nacht eine beträchtliche Zeit in seinen Armen verbracht zu haben." Er klang fast vorwurfsvoll und als ich überrascht zu ihm aufsah, hatte er die Brauen gehoben, sah wieder aus wie ein spitzbübischer Kobold. Nur dieses Mal in gekränkt.

"Das sind kühne Worte für einen, der in derselben Nacht die ganze Zeit an meiner Seite gelegen hat. Hat dir Seonghwa je erzählt, wie klein und kuschelig du dich im Schlaf zusammenrollst, oh großer Kapitän?" Ich kopierte seine Geste, ließ dafür das Schwert in meinen Schoß sinken.

Hongjoong lachte einmal auf, laut und befreit, bevor er sich mir mehr zuwandte, kokett gegen das runde Steuerrad lehnte. Er stützte einen Ellenbogen daran ab und das Kinn auf einer elegant geknickten Hand auf.

"Hat er in der Tat nicht, nein. Und es wäre mir auch ein Grund zum Wunder, hast du doch so absolut ungestört mit dem Kopf auf meiner Brust und der Hand an Orten, die sie nichts angehen schlafen können."

Dieses Mal konnte ich es nicht verhindern anzulaufen wie eine Tomate, hatte keinerlei Ahnung, ob er das ernst meinte und wo genau meine Hand gewesen sein sollte. Ich war mir relativ sicher, dass wir beide zu tief geschlafen hatten, um viel vom anderen mitzubekommen.

"Das musst du geträumt haben. Träume sind nur die verborgenen Wünsche tief im Inneren eines jeden von uns." Ich war erleichtert ihn erfolgreich von seiner Eifersucht Yongguk gegenüber abgelenkt zu haben, wenn es mir auch sehr kurios erschien. Wie agierte ein eifersüchtiger Hongjoong?

"Seltsam, dabei hat es sich so echt angefühlt, dass ich für lange Minuten deine wahren Absichten in Frage stellte." Er grinste wieder träge, hob dann aufmerksam den Kopf von seiner Hand, als jemand eifrig die Stufen zu uns erklomm.

Ich erkannte Mingi an seinen bunten Haaren und lächelte ihm entgegen, während Hongjoong sich bloß schnaubend wieder aufrichtete.

"Was, was gibt's?" Er klang unter Umständen genervter, als er sollte und ich kicherte leise in mich hinein, tat beschäftigt mit dem Schwert.

"Sorry für die Störung, Cap." Mingis Augen wanderten zu mir und er lächelte breit, weg waren sie, seine Augen. "Der englische Prinz hat noch einmal einen Brief geschickt."

Ich war sofort auf den Beinen und eilte zu ihm hinüber, um ihn ihm abzunehmen, mit Leichtigkeit aus den lockeren Händen zu pflücken. Tatsächlich, das königliche Siegel. Aufgeregt stellte ich mein Schwert ab.

"Oh, er hat Recht, ein Brief von Yongguk! Vielleicht vermisst er mich ja! Oder hatte noch etwas wichtiges zu sagen... Wenn ja, müsste ich wohl sofort zu ihm umkehren." Ich sprach verträumt, zwang mich nicht zu lachen, als die dunkle Wolke hinter mir finsterer wurde und Mingi sich hastig entschuldigte.

Hongjoong war im nächsten Moment an meiner Seite und versuchte den Brief zu schnappen, protestierte laut, als ich wissend außer Reichweite tanzte.

"Her damit, Weib. Er hat ihn mir geschickt, es ist mein Schiff." Ich wich seinen greifenden Händen ein weiteres Mal aus, brach geschickt das Siegel auf.

"Mein Prinz. Ich bin mir sicher wenn, dann hätte er nur mir hier etwas zu sagen."

Hongjoong zuckte dieses Mal schneller vorwärts, brachte mich zum Stolpern, als er mir geschwind den Brief entriss. Beinahe zu lässig wandte er mich an der Schulter herum und mein Rücken fand die hölzerne Wand seiner Kajüte, krachte unsanft dagegen.

Hongjoong machte eine Show daraus einen Stiefel neben mir auf Hüfthöhe gegen das Holz zu heben, erfolgreich zu verhindern, dass ich mich davonstahl. Mein Herz raste noch, als ich mich vom plötzlichen Schock und seiner Nähe erholte, blieb still, während er zwischen uns mit dem Brief nestelte.

Ein verspielter Blick traf meiner, bevor er das Papier hervor zog und kurz überflog, immer wieder von mir entfernte, wenn ich versuchte einen Blick darauf zu werfen.

"Es ist nichts wichtiges. Nur Abschiede von den anderen und Glückwünsche für unsere Reise.", nickte er das Dokument dann als harmlos ab und reichte es mir, die ich es ihm schnaubend aus den Händen riss.

"Was dachtest du, was es ist? Ein Liebesbrief?" Augenrollend versuchte ich mich auf die Buchstaben zu konzentrieren, es zu ignorieren, wie Hongjoong sich in seinem halb offenen Hemd näher zu mir beugte, gerade anhob zu reden.

Eine aufgebrachte Stimme unterbrach uns.

"Seonghwaaaa sie tun es schon wieder!", klang Wooyoungs Jammern laut durch die Luft und Hongjoong zuckte sofort von mir, um dem störenden Delfin hinter ihm mörderische Blicke zuzuwerfen. Der streckte uns nur frech die Zunge heraus und rannte, während sich auf der Treppe bereits stampfend Seonghwas bedrohliche Schritte ankündigten.

"Vielleicht sollte ich ihm eine Antwort schreiben. Und immer Briefe hin und her schicken. Das wäre so romantisch.", murmelte ich gerade laut genug, damit Hongjoong es hören konnte und schon rannte ich Wooyoung hinterher, gefolgt von einem kochenden Kapitän, der seinerseits vom aufgebrachten Seonghwa verfolgt wurde.

Was für ein Tag.

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