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Meine Tage vergingen alle etwa gleich. Morgens kam Yoko vorbei und wir haben zusammen gefrühstückt. Danach habe ich bis zum Abend gearbeitet und abends habe ich dann meistens allein oder in dem grossen Saal gegessen. Nur meine Nächte waren verschieden — ich habe diverse Bücher über frühere Assassinen und Mörder gelesen, was meinen Schafmangel erklärt. Aber das war es mir wert — das Assassinentum ist spannender als es auf den ersten Blick aussieht.

Gedankenverloren verlasse ich mein Schlafzimmer und schlendere die Wendeltreppe hinunter. Danach gehe ich durch die offene Tür meines Speisezimmers und lächle meine Schwester breit an, die mich allerdings nicht wirklich beachtet — nein, sie hat mich gar nicht bemerkt.

»Und du hast die wirklich nicht einfach umgebracht?«, fragt sie, an die Wand gewendet. Verwirrt drehe ich meinen Kopf, nur um in die wachsamen Augen des Assassinen zu sehen. Der Schwarzhaarige setzt ein schiefes Grinsen auf und sieht danach wieder zu Yoko. »Ich bin Assassine. Ich ermorde nur die Menschen, die es verdient haben — oder sobald ich einen Auftrag bekomme.«, antwortet der Assassine schlussendlich Yokos Frage.

Ich setze mich an meinen Platz und mustere den Schwarzhaarigen. Seine Schultern sind entspannt, der Dolch an seiner Hüfte funkelt leicht, wenn er sich bewegt und sein Gewicht verlagert. Ausserdem hat sich der Assassine seine Haare aus den Augen gestrichen und so seine Stirn frei gelegt, die bis jetzt immer verdeckt war. Und auf seinen Lippen liegt sein typisches, schiefes Grinsen, das dazu führt, dass seine Augen kleiner werden und seine Sommersprossen hervorstechen.

Ich bin so damit beschäftigt, den Schwarzhaarigen anzustarren, dass ich meinen Blick erst lösen kann, als Yoko mir ihren Ellbogen in die Seite rammt. Ich zucke erschrocken zusammen und gebe ein ''Mhm?'' von mir. Yoko sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an und ich erwidere den Blick. »Ich habe gefragt, wie du geschlafen hast.«, wiederholt sich meine Schwester und schiebt sich danach einen Löffel von ihrem Getreide in den Mund.

Ich atme nur leise aus und schüttle leicht meinen Kopf. »Nicht so gut. Aber es geht.«, antworte ich und sehe wieder zum Schwarzhaarigen. Dieser hat seine Haare wieder in seine Augen fallen lassen und hat seine Arme wieder vor seiner Brust verschränkt. Ich seufze wieder leise und schnappe mir ein Stück Brot und beschmiere es mit Honig. Danach beisse ich hinein und wende mich an meine Schwester.

»Wann reist du zurück nach Suria?«, frage ich und wippe mit meinem Bein auf und ab. Auf Yokos Gesicht schleicht sich ein empörter Ausdruck. »Willst du mich etwa loswerden?«, fragt sie und starrt mich mit grossen Augen an. Ich verdrehe nur meine Augen. »Natürlich nicht. Aber ich wollte ein Gespräch anfangen.«, antworte ich und verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse. Yoko lächelt leicht und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück.

»Ich werde übermorgen bei Sonnenaufgang aufbrechen.«, antwortet meine Schwester mit einem traurigen Lächeln. Ich greife wieder nach einem Brötchen und schneide es langsam auf. »Wie lange dauert die Reise?«, frage ich, während ich die beiden Hälften auseinanderklappe. Yoko schürzt ihre Lippen während sie überlegt. »Acht Tage, denke ich.«, antwortet meine Schwester schlussendlich und rührt in ihrer Schüssel herum.

Ich nicke leicht. »Und wen hast du alles dabei?«, frage ich weiter. Yoko sieht mit zusammengezogenen Augenbrauen von ihrer Schüssel hoch. »Zwei Wachen. So, wie ich eben hergekommen bin.«, antwortet die Braunhaarige und schiebt sich wieder einen Löffel in den Mund.

Ich lasse meinen Blick zum Schwarzhaarigen schweifen, der mich aufmerksam mustert — er scheint bereits zu wissen, welche Idee in meinem Kopf spukt. Ich befeuchte meine Lippen und sehe dem Assassinen in die Augen — dieser erwidert den Blick und nickt leicht, wie um mir zu bestätigen, dass es für ihn okay ist.

»Ich möchte, dass du sie begleitest.«, sage ich an den Schwarzhaarigen gewendet. Dieser nickt. »Gerne.«, antwortet er und strafft seine Schultern leicht. »Aber—«, beginnt Yoko. Ich unterbreche sie allerdings sofort mit einem ''Pscht.''. »Du weisst genau wie gefährlich es da draussen ist.«, sage ich und sehe meiner Schwester ernst in die Augen. »Ja schon, aber das ist nicht nötig.«, wirft Yoko ein.

»Es wäre mir eine Ehre, Euch begleiten zu dürfen.«, mischt sich der Schwarzhaarige ein, woraufhin die Braunhaarige sich ergeben nach hinten lehnt. »Na gut...«, gibt sie schlussendlich nach und der Assassine und ich lächeln uns an — er scheint sie genauso zu mögen, wie ich. Und er kennt Yoko erst seit höchstens zwanzig Minuten.

Killer 💫a yoonmin story 💫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt