#neljä

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Zuhause angekommen schmiss ich meine Schultasche in die Ecke meines Zimmers und lies mich auf mein Bett fallen. Es war mir egal was die Schule nun sagte. Ich kann es mir leisten einmal im Leben zu schwänzen. Müde und erschöpft holte ich mein Handy und meine Kopfhörer aus meiner Tasche. Ich stöpselte mir die Kopfhörer in die Ohren. Suchend scrollte ich meine Musikliste herunter und entschied mich für Ed Sheeran 'Give me Love'. Mit den Augen an die Decke gerichtet versank ich in meine Gedanken. Tobi....Was mach ich nur mit dir? Wieso hast du mich geküsst? 'Vielleicht liebt er dich ja' Nein! Das darf er nicht! Er ist doch mein bester Freund! Ich beschloss das Thema "Tobi" erstmal auf die Seite zu schieben und es auf mich zukommen zu lassen. Vielleicht kriegt er sich ja wieder ein...

Ich stoppte das Lied von Ed Sheeran, weil mir der Part mit dem Refrain zu viel wurde. Ich stellte mir vor wie Tobi mich anflehte mit "Give me Love..." Ich konnte das jetzt einfach nicht haben. Es wurde mir zu viel. Ich schaltete um auf 'Even my dad does sometimes' - mein Lieblingslied - ebenfalls von Ed. Er ist der Held meiner Musik. Im Gegensatz zu Sunrise Ave. Diese tiefe Stimme vom Frontsänger gefiel mir nicht. Sie war mir zu rau. Zu männlich. Wenn ihr versteht was ich meine...Mit meinen Gedanken driftete ich immer weiter ab. Bis ich wieder an diesen Traum dachte. Traum. Wenn ich könnte würde ich sagen, dass das kein Traum ist...sondern eine Erinnerung. Aber jeder sagte mir, dass es möglich sein kann, dass Träume einem so real vorkommen. Aber...aber dieser Traum. Es heißt doch, dass man sich nicht an Träume erinnern kann, wenn man aufwacht. Da ist aber das Problem! Ich kann mich an jedes einzelne Detail erinnern, was im Traum geschah.

Dass, meine kleine Beine diesen großen Holzstuhl herunter baumelten.

Dass, meine Hand in einer großen Hand schmerzhaft zerquetscht worden ist.

Dass, ein Mann mit blonden Haaren und blauen Augen neben mir saß.

Dass, dieser Mann um mich weinte.

Dass, ich um diesen Mann weinte.

Aber, dass ich nicht wusste wer dieser Mann war.

Aber....MOMENT!....Doch....er spielte meinen angeblichen Vater...Was hatte das alles auf sich? Nicht nur diese Frage lag mir auf der Zunge. Was mich auch wunderte...ist es möglich, dass man jahrelang nur denselben Traum hat? Nein...oder? Ich weiß, was alles in diesem Traum geschieht. Aber immer noch nicht weiß ich, was der Sinn dieses Traumes ist. Welche Wahrheit dahinter steckt. Ich MUSSTE endlich dieses Rätzel auflösen. Und ich werde heute damit anfangen!

Ich erwachte aus meinen Tagtraum, als ich das vertraute Schlüssellochgeklicke hörte. Sofort riss ich die Ohrstöpsel aus meinen Ohren und richtete mich auf. Ich blickte durch meine offene Zimmertüre und sah wie meine Mom gerade zur Türe hereinkam. "Hi Mom" rief ich ihr zu. "Ah hey Schätzchen...was machst du denn schon so früh zu Hause?" "Ach mir ging es nicht so gut...da habe ich mich entschuldigen lassen." log ich. Ich lief zu ihr in den Flur. "Was fehlt dir denn?" fragte sie besorgt und musterte mich genau...das tat Tobi auch...vor 2 Stunden. 'STOP! Du wolltest doch nicht mehr daran denken!' "Schatz?" ich blickte wieder meine Mutter an. Ich bekam das Gefühl, dass sie sich gerade wirklich große Sorgen um mich machte. "Ich habe irgendwie ganz krasse Bauchschmerzen" und legte meine Hände auf meinen Bauch. Im 'Kranke-unschuldige-Mädchen-Schauspiel' war ich wirklich Profi. "oh Schätzchen...soll ich dir eine Suppe machen?" "Ja danke Mama" Wenn es um Essen ging, konnte ich nie 'Nein' sagen! Meine Mom hängte ihren Mantel auf, räumte ihre Schuhe weg und machte sich auf den Weg in die Küche. Wie ich es immer bereute zu lügen...aber es ging nicht anders. Ich hasste es noch mehr, meine Mutter zu enttäuschen. Zurück in meinem Zimmer legte ich mich wieder in mein Bett. Wieder starrte ich die Zimmerdecke an. Wie soll ich sie fragen? Wie soll ich das Thema ansprechen? Ich hatte Angst, dass sie dieses Thema wieder abblockt. Um nicht nervös oder ähnlichens zu werden, stöpselte ich wieder meine Kopfhörer in meine Ohren, tippte diesmal auf 'Thinking out loud' von Ed, schloss meine Augen und atmete tief durch. Ich spürte wie ich mich sofort entspannte. Ich könnte mein Leben lang der Stimme von Ed Sheeran lauschen. So sanft und liebevoll. Langsam driftete ich immer mehr in das Land der Träume. Doch bevor ich mich ganz hergeben konnte, wurden mir die Ohrstöpsel aus den Ohren gerissen. "Schatz! Du weißt wie ich das hasse, wenn du durch die Kopfhörer Musik hörst und mich dann gar nicht rufen hörst! Bitte komm zum Essen! Deine Suppe ist fertig." und da lief sie wieder aus meinem Zimmer. Brummend richtete ich mich wieder auf, legte mein Handy weg und begab mich in die Küche. Dort angekommen setzte ich mich an den bereits gedeckten Tisch. Schwungvoll schöpfte mir Mom einen vollen Suppenlöffel mit Buchstabensuppe in meine Schüssel. Oh gott wie ich Buchstabensuppe liebte! *.* "Sieht wieder lecker aus, Mom" sagte ich fröhlich und gab ihr einen Backenkuss. Darauf hin grinste sie mich an. Sie war schon immer eine gute Mutter und kochen konnte sie noch dazu. Was wollte man mehr? "Guten Appetit, Schätzchen. Hoffentlich geht es dir danach ein bisschen besser." sagte sie lieb. Ich fing an zu löffeln und ich spürte wie mein Magen immer wärmer wurde. Wie ich das liebte. Ich überlegte wie ich nun das Gespräch beginne soll. "Du Mom..." "Ja Maus?" "Ich möchte mit dir über etwas reden.." Sie kam auf den Tisch zu und setzte sich zu mir. "Alles was du willst, Mäusschen" sie schaute mich erwartungsvoll an. Ich fing wieder an zu reden "ich....habe da immer noch diese Träume" Schlagartig veränderte sich ihr fröhliches und liebes Gesicht in eine nachdenkliche und geschockte Miene. Da ist doch was faul?..."Sind die immer noch nicht verschwunden?" fragte sie und versuchte sich ein Lächeln aufzuzwingen, was aber nach diesen Schockzustand den sie gerade hatte nicht so gut funktionierte. Was war hier los? "Mama? Was hat es mit diesem Traum auf sich? Bitte! Sag es mir!" "Schatz es ist alles in Ordnung! Es gibt Situationen, da haben bestimmte Menschen einfach Träume, die einem etwas seltsam vorkommen könnten." versuchte sie sich auszureden. "Mom...bitte! Sag mir die Wahrheit! Wer ist dieser Mann in meinen Träumen?" "Schatz....irgendwann wirst du es verstehen...aber jetzt ist es einfach noch zu früh für dich!" "JETZT VERDAMMT NOCHMAL! SAG MIR WAS LOS IST!!" schrie ich sie an. Ruckartig stand ich auf und machte mich groß. Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Ich mochte es nicht, wenn ich meine Mutter anschrie, aber ich wollte es wissen! So sehr! Mein Bauchgefühl sagte mir, dass es nichts gutes ist. "Elin....es...es tut mir Leid" sie schüttelte ihren Kopf und ich sah wie plötzlich mehrere Tränen aus ihren Augen rannten. "Was?...Was tut dir Leid?" Sie schaute mir nun tief in die Augen. Ihre Augen waren glasig und rot. "Du wurdest adoptiert....von uns" sagte sie leise...

.......was?......

Ich spürte wie meine Welt zusammen brach. Meine Mutter....nein diese unbekannte Frau legte ihre Hand zaghaft auf meine. Blitzartig zog ich meine weg.

......was?......



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