Die Woche verging und langsam wendete sich das Blatt wieder zum guten. Tobi trug mich wortwörtlich auf Händen und versuchte mich jeden Tag zum lachen zu bringen. Er besucht mich jeden Tag und langsam wurde es zur Gewohnheit, dass meine Mom Tobi die Türe öffnete und schon darüber nachdachte, ob wir nicht Tobi unseren Ersatzschlüssel geben. Ja das geht schon etwas schnell...da habt ihr Recht :D...aber wir kennen uns schon so lange. Es wurde schon einmal darüber geredet ob wir Tobi es nicht einfacher machen wollen.
Die Schule konnte ich wieder besänftigen, indem ich zweimal nachsaß und mich wieder im Unterricht und in Abfragen anstrengte. Leider lassen mich meine Mitschüler immer noch nicht in Ruhe und hier und da kommt es vor, dass ich mit einer dreckigen Schultasche oder nassen Haaren nach Hause kam. Diese Schulstreiche nahmen kein Ende. Und langsam sollte ich mir Sorgen machen, denn meine Eltern wollen ein Gespräch mit dem Direktor vereinbaren. Ich kann das nicht zulassen. Am Ende werde ich in ein "künstliches Schutzprogramm" gesteckt, was es vorher noch nie gab und es wird hinausposaunt, dass die kleine Jones persönliche Aufpasser braucht. Dann kann ich mich erst Recht auf schlimme Schuljahre gefasst machen. Ich muss was dagegen tun.
Dad habe ich nicht angerufen wie geplant...Und wieso?...Ich weiß es nicht. Ich traue mich nicht. Ich habe schreckliche Angst vor Freitag. Wir haben Mittwoch und ich weiß noch überhaupt nicht, wie ich Samu entgegentreten soll. Ich weiß noch nicht mal ob dieses Treffen für ihn steht. Eine Antwort habe ich nicht bekommen und...wie gesagt: Ein Telefonat hat auch nicht mehr stattgefunden. Ich werde einfach mal zum angekündigten Treffpunkt erscheinen. So weit weg ist es ja nicht. Ich sehe es dann...Obwohl die Frage mich wortwörtlich umbringt, ob er erscheinen wird oder nicht. Hat er auch Angst? Hat er sich deswegen auch nicht mehr gemeldet? Oder hat er vielleicht gedacht ich habe aufgelegt und wollte nicht mehr mit ihm reden??! Nein!! Ich kann ihm dieses Gefühl doch nicht übermitteln. Was er jetzt wohl oder übel von mir denkt? Was für eine Tochter bin ich nur und rufe nicht zurück?? Was soll ich nur tun? Ich glaube...ich warte auf den Freitag. Ja. Oh Gott..Ich habe Angst.
Erschöpft von dem Gedankenschwall laufe ich von der Schule nach Hause und schmeiße wie gewohnt meine Schultasche in die Ecke. Ich laufe in mein Zimmer und fische mein Handy aus meiner Jackentasche. Null Benachrichtigungen. Das tut weh. Aber hey. Ich bins gewohnt. Aber nicht mal Tobi hat mir was geschrieben. Wieso? Mag er mich nicht mehr? Bin ich ihm langweilig geworden?
"Hallo Prinzessin" flüsterte mir plötzlich jemand ins Ohr. Mit einem lauten Schrei drehte ich mich in Sekundenschnelle um und erkannte die vertrauten haselnussbraunen Augen, in denen ich mich Hals über Kopf verliebt habe. "Scheiße Tobi was machst du denn??!" schreie ich lachend und werfe mich in seine Arme. "Ich dachte du müsstest nach Hause gehen, da du doch Besuch bekommst!" "Etwas sagte mir, dass du gerade viel wichtiger bist als der Besuch!" Schüchtern und mit rotem Gesicht schaute ich auf unsere Füße. Seit wann hat Tobi 'adidas' Schuhe? Waren die ihm nicht immer zu teuer? "Neue Schuhe?" fragte ich überrascht und schaute wieder in seine fesselnden Augen. Etwas ertappt und überrascht schaute Tobi hinab, sagte dennoch gelassen, dass er von seiner Oma diese Schuhe bekam. Ich wusste genau, dass Tobi Markenklamotten zu oberflächlich und teuer wären. Aber Menschen ändern sich.
Nach einiger Stille, in der ich Tobis Gesichtszüge einfach nur beobachtete, erkannte ich, dass er besorgt aussah. "Ist alles in Ordnung?" fragte ich unsicher. "Nun ja...deine Mom erzählte mir...von deinen leiblichen Eltern." Sofort änderte sich die Stimmung. Bedrückt und etwas wütend, dass Fiona so etwas vertrauliches und sehr privates einfach weiter erzählte ohne mich irgendwie zu fragen, meinte ich: "Und? Was ist jetzt?" "Also...ich weiß nicht...geht es dir gut?" "Ob es mir gut geht?" fragte ich. Wie geht es mir? Abgesehen davon, dass ich meine Mutter nie kennenlernen konnte und diese Menschen, die mich aufgezogen haben mich mein ganzes Leben lang angelogen haben...nicht gut. "Nein" flüsterte ich kurz darauf und schaute bedrückt auf den Boden. "Willst du darüber reden?" Stirnrunzelnd und nachdenklich schaute ich wieder auf und betrachtete Tobi's makelloses Gesicht. "Ich denke schon..."
Ganze 4 Stunden verbrachte ich mit Tobi um über meine Gefühle, Gedanken und Bedenken zu reden. Er hörte mir aufmerksam zu und nickte hin und wieder um zu bestätigen, dass er verstand. "Und jetzt weiß ich nicht, ob er kommt und ich habe so Angst! Was ist, wenn er mich nicht erkennt!? Was ist, wenn er sich wieder von mir abwendet, da er enttäuscht ist von mir?", meinte ich verzweifelt und legte mein Gesicht in meine Hände. Kurz darauf spürte ich wärme Hände auf meinen Schultern. "Elin. Wenn er dich liebt und vermisst, wird er kommen. Was ist denn so schlimm daran, wenn er dich nicht erkennt? Du bist gewachsen und zu einem bildhübschen Mädchen geworden. Er wird unglaublich stolz auf dich sein, wenn er sieht was aus seinem Baby geworden ist. Und wenn er sich aus irgendeinem Grund doch von dir abwendet, dann wird er es mit mir zu tun haben!" Sanft und vorsichtig strich er über meine Wange und lächelte mir aufmunternd zu. Er ist genau das, was ich brauche. Meine Stütze, mein Schutzengel, mein Ufer. Glücklich nickte ich ihm zu und spürte wieder den Funken Hoffnung in mir aufkommen. Ich werde es schaffen meinen Vater wieder zurück zu bekommen. Ihn stolz zu machen und zu zeigen, dass unsere Liebe noch besteht.
Abends musste Tobi nach Hause gehen, weshalb wir noch die letzten Stunden zusammen genossen und im Bett kuschelten. Es tat gut jemanden an seiner Seite zu haben. Als ich die Wohnungstüre zufallen hörte, sprang ich auf und rannte ins Badezimmer. Schnell erledigte ich mein Geschäft und schälte danach aus meinen Klamotten. Nach einer ausgiebigeren Dusche zog ich sofort mein Gammel-schlaf-Anzug an und ging in die Küche. Da Fiona und Jakob beide heute Abend ausgegangen sind, war ich alleine daheim und genoss das Alleinsein. Ich machte mir eine Tiefkühlpizza, schmiss mich auf die Couch und schaltete den Fernseher an. Langsam merkte ich, wie müde ich eigentlich bin und schlief kurz nach dem Essen ein. Ich bekam noch mit, wie ich davon träumte, wie mein Vater mich in die Arme nimmt. Noch 1 Tag, 39 Stunden, 2.340 Minuten und dann sehe ich ihn. Meinen Vater. Samu Haber.
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#TOGETHER
FanfictionSamu Haber. Frontsänger von Sunrise Ave. Elin Jones. Schülerin und Außenseiterin. Was ist, wenn zwei Menschen miteinander verbunden sind? Was ist, wenn sie getrennt werden? Was ist, wenn sie sich eines Tages wieder treffen? Werden sie genauso verbu...