Chapter 18 ~ das kleine Wesen in meinem Arm

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Die restliche Europatour war ein voller Erfolg gewesen und wir hatten eine Menge Material für unseren Film sammeln können, welcher jetzt geschnitten wurde, so dass wir bald die erste Fassung sehen konnten. Man ich bin sowas von aufgeregt, wie ein kleiner Junge.

Im Moment befinden wir uns in Amerika, auf unserer großen US Tour. Die freien Tage die wir zwischendurch gehabt hatten kamen mir viel zu kurz vor und jetzt im Stress und Anstrengung dieser Tour kaum bemerkbar.

Es ist mitten in der Nacht als mein Handy klingelt, ich höre es zwar, nehme es jedoch nicht für voll. „Niall, dein Handy.“, meint Zoe. „Ich weiß.“, murmele ich. „Geh ran, denk an Amy.“, zischt sie. „Oh ja, sorry.“, sage ich mit einem mal hellwach, wie konnte ich nur Amy vergessen. Schnell greife ich nach dem Handy und drücke auf den grünen Hörer. „Hi Mom.“, sage ich. Zoe hat das Licht der Lampe auf dem Tisch angemacht und sieht verwirrt aus. „Ist was passiert?“, fragt sie überrascht. Ich zucke die Schulter. „Hallo Großer. Tut mir leid, dass ich so spät anrufe, bei dir muss es mitten in der Nacht sein.“, sagt sie. „Ja Mom, es ist in der Tat mitten in der Nacht. Was ist los?“, frage ich. Sie lacht. „Gute Nachrichten. Du bist Onkel geworden.“, teilt sie mir mit. „Was?“, frage ich mit großen Augen und etwas zu laut, so dass Amy wach wird und zu weinen anfängt. Zoe springt sofort aus dem Bett, um Amy zu beruhigen. Nach wie vor sieht sie mich erwartungsvoll an. „Was ist denn los?“, flüstert sie mir zu. Ich bedeute ihr ruhig zu sein. „Das sind ja super Neuigkeiten Mom, oh man. Ich fass es nicht.“, sage ich und fahre mir durchs Haar. „Ja, Theo heißt der kleine Zwerg.“, sagt sie. Ich grinse. „Schade, dass ich erst in rund zwei Monaten zu Hause bin.“, stelle ich traurig fest. „Sei nicht traurig Schatz, du wirst noch genug Momente mit ihm haben. Ich lege jetzt auch auf, drück Amy von mir.“, sagt sie. „Ja Mom, Danke dir. Ich liebe dich.“, sage ich. „Ich dich auch Großer.“, sagt Mom.

„Was ist denn?“, fragt Zoe erneut, jetzt wo ich aufgelegt habe und Amy wieder eingeschlafen ist. „Ich bin Onkel geworden.“, sage ich. „Was?“, flüstert sie grinsend. „Oh wie schön. Herzlichen Glückwunsch.“, gratuliert sie mir und umarmt mich fest. „Ich fasse es nicht.“, sage ich und merke wie mir einzelne Tränen vor Glück, die Wangen hinunter laufen.

Am Abend des 16. Julis machen wir eine große Party, nicht nur ich bin Onkel geworden, sondern Luke und Eleanor haben auch noch Geburtstag. Gleich drei Gründe zu feiern.

„Wie sagt man so schön, alle guten Dinge sind drei.“, lacht Louis und erhebt ein Glas auf seine Freundin, Luke und mich. „Das stimmt.“, sage ich grinsend und stoße an…

Ein Monat USA Tour später haben wir ein paar Tage bis zur Premiere unseres Filmes Zeit. „This is us“ ist der absolute Hammer geworden und ich kann es kaum erwarten es unseren Fans zu zeigen.

Doch jetzt steigt meine Aufregung wegen etwas anderem.

Mit Amy sind Zoe und ich nach Mullingar gereist. „Schatz ist gut, alles okay.“, versuche ich die weinende Amy zu beruhigen als wir aus dem Flugzeug gestiegen sind. Mit Sonnenbrille auf der Nase und Cappy im Gesicht trage ich Amy auf den Arm, während Zoe unseren Koffer hinter sich zieht. „Ich bin so aufgeregt wie ein Kleinkind an Weihnachten.“, teile ich ihr mit. Sie lacht. „Das ist super.“, grinst sie mir zu. „Da ist dein Dad.“, sagt Zoe und ich sehe wie er auf uns zu kommt. Grinsend nimmt er Zoe in den Arm und den Koffer ab.

Dann streichelt er Amys Wange, die sogleich ihr Gesicht in meiner Schulter vergräbt. Ich lache. „Amy sag grandpa hallo.“, sage ich, doch keine Chance. Lachend tätschelt Dad meine Schulter.

„Könnten wir vielleicht von hier verschwinden, ehe man uns erkennt?“, fragt Zoe. „Ja gut Idee. Wo ist dein Wagen Dad?“, frage ich. „Kommt.“, sagt er und wir laufen zum Auto.

Als ich Amy hinein setzen möchte fängt sie an wie wild an zu schreien. „Herrgott Amy was ist denn nur los?“, frage ich etwas erschrocken. „Was ist passiert? Hast du ihr irgendwie weh getan?“, fragt auch Zoe schockiert. „Nein, habe ich nicht.“, sage ich und versuche Amy zu trösten. „Süße was ist denn los? Hat Daddy was gemacht?“, frage ich und küsse sie.

„Nicht unser Auto.“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Zoe seufzt. „Amy Schatz, mach bitte nicht so ein Theater, ich weiß, dass es nicht unser Auto ist, aber es gehört grandpa. Es ist alles gut.“, versucht Zoe auf sie einzureden. Doch Amy schüttelt nur den Kopf. „War es beim letzten mal als du hier warst auch so?“, fragt Zoe. Ich schüttele den Kopf. „Nein, sie ist bei Greg ohne Probleme eingestiegen. War aber auch deutlich jünger gewesen. Das ist jetzt rund acht Monate her.“, erkläre ich Zoe. Tief ausatmend nimmt sie mir die immer noch weinende Amy aus den Armen.

„Los setz dich rein, wir fahren einfach. So weit ist es nicht, dann muss sie jetzt eben durch.“, sagt sich. Ich nicke, schließe schnell die Tür zu und steige selbst auf dem Beifahrersitz ein.

Während der Fahrt versuchen Zoe und ich mit Worten und Grimassen Amy zu beruhigen, was allerdings erst klappt als wir bereits fast da sind.

Dennoch atmen wir erleichtert aus, darüber, dass sie endlich aufgehört hat zu weinen.

An der Tür empfangen uns bereits Mom und Chris empfangen uns an der Tür. Mit einer herzlichen Umarmung werden wir alle Begrüßt, dann geht’s hinein.

Amy kichert und freut sich darauf Mom zu sehen. Komisch, dass sie auf Mom komplett anders als auf Dad reagiert.

Im Wohnzimmer treffen wir auf Greg und Denise. Greg hat ein Baby auf den Arm, ich nehme stark an, dass es sich dabei um Baby Theo handelt, meinen Neffen.

„Oh mein Gott.“, hauche ich und setze mich neben ihn. „Willst du ihn halten?“, fragt Greg grinsend. Ich nicke und nehme den Kleinen Racker auf den Arm. Er wirkt so klein und zierlich so zerbrechlich. Ein unbeschreibliches Gefühl breitet sich in mir aus. Ich bekomme eine Gänsehaut und ein wohliger Schauer krabbelt meinen Rücken hinab.

Es ist unfassbar welche Gefühle ein so kleines Wesen in einem auslösen kann und schmerzlich wird mir bewusst, dass ich nicht miterlebt habe als Amy ein so kleines zerbrechliches Baby war. Dieses Gefühl stolzer Vater zu sein wird mir keiner nehmen, denn das bin ich definitiv. Ich könnte nicht glücklicher darüber sein Amy zu haben, sie ist einfach alles und doch merke ich nun wo ich Theo habe, dass mir irgendetwas im Leben einfach noch gefehlt hatte.

Ich schaue mit Tränen in den Augen zu Zoe. Zoe zieht ein trauriges, verletztes Gesicht, versucht jedoch gleich darauf zu lächeln und widmet sich anschließend Amy.

„Es tut mir leid.“, sagt Zoe als wir uns in meinem alten Zimmer befinden. Ich schaue sie verwirrt an. „Dich mit Theo so zu sehen hat mich echt traurig gemacht. Ich hätte dir damals deine Tochter nicht vorenthalten sollen.“, sagt sie. Ich lächele. „Zugegeben es ist ein recht schmerzhaftes Gefühl. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht so ist.“, gebe ich zu. Zoe nickt. „Aber wir können gewisse Dinge nicht ändern und auch nicht rückgängig machen und die Hauptsache ist doch, dass wir uns jetzt haben. Dass ich meine Tochter habe und dass ich dich wieder habe.“, lächele ich ihr zu und nehme sie in den Arm.

Es verletzt mich sie so zu sehen. Zoe hat in ihrem Leben genug durchgemacht, sie verdient es glücklich zu sein und ich will sie nur lachen sehen und nicht mehr weinen…

Plötzlich VaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt