Kapitel 5

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Mit den Nerven am Ende, lasse ich mich in mein weiches Bett fallen. Der kühle Deckenbezug sorgt dafür, dass eine kleine Gänsehaut auf meinem Körper erscheint. 

Der Unterricht, der mich zu Beginn von meinen Qualen erlöst hat, hat sich zu einer wahren Hölle entwickelt. Sowohl Gabe, als auch Sofia haben mich angeschwiegen und so getan, als hätte ich etwas schlimmes gemacht. Zu Anfang war es angenehm, nicht auch noch mit ihren Problemen überrumpelt zu werden, doch ab einem gewissen Punkt, hätte ich es mir gewünscht, dass sie meine Gedanken über Cyrian endlich beendet hätten.

Ich habe mir eigentlich nichts dabei gedacht, dass die beiden so schweigsam waren, doch als Sofia am Ende des Unterrichts ohne ein einziges Wort verschwunden ist, wurde auch Gabe stutzig.

Endlich in meinem Bett zu liegen, erscheint mir genau das Richtige zu sein, um diesen Collegetag abzuschließen. Und auch, wenn es gerade einmal früher Nachmittag ist, fühle ich mich, als hätte ich die letzten Tage nicht geschlafen. 

Um nicht tatsächlich einzuschlafen, um dann mitten in der Nacht wach zu werden, erhebe ich mich von meinem Bett, hebe meine achtlos weggeworfene Tasche auf und bewege mich zu meinem Schreibtisch. Ich platziere den Inhalt auf der Tischplatte und bewege mich dann in meine Badezimmer, um eine lange, heiße Dusche zu nehmen.

Noch in Unterwäsche bekleidet, blicke ich in den großen Wandspiegel, an meiner Badezimmerwand und lasse meinen Blick über meine Kurven wandern. Schon am frühen morgen kam es mir vor, als wären meine Hüften schmaler geworden; ich hatte es für eine Einbildung gehalten, doch jetzt bin ich mir sicher, dass mein Körper sich verändert hat: Noch gestern hatte ich mich über meine kleinen Fettpölsterchen und meine spröden Haare aufgeregt und nun ist beides wie von Zauberhand verschwunden. 

Ich mache einen Schritt an den Spiegel heran, um meine Haare genau zu inspizieren. Der Spliss und die Trockenheit ist wie weggewaschen. Erst dann fällt mir auf, dass auch meine Haut viel reiner zu sein scheint.

Total perplex und überfordert mit dieser Situation, gelangt mein Blick wie von selbst zu meinem Nacken. Entgegen meiner Vermutung, ziert keine Narbe meine Haut, sondern eine glatte, einfarbige bräune bedeckt meinen kompletten Körper. Es fühlt sich plötzlich an, als wäre das hier gar nicht mehr mein Körper.

Mit einem tiefen Atemzug entledige ich mich auch meiner Unterwäsche und springe unter die Dusche. Dabei wird mir bewusst, dass der Biss dafür gesorgt hat, dass die Narbe verschwunden ist. 

Erst nach dieser Erkenntnis beginnen meine Muskeln sich zu entspannen. Meine Seele wird wacher und meine Gedanken wieder klarer. Ich darf jetzt einfach nicht verrückt werden, das ist das wichtigste. Was auch immer hier gerade vor sich geht wird sich von selbst klären.

Frisch geduscht und mit neuer guter Laune, verlasse ich die Dusche, wickle mich in ein Handtuch ein und gehe in mein Zimmer, um mir neue Kleider anzuziehen. 

Ich lasse das Handtuch von meinem Körper gleiten, in dem Wissen, dass ich die einzige Person bin, die einen Schlüssel zu diesem Zimmer besitzt. Es ist nicht möglich, dass jemand hier herein kommt.

Noch während ich meine Unterwäsche zusammen suche, kommt mir plötzlich ein Geistesblitz, dass auch Cyrian in mein Zimmer gekommen ist, ohne einen Schlüssel zu besitzen. Sogar das Fenster war versperrt und er konnte es dennoch betreten.

Total erschrocken, greife ich nach meinem Handtuch, verstecke meinen Körper darunter, ehe ich mich in Richtung Fenster drehe, nur um erleichtert auszuatmen, als ich in den blauen Himmel blicke und kein Cyrian zu sehen ist. Eigentlich auch selbst erklärend, schließlich würde es doch auffallen, wenn am hellichten Tag ein junger Mann die Hauswand hoch klettern würde.

CyrianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt