;;002

353 53 22
                                    

Ich streife durch das Schloss. Ich kann nicht einschlafen — der Assassine will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er ist wirklich hübsch, wenn man ignorieren kann, dass mehrere Schichten Blut an seinen Händen klebt. Bei diesem Gedanken erschaudere ich leicht.

Ich bleibe irgendwann stehen und starre aus der Glaswand, hinunter auf Rifthold, über das ich irgendwann herrschen soll. Dabei verschränke ich unbewusst meine Hände hinter meinem Rücken — mein Vater hat es mir bereits mit sieben Jahren ''beigebracht'' und seitdem mache ich es immer.

Eigentlich hasse ich diese Position. Aber ich wurde immer so gedrillt, dass sich mein Körper mittlerweile daran gewöhnt hat. Früher wollte ich immer so wie mein Vater werden. Aber seit ich neben ihm sitze und ihm bei seinen Geschäften zusehe, weiss ich nicht genau, was ich will. Will ich genauso gewaltvoll regieren wie er oder doch lieber fair und dabei in Kauf nehmen, dass man nicht auf mich hören wird?

Ich bin so in meine Gedanken vertieft, dass ich die dunkle Gestalt nicht bemerke. Aber im Nachhinein denke ich, dass ich ihn so oder so nicht bemerkt hätte — den König der Assassinen.

Er stellt sich mit verschränkten Armen neben mich. Ich realisiere es erst ein paar Sekunden später und erschrecke mich schlussendlich so sehr, dass ich fast geschrien hätte — zum Glück nur fast.

Wir stehen noch lange so da, bis der Mann neben mir seinen Kopf zu mir dreht. »Das steht dir nicht. Es sieht zu unnatürlich an dir aus.«, sagt er und mustert mich von oben bis unten — seine Augen scheinen mich durch bohren zu können. »Was genau meint Ihr?«, gebe ich zurück. Ja, ich habe bemerkt, dass er mich anspricht wie ein Bauer seinen Nachbarn ansprechen würde. Aber ich ignoriere es und versuche stattdessen meine vornehme Art als eine Art Schutz zu gebrauchen.

»Deine Haltung. Es ist die deines Vaters und nicht deine. Darum sieht es weder natürlich noch wirklich einschüchternd aus.«, gibt der Schwarzhaarige von sich, der seinen Kopf wieder nach vorne gedreht hat, um auf Rfthold zu sehen. Ich starre den Mann mit leicht geöffnetem Mund an. Woher weiss er sowas?

»Schau mich doch nicht so an. Man sieht dir an, dass du dich unwohl fühlst.«, sagt der Assassine und ich kann ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen. Findet er das etwa lustig? »Deine Augen sprechen Bände, Min Yoongi. Ich weiss nicht, ob es dein Ziel ist, so zu sein, aber ich denke, dass es nicht wirklich vorteilhaft ist, seine Emotionen und Gedanken so offen zu tragen.«, sagt der junge Mann und lässt dabei seine eine Hand von seiner Wange bis zu seinem Hals fahren.

Ich schlucke hart und starre wieder auf Rifthold hinab, in dem mittlerweile ein paar Laternen angemacht wurden. Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen oder gibt der Assassine neben mir nur an? Was ist, wenn ich wirklich zu weich bin und jeder sehen kann, was ich denke? Das wäre nicht wirklich gut, wenn man als König wie ein Buch zu lesen ist.

»Was macht Ihr eigentlich hier?«, frage ich, um die Stille zu überbrücken. Der Assassine lacht leise und streicht sich durch seine schwarzen Haare. »Ich bin dein neuer Leibwächter. Schon vergessen?«, sagt der Schwarzhaarige und dreht sich ganz zu mir. »Und als dein Leibwächter befehle ich dir, dich in dein Zimmer zurück zu ziehen. Es gehört sich nicht, um halb zwölf Uhr in der Nacht allein im Schloss herum zu schleichen. Und ausserdem brauchst du deinen Schlaf.«, redet der Assassine weiter, während er mich in die Richtung meines Zimmers scheucht.

»Woher wisst Ihr, dass sich meine Gemächer hier befinden?«, frage ich leicht ausser Atem. Der Assassine hat mich in einem mörderischen Tempo durch das Schloss und schlussendlich die drei Treppenabsätze des Ostturmes hinauf gescheucht, in dem sich über zwei Stöcke meine Gemächer befinden. »Sagen wir so; ich habe mich informiert.«, antwortet der Schwarzhaarige, während er die Tür öffnet, und mir schlussendlich den Vortritt lässt.

»Und wo genau schlaft Ihr?«, frage ich verwirrt, während ich die Krawatte, die lose um meinen Hals gehangen hat, vom Kragen löse und sie irgendwo hinwerfe. »Ich schlafe nicht.«, antwortet der junge Mann und sieht mich aus seinen dunkeln Augen ernst an. Und wenn er mich nicht so ansehen würde, hätte ich gelacht.

Bei meinem erschrockenen Ausdruck muss der Assassine leise lachen. »Ich schlafe wann und wo es sich ergibt. Geh jetzt schlafen. Morgen ist eine grosse Besprechung.«, meint der immer noch leicht lächelnde Assassine und scheucht mich danach den letzten Treppenabsatz hinauf. Ich öffne eine der Türen und komme somit in den Schlafraum. Ich werfe einen letzten Blick auf den Assassinen, der sich neben der Treppe positioniert. Danach schliesse ich die Tür und seufze verwirrt.

Wieso hat er so oft gelacht? Macht er das nur, um sich mit mir anzufreunden? Aber wieso sollte er das wollen? Das ergibt keinen Sinn! Und ausserdem ist es wirklich unüberlegt von meinem Vater, dass er dem Assassinen einfach so alle möglichen Informationen gibt. Vertraut er dem Schwarzhaarigen wirklich so sehr? Oder ist er dazu gezwungen, um für meine Sicherheit zu garantieren?

Immer noch grübelnd liege ich in meinem Bett und drehe mich von der einen Seite auf die andere. Wieso ist der Mann, der jetzt gerade vor meiner Tür steht und über mich wacht, zu dem geworden was er ist. Ein Assassine, der, ohne mit der Wimper zu zucken, Menschen umbringt. Ich möchte seine Vorgeschichte erfahren. Aber damit muss ich mich wohl noch gedulden. Denn obwohl der Schwarzhaarige auf den zweiten Blick nett wirkt, hat er trotzdem noch nichts von sich preisgegeben. Und von mir weiss er wahrscheinlich jedes einzelne, kleine Detail.

Killer 💫a yoonmin story 💫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt