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Ich werde durch ein leichtes Anstupsen geweckt und öffne meine Augen, um in die dunkeln Augen des Assassinen zu sehen, in denen man das Flackern der Kerzen hinter mir sehen kann. Ich schliesse meine Augen nochmals für ein paar Sekunden, bevor ich mich langsam aufsetze. »Was gibt's?«, frage ich an Jimin gewendet, der von dem Schreibtisch aufsieht, an den er sich in den Sekunden, in denen ich meine Augen geschlossen habe, gesetzt haben muss.

»Das Abendessen beginnt in etwa dreissig Minuten.«, antwortet er und sieht danach wieder auf den Schreibtisch. Ich stehe auf und wühle Kleidung aus dem grossen Schrank denn im Moment trage ich noch immer die weissen Kleider, die ich an der Zeremonie getragen habe. Ich ziehe mich schnell um – es ist mir egal, dass Jimin im gleichen Raum ist. Er hat zu viel Anstand, um sich umzudrehen und er ist im Moment eher auf den Schreibtisch, oder besser, das Pergament auf dem Schreibtisch, konzentriert. Ausserdem interessiert er sich wahrscheinlich eh nicht für meinen nackten Oberkörper.

Nachdem ich mich umgezogen habe, gehe ich langsam auf Jimin zu, der auf eine Karte von Erilea starrt, auf der einige Symbole gezeichnet wurden. Ich sehe über die Schulter des Schwarzhaarigen und beobachte ihn dabei, wie er einen kleinen Stein, den er wohl von draussen mitgenommen hat, weiter nach Norden, nach Wolf Tribe, schiebt und danach einen weiteren Stein auf Briarcliff legt, nur um noch weitere über die Karte zu verteilen.

»Was machst du da?«, frage ich, woraufhin Jimin sich leicht zu mir herum dreht um mich zu mustern. »Ich gehe mögliche Geschehnisse durch.«, antwortet der Schwarzhaarige und platziert danach einen Stein auf dem Lager der schweigenden Assassinen. »Wofür?«, frage ich weiter. Diesmal seufzt Jimin leise auf und lehnt sich gegen das Rückenstück des Holzstuhles, auf dem er Platz genommen hat. »Für den Krieg.«, antwortet er und es klingt beinahe so, als ob er mit seinen Gedanken wo anders sei – auf einem Schlachtfeld. Oder bei seiner Familie, seinem Zuhause.

»Wo wohnst du eigentlich?«, frage ich, während ich die Karte mustere. Ich habe mich das schon länger gefragt aber bis jetzt nie den Mut aufgebracht, den Assassinen etwas Persönliches zu fragen. Jimin seufzt noch einmal und seiht danach zu mir auf, woraufhin ich mich etwas von ihm entferne. Ich erwarte eine Antwort, mit der er mir anweist, dass es mich nichts anginge, aber in seinen Augen scheint etwas wie Schmerz zu schimmern. »Ich stamme nicht von Erilea.«, antwortet er nach ein paar Sekunden des Schweigens, woraufhin ich ihn überrascht anstarre.

Und in diesem Moment, in dem er mir diese Wahrheit offenbart, fallen mir all die Merkmale auf, die ihn als Ausländer auszeichnen. Zum Beispiel die fast schwarzen Augen, die hier in Erilea nicht auftreten. Oder die Sommersprossen, von denen ich bis jetzt gedacht habe, dass sie von viel Arbeit an der Sonne zeugen, aber als ich die vielen Pünktchen auf dem Gesicht des Assassinen mustere, fällt mir ein, dass der Winter gerade erst endet und er keine Chance hatte, an der Sonne zu sein. Ausserdem hat er eine andere Art, mit Wörtern umzugehen. Hinter seinen Sätzen stecken oft mehr als hinter denen, die die gewöhnlichen Menschen in Erilea von sich geben.

»Von wo stammst du?«, flüstere ich und bemerke erst nachdem ich die Worte ausgesprochen habe, dass ich diese Frage gestellt habe. Jimin lacht leise auf und steht von seinem Stuhl auf. »Ich komme von einem fernen Kontinent. Du kennst ihn nicht – niemand kennt ihn. Er ist untergegangen.«, antwortet der Assassine auf meine geflüsterte Frage, woraufhin ich erschrocken Luft in meine Lungen einziehe. »Heute gehört er zu einem Kontinent auf der anderen Seite der Welt. Aber als er angegriffen wurde, hat man die Wahl zwischen drei Zukünften gehabt. Entweder wurde man versklavt und in irgendein anderes Land geschleppt, man ist gestorben oder man ist aus freien Stücken mit ihnen mitgegangen, um ausgebildet zu werden und dann unter der Flagge des Königshauses zu kämpfen.«

Jimin geht auf das Fenster zu, während er über seinen Kontinenten spricht und nachdem er geendet hat, dreht er sich wieder zu mir um. »Ich denke, es ist offensichtlich, welchen Weg ich gewählt habe.«, fügt der Schwarzhaarige hinzu und schenkt mir daraufhin ein schiefes Grinsen. Ich lasse mich langsam auf den Stuhl sinken, auf dem der Assassine noch vor wenigen Sekunden gesessen ist und beisse auf meiner Unterlippe herum, während Fragen und Gedankengänge sich gegenseitig Jagen. Ich greife nach dem erst besten Gedankenfetzen und ziehe ihn in den Vordergrund. »Bist... bist du hier weil sie es angeordnet haben?«, frage ich leise und starre auf den Fussboden, um die Gedanken zu beruhigen.

»Nein.«, antwortet Jimin zu meiner Überraschung. »Ich konnte fliehen und bin hierhergekommen. Auf die andere Seite der Welt, die nicht so verkorkst ist, wie die, auf der ich geboren wurde.«, ergänzt der Schwarzhaarige, woraufhin ich aufsehe und bemerke, dass er sich gegen die Wand gelehnt hat. In seinen Augen liegt etwas trauriges und er mustert mich eingehend mit seinen traurig dreinblickenden Augen. »Und deine Familie?«, frage ich nach kurzem Zögern. »Wurden während dem Hauptangriff ermordet.«, antwortet der Assassine aber in seiner Stimme schwingt keine Emotion mit – keine Trauer obwohl seine Augen ihn verraten.

Nach ein paar Sekunden, in denen wir uns nur gegenseitig angestarrt haben, zuckt der Assassine leicht mit seinen Schultern und stösst sich von der Wand ab. »Genug von meiner ach-so-traurigen Geschichte. Es ist Zeit fürs Abendessen.«, meint der Schwarzhaarige und geht auf die Türe zu, wobei er sich seine Kapuze über seine Haare zieht. Als er an der Tür ankommt, dreht er sich zu mir um und mustert mich nochmals. »Kommst du?«, fragt er und erst da bemerke ich, dass ich mich nicht von dem Stuhl bewegt habe und nur den Assassinen beobachtet habe. Ich nicke leicht, stehe auf und gehe auf den Schwarzhaarigen zu, um zusammen mit ihm das Zimmer zu verlassen.

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ja ich weiss dass ich einige bücher am laufen habe.. aber.. ich habe eine woosan texting story—

pewpew

Killer 💫a yoonmin story 💫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt