prolog

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Musste diese Frau, es wirklich als ihren letzten Willen in ihrem Testament niederschreiben? Nötigung. Das war Nötigung.

Stöhnend lenkte Sydney ihren Wagen um die nächste Kurve und konnte schon in der Ferne das Schild mit dem Aufdruck 'Herzlich willkommen in der Hölle' erkennen. Natürlich stand dort nicht wirklich in der Hölle, aber, ob da nun Santa Cruz oder Hölle stand, machte keinen Unterschied. Danke. Vielen Dank Josephine für dein außergewöhnlich großes Vertrauen, was Syd niemals besitzen wollte. Manhattan, dort fand ihr Leben statt, zumindest bis vor kurzem, und nicht Santa Cruz. In Manhattan hatte sie so gut wie alles besseren. Alles, was sie sich wünschen und vorstellen konnte sowie immer wollte. Einen Job, den sie mochte, da er ziemlich abwechslungsreich war, und zudem noch, einigermaßen gut bezahlt. Jetzt war sie hier in Santa Cruz, im Norden Kaliforniens, und musste ab sofort auf eine Sechzehnjährige aufpassen. Zwei Jahre Babysitterin spielen. Konnte eine sechzehnjährige nicht für sich selbst sorgen?

Wie aus dem Nichts war ein Motorradfahrer an der Kreuzung aufgetaucht; der, wie es aussah, bei Rot gefahren sein musste, und fuhr Sydney beinahe ins Auto. Keuchend umklammerte sie das Lenkrad, als sie nach ihrer Vollbremsung zum Stehen kam und starrte auf die leere Straße vor sich. Rot. Herzlich willkommen in der Hölle. Was für eine Begrüßung.

"Was?", fassungslos war Sydney aus dem Wagen gestiegen, nachdem sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, schob sich die Haare auf dem Gesicht, und hob die rechte Hand in Richtung des Typen, der gerade von seinem Bike stieg, "Eine rote Ampel, wirklich? So eilig kam man es doch nicht haben, oder?"

"Tut mir leid, ich wäre mit dem Kopf gerade ganz woanders", erklärte sich der Blondhaarige, wodurch Syd zu husten begann und mit dem Kopf schütteln musste, da dies nicht wahr sein und es die Sache nicht besser machte, "Alles in Ordnung bei Ihnen?"

"Bei mir? Ja, nur, dass ich gerade fast einen Menschen umgefahren hätte", antwortete Syd im ironischen Unterton als sei es keine große Sache gewesen, weil derartiges bei ihr häufiger vorkam, "Ohne, dass es meine Schuld gewesen wäre. Gott, oh mein Gott. Wie schlimm soll das hier noch werden? Ihnen geht es gut, wie es aussieht. Okay, gut.... wenn Sie irgendwelche Probleme oder Sonstiges haben, sollten Sie nicht fahren. Bitte. Danke."

"Es ist nichts passiert, machen Sie sich keine Sorgen. Sie können sich wieder beruhigen", wenigstens einer hatte schon wieder gut lachen, was Sydney nicht nachvollziehen konnte, "Wegen der Schramme, kommen Sie einfach zur Werkstatt die Straße herunter. Ich mache sie Ihnen wieder weg. Ist das Mindeste, was ich tun kann. Wenn Sie Zeit haben, dann....."

"Muss zur Schule", unterbrach Sydney knapp und hatte längst die Hand der Autotüre, "Ist okay. Ich.... sorry..... ich muss wirklich zur Schule."

Prustend ließ sich Sydney zurück in den Sitz fallen und zog die Türe zu. Es war nichts passiert, das wusste sie, bloß hatte das Gehirn dies erst einmal zu realisieren und schlussendlich zu begreifen. Mit geschlossenen Augen legte sie die eine Hand auf Lenkrad, atmete tief durch und schüttelte jegliches Kopfkino beiseite. Ein letztes Mal atmete sie hörbar aus, startete den Motor und legte den ersten Gang ein, um endlich zur Schule zu kommen. Man sollte eigentlich meinen, das dies, im stark befahrenden Manhattan, öfters vorkommen sollte aber nein, so war es nicht. Noch nie.

 Noch nie

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Devil [Original Story]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt