Prolog ~ das kleine Mädchen

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Unter Tränen verlässt eine junge Frau das Gebäude mit der Aufschrift Jugendamt. Sie hat ihre Tochter da drin gelassen.
Sie wollte es nicht, aber sie musste. Nicht weil es ihr gesagt wurde, sondern weil ihr selbst keine Andere Wahl blieb.

Die Junge Mutter war an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, welcher einem reinen Scherbenhaufen glich.
Für ihr Kind wünschte sie sich eine bessere Zukunft, weshalb das Mädchen von nun an bei ihrem Vater aufwachsen sollte.

„So dann wollen wir mal los was?“, fragt die Frau das kleine blonde Mädchen. Die Kleine schaut sie verunsichert an und lässt sich die Jacke von der Frau anziehen.
Leicht besorgt mustert die Frau das Mädchen und schließt die Knöpfe, des weißen Mäntelchens. Schnell zieht sie ihr noch die weißen, warmen Stiefel an, ehe sie sich selbst eine Jacke über zieht.

Die Frau vom Jugendamt hält dem Kind die Hand hin und das Mädchen legt ihre Hand hinein, mit der anderen umgreift sie den plüschigen Eisbären.

Vor wenigen Tagen war eine aufgebrachte junge Frau hier gewesen. Sie hatte nur den Namen des Vaters genannt, konnte jedoch keine Adresse nennen.
Sie war sehr unter Druck gewesen und völlig verwirrt. Normalerweise machte Mrs Leighton die jetzt die Kleine an der Hand hatte so was nicht, doch ihr hatte dieses junge Ding so leid getan, dass sie das Kind an sich nahm und ihr versprach sich darum zu kümmern den Vater zu finden. Die Frau hatte eine Nummer hinterlassen, wo sich Mrs Leighton melden sollte, sobald sie den Vater ausfindig gemacht habe und das Kind sicher und wohl behütet bei ihm abgegeben.
Mrs Leighton hatte nicht lange gebraucht um die Adresse des gesuchten zu finden und so war sie nun mit dem kleinen Mädchen, einem kleinen Koffer für das Kind und einem Briefd, welcher dem Vater alles Wichtige erklären sollte, auf dem Weg zum Gesuchten.

In London herrscht im Moment noch tiefster Winter. Es ist Mitte Januar und gestern Nacht war neuer Schnee gefallen.
Das kleine Mädchen hebt ein Bein vors andere und kämpft mit ihren Stiefelchen sich durch den Schnee, wo die Spuren ihrer kleinen Füße sichtbar zurück bleiben. Mit ihren großen, strahlend blauen Augen schaut sie zu Mrs Leighton hoch. Lächelnd sieht diese zu ihr hinunter. „Es ist nicht mehr weit Kleine. Bald haben wir es geschafft“, sagt sie mit sanfter Stimme, doch das Mädchen versteht sie ja sowieso nicht wirklich.
Sie ist einfach noch zu klein um das ganze zu verstehen. Wie soll auch ein so kleines Kind verstehen, wo ihre Mutter auf ein mal ab geblieben war? Wie sollte sie verstehen, dass ein für sie völlig fremder Mann die nächste Zeit ihr stetiger Begleiter sein wird und zu dem noch von nun an ihr als Vater bekannt sein soll?
Sie war ohne Vater aufgewachsen und nun war er da?
Den einzigen Mann den sie bis jetzt in ihrem Leben zu Gesicht bekommen hatte und selbst das nicht wirklich, war ihr Großvater, der sich kein Stück für seine kleine Enkelin interessierte, genauso wenig wie für seine Tochter. Viel lieber verbrachte er den Tag damit seine Probleme und den Kummer in den Tiefen des Alkohols zu ertränken.
Sie hat ihre Mutter viel streiten sehen mit dem Großvater. Warum sie sich stritten, hatte sie nie verstanden, doch es hatte ihr immer angst gemacht.
Generell wenn es etwas zu laut wurde, bekam sie angst. Die Welt konnte schon grausam und unheimlich sein für ein so kleines Kind.
„Wir sind da“, hört sie die Stimme von Mrs Leighton und schaut sie an. „Mummy?“, fragt das kleine Mädchen. Mrs Leighton schüttelt mit dem Kopf. "Hier wohnt dein Daddy."

Plötzlich VaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt