Er ist es.
Warum ich mir so sicher war, dass er es ist? Von meinen Träumen. Blonde Haare, große Statur, dunkelblaue Augen, verschmitztes Lachen, Lachfalten an den Augen. Mein Vater.
Ich spürte, wie meine Augen nass wurden und sich ein großer Klos in meinem Hals bildete. 'Papa!' schrie ich in meinen Gedanken. 'Schau hierher! Bitte...' Völlig aufgelöst und gerührt stand ich auf, was verursachte, dass mein Stuhl durch die Bewegung wieder quietschte, was mir dieses mal aber reichlich egal war. Soll er doch quietschen. Sollen doch alle schauen. Ich will nur noch zu meinem Vater.
Suchend und schon etwas genervt schaute er sich im Raum um. Wahrscheinlich musste er unten schon lange suchen. Wird er mich erkennen? Seine Augen durchforschten jeden Stuhl. Ich konnte nicht richtig stehen. Ich wollte doch so unbedingt in seine Arme. Ich wollte ihn halten.
Als dann endlich seine Augen auf meine trafen, verharrten sie.
Er blickte lange in meine Augen.
Blau traf auf Blau.
Dann fingen seine an zu glänzen.Er weiß es!! Er weiß, dass ich es bin! Er weiß es!!!
"Papa" whisperte ich. Die Welt blieb stehen. Alles um mich blendete ich aus. Das einzige auf das ich mich konzentrierte war er. Nur er. Ich sah wie sein Mund sich öffnete und wie sein ganzer Körper sich anspannte, seine Miene jedoch weich wurde. Seine Augen glänzten immer mehr. Auch er flüsterte etwas. Meinen Namen?
Ich fing an mich zu bewegen.
Auch er machte einen Schritt nach vorne.
Ich war wie in Trance.
Ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihm abwenden.
Und dann rannten wir los.
Er rannte.
Ich rannte.
Er fing mich auf und drückte mich so fest er konnte an sich. Mein Herz platze fast. Der Klos in meinem Hals wurde größer und größer. Ich fing an zu wimmern. Wir sanken zu Boden, da unsere Beine nachgaben. Wir umarmten uns lange und innig. Alle Leute im Raum schauten auf uns, doch es war uns egal. Wir fingen beide an zu weinen. Wir hatten uns wieder. Ich hatte meinen Vater wieder. "Papa.." wimmerte ich und drückte mich noch enger in seine Brust. "Elin...meine kleine..." er schluchzte "meine kleine Tochter" Ich wusste nicht wie lange wir dort saßen, aber es fühlte sich lange an. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. Nie wieder! Alles was sich in mir anstaute brach aus. Ich ließ meine Gefühle freien Lauf. Ich spürte seine Wärme. Seine Muskeln. Ich roch seinen Duft. Nach 10 Jahren. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Und dann sagte ich etwas, was ich schon immer sagen wollte.
"Ich liebe dich Papa. Ich habe dich so sehr vermisst." brachte ich unter meinem Schluchzen heraus. Nun fing er an laut zu weinen und vergrub sein Gesicht in meiner nun etwas größeren Schulter. "Damals hast du auch in meine Schulter geweint." flüsterte ich und musste lächeln. Ich spürte auch wie er lächelte und nun meinen Kopf in seine großen Hände nahm. Er schaute mir in die Augen. Seine Augen waren klein, gerötet und geschwollen. So als hätte er tagelang geweint. Jedoch funkelten sie wie Sterne im dunklen Ozean. "Und jetzt kann ich es endlich wieder tun." flüsterte er mit seiner rauen Stimme. Sie war ungewöhnlich tief und rau. Dann rappelte er sich auf und als er stand hob er mich mit einem Satz nach oben und stellte mich wieder hin. "Danke" flüsterte ich. Er nahm meine Hand und zog mich zu unserem Tisch. Immer noch wie in Trance und völlig benommen saßen wir uns hin. "Hast du schon bestellt?" fragte er mit seiner tiefen Stimme. Ich schüttelte meinen Kopf und musterte meinen Vater. Er trug ein rot-braunes T-Shirt und darüber eine schwarze Lederjacke. Dazu eine helle Röhrenjeans, die wirklich eng aussah, und schwarze Chucks. Ich musste sagen, für einen Dad sah er schon ziemlich gut aus.
"Elin." flüsterte er und grinste dabei. "Ich habe meine Elin wieder" und schaute dabei ganz tief in meine Augen. "Tut mir Leid aber ich muss dich nochmal umarmen." sagte er wieder mit einer brüchigen Stimme und stand schon auf. Er kam schnell Schrittes zu mir rüber und drückte mich nochmal in eine warme Umarmung. Da ich nun stand und nicht in seiner Umarmung 'hang' war er nun viel größer. Mein Kopf wurde gegen seine Brust gedrückt. Er roch so gut. Ich schloss meine Augen. Diese Geborgenheit habe ich so vermisst. Vor Freude lief mir nochmal eine kleine heiße Träne aus dem Augenwinkel. Dann zog er mich in Armlänge wieder aus der Umarmung und betrachte mich lächelnd. "Du bist so groß geworden. Und so schön." Er betrachtete mich weiter. "Du siehst aus wie deine Mama." Das letzte flüsterte er und ich sah wie er mit sich selbst kämpfen musste. Auch ich war in Trauer gefallen und schaute bedrückt auf den Boden. Als ich zwei angenehme Finger unter meinem Kinn spürte, die es wieder hochdrückten, war ich kurz vor dem weinen. Er kam mir wieder näher und flüsterte in mein rechtes Ohr: "Sie wäre so stolz auf dich!" Und nahm mich nochmal tröstend in seine Arme.
"Ich möchte alles wissen." sagte ich nach einer Weile leise und bedrückt. Er nickte und deutete mich wieder zu setzen. "Du wirst alles erfahren. Ich habe es versprochen." sagte er wieder ernster und schaute in meine Augen. Ich schaute nachdenklich aus dem Fenster. 'Wie sie wohl war', kam es in meine Gedanken. Doch ich erwachte aus meinen Gedanken, da mich mehreres Gekreische und Gejubel aufmerksam machte. Seit wann ist diese große Horde von Menschen unten vor dem Starbucks?
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#TOGETHER
FanfictionSamu Haber. Frontsänger von Sunrise Ave. Elin Jones. Schülerin und Außenseiterin. Was ist, wenn zwei Menschen miteinander verbunden sind? Was ist, wenn sie getrennt werden? Was ist, wenn sie sich eines Tages wieder treffen? Werden sie genauso verbu...