Kapitel 13

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Übermüdet wache ich am nächsten Tag auf. Der fehlende Schlaf sorgt dafür, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann und alle paar Sekunden ein Gähnen meine Lippen verlässt. Es ist ein Wunder, dass ich mich überhaupt dazu aufraffen konnte, meine Augen zu öffnen, als mein Wecker in einem viel zu schrillen Ton zu klingeln angefangen hat.

Mit schleppenden Schritten schleiche ich in meine Badezimmer, nur um schockiert in meinen Spiegel zu schauen. Die Müdigkeit, die in meinem Körper schlummert, ist nach außen hin nicht zu erkennen. Meine Haare sind glänzend und frisch, meine Augen wach und mein Gesicht rein.

Meinen Kopf schüttelnd greife ich nach meiner Zahnbürste, um mich wenigstens auch komplett frisch zu fühlen, halte aber bereits nach wenigen Augenblicken inne. Denn meine Eckzähne sind ein ganzen Stück gewachsen; So wie sie es bei Vampiren tun - so steht es zumindest in Büchern über blutsaugende Wesen. Die Menschen meinen wohl mehr über Vampire zu wissen, als über Werwölfe.

Tief ausatmend mache ich mich daran, meine Zähne zu putzen und meine Haare zu kämmen. Dabei versuche ich die deutlich veränderten Merkmale an mir einfach zu ignorieren. Das Beste ist es wahrscheinlich, wenn ich einfach so tue, als wäre es ein Morgen wie jeder andere auch. - Jedoch wird genau dieses Vorhaben mir schwer fallen, schließlich kann ich Cyrian nicht mehr aus meinen Gedanken bannen und möchte es eigentlich auch gar nicht. Er scheint schließlich ein Teil von mir zu werden.

Ein lautes Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinem Bann. Gleich darauf dringt Sofias weiche Stimme durch das dicke Material.

Verwundert blicke ich drein, als ich die Holztür öffne und eine traurig aussehende Sofia mir in die Augen schaut. Ich hatte damit gerechnet, dass Gabe derjenige sein wird, der sich bei mir die Augen aus heult, weil Sofia ihm gewissermaßen immer wieder das Herz bricht, doch meine neue beste Freundin so zu sehen, überrumpelt mich ein wenig.

Ihre Schultern sind nach unten gesackt, ihre Augen müde und traurig. Auch ihre Mundwinkel zeigen keinen Schein des sonst so freundlichen Lächelns.

"Was ist denn mit dir los?", frage ich sie vorsichtig, als könne sie meine Worte falsch auffassen.

"Mir geht es nicht gut.", schnieft sie, ehe sie sich an mir vorbei quetscht, bevor ich dazu komme, sie herein zu beten, "Ich fühle mich einfach mies."

Überrascht über ihre Worte wende ich mich ihr zu und blicke sie fragend an.

Die Antwort auf meine unausgesprochene Frage lässt nicht lange auf sich warten: "Es tut mir so leid, dass ich Gabe und dich gestern einfach habe stehen gelassen. Ich hätte euch nicht ignorieren sollen.", erneut entschlüpft ein leises Schniefen ihrem Körper, "Ich bin eine schlechte Freundin."

"Hör doch auf, so etwas zu sagen. Es ist alles in Ordnung, wir haben dir das doch nicht übel genommen." Mit eiligen Schritten gehe ich auf sie zu und setze mich neben sie auf die Bettkante. Meine Arme lege ich um ihren Körper, um ihr zu zeigen, dass ich für sie da bin und wirklich keinerlei Sorge sie belasten sollte.

Während ich ihr immer wieder über den Rücken streiche, atmet sie schwer in meine Schulter hinein. Immer wieder vernehme ich ein trauriges Schniefen, auf das ein tiefes Ausatmen folgt.

"Es ist nichts in Ordnung.", flüstert sie, "Ihr seid meine besten Freunde und ich sollte euch nicht einfach ignorieren."

Leicht lächeln schüttle ich meinen Kopf und hebe ihren von meiner Schulter, damit sie mir in die Augen schaut: "Das war doch lediglich ein Nachmittag und ein Abend. Es passiert nun mal, dass man sich für ein paar Stunden nicht sieht. Deswegen brauchst du dich doch nicht gleich schlecht fühlen."

Mich überrascht dieses Verhalten wirklich sehr. Noch nie zuvor hat Sofia sich wegen einem verpassten gemeinsamen Tag bei mir entschuldigt. Und schon gar nicht hatte ich damit gerechnet, dass dieses Thema sie zum weinen bringen könnte.

CyrianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt