"Ich habe eine großartige Idee."
Hongjoong an meiner Seite fiel der Löffel auf dem Weg zu seinem offenen Mund aus der Hand und traf laut auf dem Holz unserer langen Tafel auf, auch der Rest wandte sich skeptisch an Yunho.
"Moment, von welcher Definition von großartig sprechen wir hier? Yunho großartig oder der Rest der Welt großartig?", fragte auch Seonghwa an Hongjoongs anderer Seite unruhig nach und ich tauschte einen Blick mit Yeosang mir gegenüber. Die Statue hob nur elegant die Schultern.
"Nein, wirklich, das könnte die Lösung zu Sans Problemen sein!" Die Augen des großen Piraten glänzten ungut unter seinem schwarzen Hut und vorsichtig drückte ich Hongjoong seinen Löffel wieder in die kleine Hand, deutete ihm weiterzuessen.
"Das wäre? Wir haben doch schon alles versucht. Ihn versteckt, ihm eine andere Erscheinung gegeben, ich meine ihn zu töten wäre natürlich immer eine Option, aber-" Jongho brach ab, als es Gabel, Messer und Löffel auf ihn regnete und verzog nur das Gesicht, nachdem er alles abgewehrt hatte. "Aber dann passiert das."
San selbst saß ruhig neben Yeosang und hatte einen Arm mit Wooyoungs verhakt, beobachtete uns gelassen aus katzenhaften Augen. Die beiden hatten die ganze Zeit über unglaublich kompliziert gegessen, weigerten sich aber auch akut voneinander ab zu lassen.
"Wir brauchen nur jemanden an Bord der immer nah an seiner Seite ist und sich als Loki ausgibt. Ihr wisst schon, jemand, der wirkt wie ein Loki."
"Und wo sollen wir bitte einen solchen Jemand finden? Denkst du irgendwer wäre leichtsinnig genug Tag ein, Tag aus sein Leben für einen Fremden auf's Spiel zu setzen?", hinterfragte Seonghwa spitz.
Hongjoong löffelte neben mir schweigend seinen Eintopf und mit einem innerlichen Seufzen tat ich es ihm gleich. Kein Grund San wieder in eine missliche Lage zu bringen.
"Das muss kein Ding des Freiwilligen sein. Stellt euch vor wir nehmen einen dieser Assassinen da unten und geben ihn als Loki aus. Dann greifen sie nächstes Mal eher ihn an."
Dazu sagte niemand mehr noch so recht etwas, aber der Vorschlag drang auch nicht ganz durch, überließ es uns einfach nur leise zu essen. Die Sorge um San spitzte sich stets zu und ich fragte mich pausenlos ob er instabil genug wäre, um zu brechen und dem Chaos zu verfallen, das zu tun, was alle befürchteten. Wir sollten auf der Hut bleiben.
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"Land in Sicht! Französische Südküste!", hallte Sans zur Abwechslung mal nicht hoch quietschende Stimme laut über das Deck, der Mann war zuvor zum Schmollen ins Krähennest beordert worden, schien jedoch seine Pflichten niemals zu vernachlässigen. Ich warf bloß einen flüchtigen Blick gen Horizont und wandte mich dann an Hongjoong, der neben mir am Ruder stand, eine Hand unentschlossen auf seiner Hüfte abgestützt.
"Bereit machen zum Ankern! Wir stocken an Proviant und Wichtigkeiten auf und verlassen das Festland dann sofort wieder!", rief er dann klar und ernst über das Deck, nicht wenige Männer verzogen in Unmut das Gesicht.
"Bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung ist, Captain?", nahm ich die Unruhe der Crew schnell auf und musterte rasch ihre müden Züge, die sich sehnlich nach einem richtigen Bett und der warmen Umarmung einer Frau sehnten, nickte bedeutungsvoll zu ihnen hin. "Die sehen nicht zufrieden aus."
Hongjoong schüttelte fest den Kopf, sein strähnenweise geflochtenes Haar über seinen Nacken und die Stirn gleitend. Er trug ein rotes Kopftuch, um seine wilden Haare etwas zu bändigen und das viele Silber in seinen Ohren passte gut zu den bunten Perlen in seinem Haar.
"Nein, es ist besser so. Ich möchte, dass du heute die ganze Zeit an Bord bleibst. Zusammen mit San."
Ich warf ihm einen Blick zu, der alles aussprach, für das ich keine Worte brauchte und er sah nur kurz herüber, dann zuckte ein kleines Lächeln wissend um seine Mundwinkel.
"Ich weiß, was du sagen willst. Vertrau deinem Captain, hm? Seonghwa und Jongho werden mit euch hier bleiben."
Er ließ uns San bewachen. Den Götterfänger würde das vermutlich nicht besonders freuen.
Nonchalant zuckte ich die Schultern und wandte mich zum Gehen. Natürlich würde ich gehorchen, aber das hieß nicht, dass ich seine Planung unterstützte. San würde seine Geduld nur viel eher verlieren, wenn sie ihn hier einsperrten
Meine Mission war es zuerst Seonghwa und Jongho zu finden und den beiden die frohe Kunde zu überbringen, San hatte vermutlich schon seine Vorahnungen.
Kurz später verabschiedeten wir also Wooyoung, der als letzter und mit einem breiten Lächeln von Bord hüpfte und unten nochmal lachend zu uns hinauf winkte, bevor die kleine Gruppe mit Hongjoong in schwarz an ihrer Spitze aufbrach.
Die meisten Crewmitglieder begleiteten ihn, tatsächlich waren neben den drei Generälen und mir nurnoch Akuma an Bord. Wer nicht mit in die Stadt kam, genoss am Strand das Land unter ihren Füßen oder nutzte den Moment, um sich bestmöglich zu waschen.
Ich saß mit Jongho auf dem Achterdeck und rollte einen Ball zwischen ihm, mir und Akuma umher, als sich San elegant die Takelage hinab schwang, uns zwischen neuerdings blonden Haaren verschmitzt zugrinste.
"Gute Laune?", erkundigte sich Jongho beiläufig bei ihm und San ließ sich nur schwerfällig neben den begeiserten Akuma fallen, begann herzhaft den Hund zu kuscheln.
Ich tauschte einen Blick mit dem Jüngsten und suchte dann das Deck nach Seonghwa ab, konnte ihn allerdings nicht finden.
"Der Captain hat bald Geburtstag. Mir ist das perfekte Geschenk eingefallen." Ich betete, dass wir sein engelsgleiches Grinsen nicht als die Freude auf Jimins führerloses Haupt deuten mussten. Andererseits war das tatsächlich eine neue Information für mich. Obwohl ich nun schon ein Weilchen hier war, schienen sie den Geburtstag entweder nicht gefeiert oder absichtlich vor mir verborgen zu haben.
"Er sagte doch, dass er nicht will, dass wir daraus etwas machen. Es ist zu schwer auf einem Schiff voller Piraten.", erinnerte Jongho ihn sanft und rollte den Ball wieder zu mir, ich gab ihn nachdenklich zurück, während Akuma versuchte San zu küssen.
"Es könnte sein letzter Geburtstag mit mir an Bord sein. Dieses Jahr wird er gefeiert. Und wenn es nur der eine ist, der für alle zählt, komm schon, Jongho, deinem Hundeblick kann er am wenigsten Widerstehen." San strahlte, aber Jonghos Gesicht wurde merklich dunkler, der Ball kam mit mehr Wucht als zuvor bei mir an.
"Sag das nicht so. Ich kann dir nicht versprechen, dass es anders wird, aber es kann noch lange genug dauern. Du weißt, dass es von dir abhängt also lass die gruseligen Prophezeihungen, Mann."
San lächelte dennoch.
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Komorebi
ParanormalKomorebi (n.) Sonnenlicht, das durch Baumkronen gefiltert wird. Nachdem sie dem Tod knapp entkommen ist, findet Tsukiko ihr neues Zuhause bei der Crew der Treasure. Jedoch steht mit einem Mal eine wesentlich größere Gefahr direkt an ihrer Planke: Ra...