#yksi

829 28 1
                                    

Schweißgebadet und tränenüberlaufen wachte ich auf. Schon wieder...Mit einem Blick auf meine Digitaluhr erfuhr ich, dass es gerade mal 3 Uhr morgens war. Jede Nacht habe ich denselben Abltraum.

Ich...als kleines Mädchen. Als Fünfjährige.

Und dann war da dieser Mann. Dieser mir fremder und unbekannter Mann, der sich als mein Vater ausgibt. Ich weiß wer meine Mutter ist! Ich weiß wer mein Vater ist! Wieso hab ich dann diese Träume? Was wollen sie mir sagen? Ich meine ich kenne diesen Mann doch gar nicht!...Oder doch?

Ich entschloss mich aufzustehen, da ich eh schon wach bin und in 2 Stunden mich auf den Weg in die Schule machen muss. Müde und noch im Halbschlaf zwang ich mich aus dem Bett und wollte mich ins Bad bewegen. Dummerweise weil es noch dunkel ist und ich das Nachtlämpchen nicht anmachte, schlug ich mit meinen Fuß gegen das Bettgestell. Ich zuckte zusammen und der Schmerz drang durch meine Adern. Sofort sank ich auf meine Matratze nieder und hielt mir meinen Fuß fest. Doch in Gedanken hatte ich immer noch den Traum. Er war so real...als wäre es eine einfache Erinnerung. Ich beschloss meine Mutter wieder darauf anzusprechen wenn sie wach ist. Sie meinte bis jetzt immer, dass dieser Traum keinerlei Bedeutung hätte und ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen soll. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Aber trotzdem war es mir ein Rätzel...

Ich stell mich erstmal vor..

Mein Name ist Elin Jones. Ich bin 15 Jahre alt. Meine Mutter Fiona Jones und mein Vater Jacob Jones sind die besten Eltern die es gibt. Ich liebe sie über alles und sie waren immer für mich da. Zusammen mit meinen Eltern wohne ich in Berlin. Es gibt nicht viel über mich zu erzählen. Wie jedes Mädchen auf der Welt liebe ich Klamotten, die BRAVO Zeitschrift und die Musik. Allerdings ist mein Musikgeschmack etwas anders als von denen in meiner Klasse. Ich besuche die 9. Klasse. Nur leider habe ich dort keine Freunde. Ich bin die Außenseiterin und werde es auch immer sein. Der einzige der mich unterstützt ist Tobi. Er geht in die 10. Klasse und ist mein bester Freund. Ich weiß auch nicht was die Leute in meiner Klasse gegen mich haben. Wahrscheinlich weil ich mich mal geäußert habe, dass ich Sunrise Avenue nicht mag. JA genau! Meine ganze Klasse ist Fan von Sunrise Ave. So...und ich? Ich hasse sie! Es gibt Menschen, die mögen einfach nicht alles was es an Musik gibt. Und ich bin eine davon.

Zurück zur Realität. Ich begab mich endlich unfallfrei ins Badezimmer und schaute in den Spiegel. Meine blonden, volumreichen Haare reichten mir bis zum Bauchnabel. Ozeanblaue, strahlende Augen betrachteten mein Spiegelbild. Schmale Lippen, leicht rosa Wangen und lange dunkle Wimpern verzierten mein Gesicht. Ein durchschnittliches einfaches Mädchen, das ausgegrenzt wird. Schnell begab ich mich aus meinen Schlafklamotten und stieg in die Dusche. Ich ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen und schäumte mich mit Duschgel ein. Nach 10 Minuten stellte ich das Wasser ab, stieg wieder aus der Dusche und wickelte mein großes, weißes Duschtuch um meinen zärtlichen Körper. Ich betrachtete mich wieder im Spiegel...rote, blutige linien zierten meine beide Unterarme. Schmerz, Trauer, Wut und Verzweiflung konnte ich in diesen Wunden lesen. Situationen, die mir immer sagten, dass ich aufgeben soll. Aber nie war es zu tief, nie war es richtig gemacht worden. Ich war zu schwach. Ich war ein Feigling. Und ich bin es immer noch. Der Grund? Mein erbärmliches Leben. Meine Träume. Diese Träume...

Hätte ich Tobi nicht, wäre ich noch tiefer gesunken und ich hätte es geschafft es endlich zu vollbringen. Es hinter mir zu bringen. Aber ich habe noch diese Funker von Hoffnung, dass alles besser werden kann.

Dass ich nicht mehr gemobbt werde

Dass die Träume eines Tages aufhören

Dass ich die Wahrheit erfahre...

Immer noch nachdenklich und verschlafen schlich ich in mein Zimmer zu meinem Kleiderschrank. Schnell fischte ich mir eine schwarze Röhrenjeans und ein rotes Top raus. Ich schminkte mich leicht und nicht zu dezent. Mit einem Handgriff hängte ich mir meine Freundschafstkette von Tobi um, was aus einem leichten Goldkettchen mit einem goldverziertem Engelsflügel daran besteht. Er schenkte es mir zu meinem 14. Geburtstag. Es sagte, es solle mich beschützen...vor allem Bösen auf der Welt. Bis jetzt hatte das nicht wirklich geholfen. Ich werde immer noch als Schlampe und Hure bezeichnet. Ich werde immer noch verprügelt und verletzt. Ich werde immer noch umzingelt von den Menschen, die ich nie kennenlernen wollte. Und ich mache immer noch den gleichen Fehler und lasse das Böse über meinen Körper geschehen.

Meine Eltern haben bis jetzt nie was davon mitbekommen. Unseren Lehrern und unser Direktor ist es egal, dass Schüler gemobbt werden. Bei uns wurde noch nie ein Anti-Mobb-Programm durchgeführt. Und das wird es auch nie. Wenn ich blaubefleckt oder blutend nach Hause kam, hatte ich immer die zum Glück perfekten Ausrede. Ich behauptete meistens, dass ich gefallen bin und mich aufgeschürrft habe. Aber so oft wie ich verletzt wiederkam, dachten bestimmt meine Eltern weiß ich was über mich. Dass ich wahrscheinlich der größte Tollpatsch auf Erden bin! Aber irgendwann wird es auffallen. Ich weiß, dass irgendwann meine Eltern checken, dass das nicht nur Verletzungen sind, die vom Stürzen kommen. Ich bins aber schon gewohnt. Inzwischen macht es mir nichts mehr aus, dass ich das Opfer der Klasse und der Schule bin. Ich mache einfach das Beste aus meinem Leben...leider kann man das Ritzen nicht zum Besten zählen aber trotzdem...so tief bin ich noch nicht gefallen und ich kann noch lachen. Dank Tobi und dank meinen Eltern.

Ich schnappte mir noch meinen blauen übergroßen Pulli und zog ihn mir über. Man sollte sie nicht sehen. Meine Fehler. Aber das eine Glück stand nun auf meiner Seite. Wir haben Herbst. Die Zeit, wo bunte Blätter den Boden berührten und der kalte Wind das Land heimsuchte. Ich schlüpfte in meine blauen Chucks, zog mir meine schwarze Lederjacke über und setzte mir meinen schwarzen Beanie auf . In der Küche griff ich noch nach einem Apfel, und hing mir meine Schultasche um. Schnellschrittens ging ich aus dem Haus in Richtung Schule. Schon wieder. Wie jeden Tag. Dieses unwohle Bauchgefühl, wenn ich in die Schule ging. Das Gefühl was mir sagte, HAU AB! oder GEH NICHT! Denn dieses Gefühl hatte immer Recht. Ich begab mich in die reine Hölle. Aber was mich dort begrüßte, ließ meinen Tränen freien Lauf...

#TOGETHERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt