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Es ist ein Monat vergangen. Ein Monat, in dem der Assassine von Erilea Zeit hatte, alle seine Aufträge abzuschliessen. Er hatte in dieser Nacht darum gebeten, 30 Monde für sich zu haben, bevor er endgültig zu uns zieht, um Aufträge für meinen Vater zu erledigen und meinen Leibwächter zu spielen.

Und um ehrlich zu sein, habe ich Angst. Angst vor dem schwarz gekleideten Mann, der mich innerhalb von Sekunden ermorden könnte — und er würde es geniessen. Denn Assassinen macht es Spass, ihre Opfer mit ihrem Dolch zu durchbohren.

Nervös wippe ich mit meinem Bein auf und ab. Wir warten. Alle Ratsmitglieder haben sich versammelt. Und zusammen warten wir auf den Mann, der neuerdings die Drecksarbeit am Schloss erledigen soll. Derjenige, der so viele Menschenleben auf dem Gewissen hat.

Ich beschäftige mich den ganzen Tag damit, ein Buch zu lesen, dass ich mir gestern aus der Bibliothek mitgehen lassen habe. So lange, bis ich bei Seite 603 ankomme und jemand fest an die Milchglastür am anderen Ende des Saales klopft. Ich zucke zusammen und werfe mein Buch fast hinter mir gegen einen der Diener, die dort hinten ihre Positionen halten.

Sekunden später öffnet sich die Tür und derselbe Mann von vor einem Monat geht wieder mit einem wehenden Umhang auf uns zu. Ich schlucke hart — er sieht aus wie der Teufel höchstpersönlich und ich beobachte den Assassinen von Erilea mit grossen Augen. Vor uns bleibt er stehen und auf die Lippen, die das einzige an seinem Gesicht sind, die zu sehen sind, legt sich ein leichtes Lächeln.

»Willkommen zurück.«, sagt mein Vater nach ein paar Sekunden. Der Mann nickt nur. »Wir sind froh, dass Sie sich dazu entschieden haben, uns zu dienen.«, fährt mein Vater fort. Der Mann nickt nur wieder. Danach winkt mein Vater einen Diener herbei, der eine Pergamentrolle und eine Feder in den Händen hält. Die Hände des jungen Dieners zittern stark und er traut sich nicht mal annährend, aufzusehen.

Wortlos nimmt der schwarz gekleidete Mann die Pergamentrolle in die Hand und scheint sich alles durchzulesen. Darauf sind alle Anforderungen beider Seiten aufgeschrieben und der Assassine scheint alles nochmals zu lesen, um sich sicher zu sein, dass er jetzt seine Unterschrift auf das Pergament setzten soll.

Nach ein paar Minuten der Stille greift der Assassine nach der Feder und geht auf den kleinen Tisch zu, der vor ihm hingestellt wurde. Danach setzt er seine Unterschrift auf das Pergament und legt die Feder auf den Tisch neben den Vertrag. Danach geht er wieder zurück auf die Stelle, an der er vorher bereits gestanden hat.

Danach herrscht Stille und ich beobachte die Diener, die den Tisch wegtragen und meinem Vater den Vertrag überreichen. Nachdem auch er den Vertrag nochmals überflogen hat, steht er auf und geht auf den Assassinen zu. Danach streckt er seine Hand nach dem jungen Mann aus, was der Mann dann schlussendlich erwidert und die Hand meines Vaters schüttelt.

Sobald mein Vater wieder auf seinem Platzt sitzt, herrscht wieder Stille. Bis sich einer der Vertreter zu meinem Vater beugt. Ich verstehe zwar nicht, was er flüstert, aber ich werde es wohl gleich erfahren. »Erweist uns doch bitte die Ehre und demaskiert Euch.«, sagt mein Vater. Es klingt nicht nach einem Befehl — einem Assassinen kann man nichts vorschreiben. Nach einem sekundenlangen Zögern hebt der Assassine seine Hand, um sich seine Kapuze vom Kopf zu ziehen.

Der Mann hat schwarze Haare, die ihm in seine unglaublich dunkeln Augen fallen. Er hat eine süsse Stupsnase und volle Lippen. Eine seiner Augenbrauen wird von einer Narbe unterbrochen und zieht sich über sein Augenlied bis hin zu seinem Wangenknochen. Und ausserdem kann ich aus der Entfernung erkennen, dass überall auf seiner Nase und seinen Wangen verteilt Sommersprossen sind.

Ich schlucke hart. Vor diesem Mann — nein; Jungen — hat sich ganz Erilea gefürchtet? Er scheint sogar jünger als ich zu sein. Aber das weiss niemand. Niemand weiss, dass sie sich vor einem Jungen fürchten. Und das macht mir noch mehr Angst. Er ist gefährlich.

Killer 💫a yoonmin story 💫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt