Prolog

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Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem meine beste Freundin, Jennifer Anderson, mich kurz vor dem Ende unserer Ferien angerufen hat. Sie hatte darauf bestanden, mit mir noch ein aller letztes Mal im Einkaufszentrum shoppen zu gehen, bevor für uns beide ein neuer Abschnitt des Lebens beginnt. Wir beide würden aufs College gehen und wären somit für eine lange Zeit getrennt.

Wir hatten uns mittags getroffen, waren wahllos durch verschiedene Geschäfte spaziert. Von Dekoläden, bis hin zu Kleidungsgeschäften, in denen wir uns nicht einmal das billigste Stück leisten könnten. Am Ende hatten wir uns Sachen gekauft, die wir nie wieder benutzen würden, sondern einfach als Andenken an diesen Tag fungierten. 

Jennifer hatte mir so vieles aus ihren Ferien zu berichten; über den letzten Urlaub mit ihren Eltern und über die kleine Katze, die sie vor ein paar Tagen in ihrem Garten gefunden und am liebsten behalten hätte. Den gesamten Tag hatten wir also mit Shoppen und Quatschen verbracht, nicht eine Minute wurde es langweilig. Dennoch, der Zeitpunkt, an dem wir uns trennen mussten, kam immer näher. Die Dunkelheit im Freien hatte bereits alles umwoben und doch saßen wir weiter im Inneren eines kleinen Cafés, um über Gott und die Welt zu reden. 

Es war kein Problem, dass wir bis tief in die Nacht hinein geredet hatten, da wir beide denselben Nachhauseweg teilten und das letzte Stück, dass ich alleine zu bestreiten hatte, weniger als einen halben Kilometer lang war. Dabei handelte es sich zwar um einen geschotterten Waldweg, den ich jedoch mein ganzes Leben lang schon lief. Angst war also keins der Gefühle, die mir an diesem Abend im Kopf herum schwirrten.

Ab dem Moment, in dem ich mich von Jennifer verabschiedet habe, fangen meine Erinnerungen an zu schwächeln; Ich weiß noch, dass ich etwas traurig über den Weg lief, den Kopf gesenkt und dennoch aufmerksam. Ab der Hälfte der Strecke etwa, hatte ich das Gefühl verspürt, dass mich etwas beobachtet und ab da, ist meine Erinnerung fast komplett erloschen. Das letzte Bruchstück ist der stechende Schmerz, den ich am Hals verspürt habe - an genau der Stelle, an der ich inzwischen eine kleine Narbe besitze. 

Ich musste vor Schmerzen wohl Ohnmächtig geworden sein, zumindest gibt es keine weiteren Erinnerungen an das, was direkt danach geschehen war, denn als nächstes weiß ich nur, dass ich von einem Rütteln wach geworden war. Ein Mann hatte mich geschüttelt, um mich aufzuwecken. Er hatte mir berichtet, dass der Krankenwagen bald da sein würde. 

Es fuchst mich, nicht zu wissen, was genau mit mir passiert ist. Und alles was mir von dieser Nacht geblieben ist, sind die Alpträume die mich immer wieder heimsuchen. Oft werde ich dann schweißgebadet wach, weiß nicht wo ich bin und fühle mich unglaublich stark. Manchmal kommt sogar der Schmerz an meinem Hals zu mir zurück.

Es kommt mir vor, als würde mich diese Nacht für den Rest meines Lebens verfolgen.


CyrianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt