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Wo zur Hölle steckt er?

Ich habe jetzt meine ganzen Gemächer abgesucht, aber den Schwarzhaarigen nirgends gefunden. Die letzte Option, die mir jetzt noch bleibt, ist die Wache, die vor meiner Tür steht. Also reisse ich die Tür auf, woraufhin die beiden Männer, die dort stehen, zusammenzucken.

»Guten Morgen, Euere Hoheit.«, sagen beide gleichzeitig und verbeugen sich. Ich gehe gar nicht auf die Begrüssung ein, sondern gehe direkt zu meiner Frage über: »Habt ihr den Assassinen gesehen?«

Die beiden Wachen sehen sich kurz an, bevor der linke sich räuspert. »Er hat schon vor Sonnenaufgang das Schloss verlassen.«, antwortet er dann. Ich reibe mir über meinen Nasenrücken, während ich überlege, warum der Schwarzhaarige so früh das Schloss verlassen hat

Nach ein paar Sekunden fällt es mir aber wie Schuppen von den Augen — er ist eigentlich nicht wegen mir hier, sondern um die Drecksarbeit für meinen Vater zu erledigen. Ich schlucke hart und ziehe mich wieder in mein Zimmer zurück, wo ich mich in mein Arbeitszimmer setze und die Karte von Erilea anstarre. Ich stehe langsam auf und gehe auf die grosse Karte zu, um sie genauer zu betrachten. Danach zeichne ich mit meinem Finger einen Kreis auf die Karte. Aber ich lasse meine Hand schon fallen, bevor ich den Kreis fertig gezeichnet habe: ich kann nicht einzeichnen, wo er ist.

Vielleicht ist der Schwarzhaarige nach Terrasen geritten. Hat er sich dafür genug warm angezogen? Es ist zwar Frühling aber im Norden ist es immer noch kalt. Oder er ist nach Fenharrow, in den Süden. Oder er ist auf dem Weg zu den unendlich vielen Vulkanen in den White Fang Mountains, um in den Osten des Landes zu kommen. Aber was sollte er in den Western Wastes machen?

Ich schliesse meine Augen, seufze laut, drehe mich um und gehe langsam auf eine der gläsernen Wände zu, um auf Rifthold hinunter zu sehen. Die Stadt, die sich unter dem Schloss erstreckt, beginnt langsam zu erwachen und ein paar eifrige Leute bauen bereits ihre Stände auf den Marktplätzen auf. Ich sehe dem Treiben eine Zeit lang zu, aber irgendwann drehe ich mich um, um mich wieder an meinen Schreibtisch zu setzen.

Ich ziehe die erst beste Pergamentrollenkonstellation zu mir und breite sie auf der Arbeitsfläche aus. Ich lese mir alles durch, greife nach einer Feder und beginne eine Lösung für das vorliegende Problem zu finden. Und so vergeht mein Tag — langsam, aber die Sonne bewegt sich trotzdem in einem Halbkreis über das Schloss.

Als es dann langsam Abend wird betritt Yuki, mein Diener, das Arbeitszimmer und stellt sich neben mich. »Ja?«, frage ich leise, während ich etwas von einer der Pergamentrollen abschreibe. »In einer halben Stunde beginnt das Abendessen.«, sagt der Braunhaarige und beobachtet mich dabei, wie ich wild zwischen den beiden Pergamenten hin — und hersehe. Ich gebe ein leises ''Mhm...'' von mir, während ich nach einem neuen Gefäss mit Tinte suche, dass Yuki mir nach ein paar Sekunden reicht.

»Soll ich Ihnen Kleidung heraussuchen?«, fragt Yuki, während ich versuche, das verschlossene Tintengefäss zu öffnen. Ich nicke nur und genau in dem Moment fliegt der Korken durch den Raum und hinterlässt einen schwarzen Flecken an einer der Milchglaswänden. Yuki und ich starren ein paar Sekunden lang den Punkt an, bevor wir uns gegenseitig anstarren und ein nervöses Lachen meine Lippen verlässt.

Mein braunhaariger Diener schüttelt nur leicht seinen Kopf bevor er zu mir runter sieht. »Geht Euch frisch machen.«, lautet seine kurze Anweisung bevor er aus dem Zimmer verschwindet und den Korken an dem Platz liegen lässt, an dem er gelandet ist. Ich seufze leise und fahre mir mit beiden Händen über mein Gesicht und danach durch meine Haare.

Danach stehe ich langsam auf, verlasse das Arbeitszimmer und begebe mich ins Badezimmer, wo ich mich schnell wasche und meine Haare in Form wuschle. Danach verlasse ich das Bad und begebe mich in das Ankleidezimmer, wo Yuki gerade eine Krawatte aus einem der grossen Schränke zieht.

Der Braunhaarige mustert mich kurz und schnalzt genervt mit der Zunge. Allerdings weiss er genau so gut wie ich, dass nicht noch mehr Zeit bleibt. Also ziehe ich mich schweigend um und während ich meine Schuhe binde, bindet Yuki mir die Krawatte um meinen Hals, damit ich irgendwie noch pünktlich erscheine.

Sobald ich angezogen bin stürme ich aus meinen Gemächern und renne zum Esssaal, wobei ich fast drei Wachen und noch ein paar Diener umrenne. Aber schlussendlich komme ich pünktlich vor dem Saal an. Ich bleibe kurz stehen, um nochmals durchzuatmen. Danach öffne ich die grosse Tür und betrete den langen, hell erleuchteten Saal.

Killer 💫a yoonmin story 💫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt