Kapitel 6 - Jon

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„Auf jeden Fall sollten wir dringend was unternehmen!", erklärte Robb noch einmal, schon zum vierten mal, wenn Jon richtig mitgezählt hatte und nahm einen Schluck aus seiner Colabecher, was vielleicht etwas bedrohlicher ausgesehen hätte, wenn auf dem Becher keine Werbung für den neuen Miffy-Film abgebildet wäre.
Jon war schon zum mindestens vierten Mal versucht aufzustehen und die Frau an der Theke nach einem neuen Becher zu fragen, doch wann immer er es schaffte sich wirklich aufzusetzen und sie ansah, fielen ihm plötzlich einhundert gute Gründe ein, warum er vielleicht lieber sitzen bleiben sollte.
Im Moment war Zeit für Grund Nummer 17: Dass Robb ja auch die fünf Dollar für den Becher mit dem Logo hätte bezahlen können, anstatt an der Kasse rumzutönen, dass er niemals darauf reinfallen würde, was diese Läden ihm anboten, wenn sie mit coolen Designs warben, egal wie oft man sie mitbringen und wiederverwenden könnte.
Das war ja nur Geldmacherei, denn letztlich ließ man die Becher ohnehin zu Hause stehen und kaufte für die Umwelt jedes Mal einen neuen.

„Wie dem auch sei!", erklärte Robb ein weiteres Mal. „Sollten wir etwas unternehmen! Theon, du bist doch dabei, oder?"
Er ließ den Blick zu seinem besten Freund schweifen und auch Jon hob die Augen, blickte ihren gemeinsamen Freund an, der oft genug die Matratze in ihrem Schlafzimmer belegte und immer die besten Filme aus der Sammlung seines Onkels mitbrachte, auch wenn ihre Mutter die niemals zu Gesicht bekommen durfte.
„Ich weiß nicht so recht...!", murmelte Theon leise, den Blick gesenkt. „Mein Onkel will doch wieder...!"
„Scheiß auf deinen Onkel!", erwiderte Robb mit einem Grinsen. „Der bekommt seinen Fisch auch nicht verkauft, wenn er Sushi anbietet, das müsstest du doch langsam wissen!"
Jon verdrehte die Augen, als Theons Gesicht einen leicht grünen Farbton annahm, als er an die Experimente der letzten Wochen dachte, mit dem sein Onkel Euron, Besitzer von ‚Onkel Eurons Meeresfrüchte', dem besten, weil einzigen, Fischrestaurant in Westeros Valley, versucht hatte sein Sortiment zu erweitern.
Leider mit so katastrophalen Folgen, dass Theon ihrem Lehrer am letzten Schultag fast auf die Schuhe gebrochen hätte und ihre Mutter die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hatte, als sie ihn gesehen hatte und in die Küche geeilt war, um ihm, trotz Sommer, seinen Lieblingsapfelkuchen zu backen.

„Wollt ihr auch mal was bestellen? Ihr sitzt jetzt schon seit zwei Stunden hier!", erklang eine Stimme neben ihnen und so sehr Jon versuchte sie zu ignorieren und seinen Blick auf die Tischplatte geheftet hielt... die drei kläffenden Bulldoggen zu ihren Füßen ließen sich nicht so einfach ausblenden.
„Ruhe jetzt! Drogon, Raegal, Viserion! Ab in die Ecke! Husch in euer Körbchen!"
Die Hunde knurrten noch einmal jedem von ihnen zu, verzogen sich dann aber auf den Befehl ihrer Besitzerin hin in den hinteren Teil des Ladens (Jon hoffte inständig, dass es nicht die Küche war) und rollten sich in ihrem Korb zusammen.
„Also, wollt ihr jetzt was bestellen?"
„Ähm...!", stammelte Jon. „Ähm...!"

Sie hieß Daenerys Targaryen, war 19 Jahre alt, und freute sich, sich mit ihrem Burgerladen, dem ‚Fire&Blood', einen Traum in Westeros Valley, ihrer alten Heimatstadt erfüllt zu haben.
Das wusste er, denn es stand auf ihrer Profilseite auf Instagram, die er sich heimlich auf Sansas Handy angesehen hatte, als sie es für einen Moment unbeaufsichtigt gelassen hatte.
„Ja, also wir... wir wollen noch überlegen!", erklärte Theon ruhig und freundlich, doch Robb fiel ihm ins Wort.
„Wir neben das, was die haben!", erklärte er und deutete auf den Tisch nahe dem Fenster, an dem, unverkennbar, Jaime Lannister, der einen kleinen, pinken Rucksack mit Kätzchen-Motiv in der Hand hielt, gerade seiner Nichte Myrcella den Stuhl zurechtrückte.
Daenerys zog zweifelnd eine Augenbraue nach oben.
„Und das meint ihr ernst?", fragte sie skeptisch, den Blick für einen Moment zurück auf ihre Hunde gerichtet, die schon wieder aufgesprungen waren, um die neuen Gäste zu begrüßen, jedoch sofort ohne ein weiteres Wort in ihr Körbchen zurückkehrten.
„Ja, das meinen wir ernst? Haben sie nicht verstanden?", erwiderte Robb nun leicht gereizt.
„Naja, ich dachte...!"
„Wenn wir ihnen als Gäste nicht genehm sind, dann können wir sicher auch in einen anderen Laden gehen! Wann macht dein Onkel eigentlich Mittags auf, Theon?"
„Ähm...!"

„Sie haben ihm doch eh wieder den Laden dicht gemacht und so wie der Prüfer vom Gesundheitsamt aussah bleibt der auch für ein paar Monate geschlossen, wenn er nicht mal anfängt ordentlich zu putzen!", erwiderte Daenerys unbeeindruckt und zog einen Notizblock von einem Gürtel an ihrer Hüfte.
„Also ihr wollt zweimal das Baby-Drachen Kindermenü! Hamburger, Cheeseburger, Veggieburger oder Drachennuggets?"
„Ähm... also eigentlich...!"
„Hamburger, Cheeseburger, Veggieburger oder Drachennuggets?", fragte Daenerys erneut.
Anscheinend war sie es nicht gewohnt so respektlos behandelt zu werden und Jon musste ihr insgeheim zustimmen. Robb konnte manchmal etwas... eigen sein, wenn er unter Druck stand und im Moment, da seine Mutter Tag und Nacht über ihren Kochbüchern brütete, um einen Kuchen zu kreieren, der Cersei Lannister in die Flucht schlug, war Druck schon beinahe eine enorme Untertreibung.
„Okay, dann hätten wir einmal ein Menü mit Hamburger, Pommes und Obstsalat und einmal ein Menü mit Drachennuggets, Pommes und Schokosofteis! Welches Spielzeug ?"
„Spielzeug?"

Daenerys verdrehte genervt die Augen und deutete mit einer Hand auf die Anzeigetafel über ihnen, auf der soeben ein Bild aufleuchtete.
„Ihr habt die Wahl zwischen einem kleinen Kuschellöwen, einem Kuschelwolf, einem Kuschelkraken, einem Kuschelhirsch...!"
„Ist doch egal!", knurrte Robb leise, der versuchte sein gerötetes Gesicht hinter der Speisekarte zu verbergen, auch wenn Jon zugeben musste, dass es ihm recht geschah.
Wenn er etwas respektvoller gewesen wäre...
„Gut, dann brauche ich noch eure Namen für die Kronen!", erklärte sie gelangweilt, während sie Robb und Theon die Karten aus der Hand riss. „Ich nehme an König Robb und Prinz Theon?"

Jon musste grinsen, als er sah, wie Theon errötete.
Er erinnerte sich nur zu gut an das letzte Mal, dass Theon ‚Prinz Theon' gewesen war und das war gewesen, als sein Onkel auf die verrückte Idee gekommen war, sein Sushi auch an die jüngeren Kunden der Stadt verkaufen zu wollen und für diesen Spaß Theon und seine Schwester gezwungen hatte auf dem Schulhof Werbeflyer zu verteilen.
Bei Asha als Meerjungfrau war es noch halbwegs erträglich gewesen, doch Theon hatte er eine Krone aus brüchigem Treibholz, das er sicher aus dem Henbane gefischt hatte, samt einer Seetangperücke auf den Kopf gesetzt und einen Dreizack in die Hand gedrückt...
Und das alles wäre nicht mal so schlimm gewesen, wenn es an diesem Tag nicht auch noch in Strömen geregnet hätte.

Wenn Jon darüber nachdachte, dann wusste er nicht einmal, ob es wirklich eine Werbemaßnahme gewesen war oder einfach nur eine Strafe dafür, dass er die beiden dabei erwischt hatte, wie sie sich einen seiner Erwachsenenfilme ansahen oder im Hinterhof seines Restaurants Gras rauchten.
Zur großen Neueröffnung von ‚Onkel Eurons Meeresfrüchten' vor einigen Tagen, das hatten sie alle mehr als deutlich sehen können, weil das Lokal vier Läden neben dem Familienheim der Starks lag, war jedenfalls niemand gekommen.
Zumindest abgesehen vom Inspektor des Gesundheitsamtes, der insgesamt zum siebzehnten Mal innerhalb der letzten 9 Jahre seines Amtes gewaltet und damit dafür gesorgt hatte, dass Theon sich über die Ferien hinweg vermutlich auf der Matratze in ihrem Zimmer häuslich einrichten würde.

„So und was kann ich dir Tolles bringen?"
Jon zuckte zusammen, als er die Stimme hörte, wagte es kaum den Blick zu heben, sie anzusehen, auch wenn er sich schon seit Tagen auf diesen Moment vorbereitete so oft er konnte... oder zumindest, so oft er Sansas Handy in die Finger bekam.
„Ähm, ich... ich...ich weiß nicht...!"
„Du weißt gar nichts, Jon Schnee!", lächelte sie ihm zu, bevor sie ihm die Karte aus der Hand nahm und für einen Moment sein Gesicht zu studieren schien.
„Ich finde du... du siehst aus wie jemand, der heute keine Lust auf Fleisch hat, aber trotzdem gerne etwas Scharfes hätte...!"
Er bemühte sich zu Lächeln und dabei das Grinsen von Robb und Theon zu ignorieren, die sich auf der anderen Seite des Tisches gewisse vielsagende Blicke zuwarfen.
„Ich glaube der große Grasmeerburger wäre was für dich! 100% vegetarisch und ich kann dir ein bisschen Drachenfeuersoße draufmachen, damit der ganze Spaß auch nach was schmeckt!"
„Das klingt... toll!"; murmelte Jon leise, überwältigt von dem Lächeln, das sie ihm zuwarf, bevor sie mit strahlenden blauen Augen die hellblonden Haare in den Nacken warf und sich von ihnen entfernte.

„Die steht auf dich, Jon!", grinste Robb ihm zu, kaum dass sie halbwegs außer Hörweite war...was in dem Begrenzten Ladenlokal hieß, dass sie am einzigen anderen belegten Tisch das Essen servierte und sich von Myrcella erklären ließ, dass sie den Hirsch aus ihrem Menü ihrer Freundin Shireen mitbringen würde, die sich sicher darüber freuen würde, weil...
„Ach was!", murmelte Jon leise und nahm einen Bissen von seinem Burger, der ihm fast die Zunge versengte.
„Eins muss man ihr lassen! Das Zeug ist scharf!", grinste er Robb und Theon zu, während er nach dem schwarzen Becher mit dem roten Emblem griff, ein Kreis, der aber aus einem Drachen mit drei Köpfen zu bestehen schien. „Schön für dich!", kam es gedämpft zurück, bevor Robb sich wieder aufsetzte.

„Was ich aber eigentlich machen wollte, ist mit euch zu besprechen, was wir machen wollen, um Mum zu helfen!", erklärte er, während er die 6 Nuggets in Drachenform demonstrativ von sich schob, zusammen mit dem Kuschelwolf, den er sich widerwillig hatte überreichen lassen, wenn auch zu dem Preis, dass Daenerys ihm die Krone nicht aufsetzte, die sie jetzt einer strahlenden Myrcella auf die blonden Locken drückte.
„Ihr wisst ja, wegen dem Pfirsichblütenfest und allem...!"
„Ähm... wenn ihr was Verbotenes machen wollt, dann lasst mich bitte da raus, ja?", meldete sich Jon zu Wort. Natürlich war er immer für jeden Spaß zu haben gewesen, vor allem wenn er, Robb und Theon gemeinsam daran teilnahmen, doch letztlich wollte er nichts weiter, als irgendwann seinem Vater nacheifern und zur Polizei zu gehen und nachdem er ihm schon das Sommerpraktikum beschafft hatte, wollte er dieses Vertrauen nicht leichtfertig verspielen.

„Ach was, verboten? Jon, wo denkst du hin! Wann haben wir denn jemals was Verbotenes gemacht?"
Jon hob eine Augenbraue, blickte sie anschuldigend an, sparte es sich jedoch all die Male aufzuzählen, an denen er, Robb und Theon etwas nicht ganz erlaubtes getan hatten und es immer an Ned gewesen war sie wieder aus der Misere zu ziehen, wenn auch mit vielen Ermahnungen.
„Außerdem wollen wir gar nichts verbotenes machen! Wir wollen nur ihre Geheimzutat rausfinden! Du weißt schon, die Zutat, die Mum nie rausfinden kann, wenn sie eines der Törtchen kostet!"
„Also so ziemlich alles?", fragte Jon irritiert.
Er war nicht immer daheim gewesen, die Arbeit bei der Polizei nahm schließlich beinahe seinen ganzen Tag in Anspruch, unterbrochen von nur einer kleinen Kaffee-Pause, in der meistens Jaime Lannister mit ein paar bestellten Cupcakes seiner Schwester im Revier auftauchte, doch wenn er sich recht erinnerte war das einzige, wobei seine Mutter sich ganz sicher gewesen war, dass es in den Kuchen gehörte, den sie Abend für Abend verkostete, Pfirsiche waren.
Und das auch nur, weil der ganze Kuchen, samt Packung danach stank.
Sicher, Mehl war auch ein guter Tipp, doch sie machte sich beinahe verrückt um herauszufinden welches Mehl genau und abgesehen davon...

„Also, wie wir wissen ist Jaime hier der, der immer die Besorgungen macht!"
„Und das wissen wir nochmal woher?" fragte Theon nach, mit einer Hand die Tentakel des Plüsch-Kraken umbiegend, an dem er anscheinend doch mehr Freude zu haben schien, als er vorgegeben hatte.
„Naja, ich meine... schaut ihn euch an!", erklärte Robb mit einem Schulterzucken.
Jon hob den Blick und schaute in Richtung des Tisches, sah einen Mann, der seiner Nichte die Nuggets zuschob, die er, das hatte Jon im Gefühl, nur bestellt hatte, weil er genau wusste, dass ihr sechs Drachennuggets nicht genug sein würden und nebenbei erklärte, dass er all die Barbie-Filme eingepackt hatte, die sie gerne sehen wollte, zusammen mit ihrem Lieblings-Pyjama und ihrem Kuschelkissen.
Aber vermutlich war das worauf Robb hinauswollte, dass er trainiert war.
„Sowas bekommt man nur durch ein Power-Workout jeden Morgen!"; erklärte Robb, den Kopf verschwörerisch zu ihnen geneigt. „Und so ein Power Workout ist doch wohl die beste Gelegenheit, um durch die ganze Stadt zu rennen und Einkäufe zu erledigen, hab ich nicht recht?"

Theon und Jon grummelten ihre Zustimmung.
Keiner von ihnen hatte Lust Robb in seiner übertriebenen Begeisterung zu widersprechen und das obwohl sie genau wusste, dass es nichts weiter als eine ziemlich idiotische These war, die ihr Freund aufgestellt hatte.
Allein deswegen schon, weil sie alle erst im vorigen Jahr die Power-Workout-Fitness-App auf ihren Handys installiert hatten, um bei den Mädchen Eindruck zu schinden und sich innerhalb von zwei Wochen und unzähligen Jogging-Runden durch den Matsch, von ihrer vollkommenen Nutzlosigkeit hatten überzeugen können, die ihre Telefonrechnung für die Vollversion der App samt Personal-Coach Funktion so sehr in die Höhe getrieben hatte, dass sie für anderthalb Monate vor und nach der Schule in der Bäckerei hatten aushelfen müssen.
Aber keinen von ihnen wollte Robb wiedersprechen... vor allem weil er dann meistens mit noch etwas kruderen Ideen daherkam und sie am Ende wieder alle zusammen dafür geradestehen würden müssen.

„Und du meist wenn wir diese Fitness-Tracking Daten von seiner App haben, dann...!"
„Dann finden wir heraus wo genau er was einkauft und können daraus erkennen, was das Geheimrezept für den Kuchen sein soll! Toller Plan, oder?"
Jon und Theon warfen sich kurze, vielsagende Blicke zu, doch bevor einer der beiden etwas sagen konnte war Robb schon aufgestanden und Jon hatte einen weiteren Bissen von seinem Burger genommen, auch wenn er das Gefühl hatte, als würde er ihm die Zunge wegbrennen.
„Und, ist er so scharf, wie...?"
„Sei ruhig, Prinz Theon!", knurrte er leise und bemerkte mit einem zufriedenen Lächeln, wie Theon errötete.

„Sie soll ja angeblich einen Indianer geheiratet haben!", murmelte Theon hinter einem seiner Nuggets hervor, nachdem Robb nach einigen Minuten noch immer nicht von Jaime Lannisters Tisch zurückgekehrt war und das, wie Jon feststellte, als er sah, wie Robb sich von der kleinen Myrcella mit ausgesuchter Geduld erklären ließ, dass ihr Onkel einen Kuschellöwen hatte haben wollen, um ihn ihr zu schenken und wie wundervoll das doch von ihm war.
„Woher weißt du das denn schon wieder?"
Theon zuckte mit den Schultern und lehnte sich in seinem Stul zurück...
„Man bekommt so einiges mit, wenn man über gute Connections ganz nach oben...!"
„Hat deine Schwester ihr Gras verkauft?"
Theon antwortete nicht, doch schon sein Schweigen war für Jon Antwort genug.
„Auf jeden Fall soll sie mit 16 von zu Hause ausgerissen sein!", erklärte Theon ihm mit gesenkter Stimme. „Ist mit irgendeinem Indianer durchgebrannt, der dann auch noch ihren Bruder halb totgeschlagen hat und ab ins Reservat! Seitdem ist sie irgendwie sogar eine Prinzessin oder Königin oder so! Khaleesi, glaub ich!", er zuckte mit den Schultern, als wäre er sich nicht sicher, ob er das alles wirklich gehört hatte oder ob er es sich nur ausgedacht hatte, als er high war.
Beides, wie Jon vermutete.
„Und ihr Mann?"
„Scheidung, tot, was weiß denn ich!", zuckte Theon mit den Schultern. „ich weiß auch nur was Asha so erzählt und die ist bei irgendeiner Freundin untergekrochen oder wieder in die Hütte im Wald, wo sie keinen Empfang hat!"
„Und was macht sie dann hier?"
„WO?"
Theon zuckte zusammen und riss sich so schnell wie möglich die lächerliche Krone vom Kopf, den Blick erschrocken in Richtung Tür gedreht.
„Nicht deine Schwester! Sie!"
Jon nickte in Daenerys Richtung, die sich hinter ihre Theke gestellt hatte, ein Handy am Ohr mit einer Hand etwas auf einem Block notierte.
Für einen Moment blickte sie auf, hob die Augen in seine Richtung und...

„Hey, Leute! Ich habs geschafft!"
Jon seufzte, als Robb sich wieder an den Tisch fallen ließ, offensichtlich überaus zufrieden mit sich selbst, während Daenerys, wie Jon mit einem leisen Bedauern feststellen musste, die Augen wieder abgewandt hatte.
„Und das hat dich was genau gekostet?", fragte Theon sofort nach, die Augen skeptisch in Richtung des Tisches der Lannisters gerichtet, an dem Jaime sich anscheinend sehr zufrieden über ein Getränk beugte.
„Ähm... nun ja...! Ich hab mir nur eine Zusammenfassung ihres Wochenendes angehört, die Pläne für den Stand zum Pfirsichfest und außerdem...!"
„Du gehst mit Jaime Lannister joggen?", fragte Jon amüsiert.
Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, doch Robbs Blick, der ihm für einen Moment zu entgleiten schien, sagte mehr aus als es 1000 Worte tun könnten.
„Ach was...!" Mit einem breiten Lächeln streckte Robb die Arme aus. „Wir gehen mit Jaime Lannister joggen! Einmal den Henbane entlang und dann eine Strecke durch den Wald, die er uns unbedingt zeigen muss, weil wir doch so begeisterte Sportler sind!"
Er zwinkerte zweimal, doch die Lobeshymnen, die er sich erhofft hatte blieben aus.
„Kommt schon, Leute! Er hat mir seine Tracking- Daten sogar freiwillig rausgegeben und das ganz umsonst! Es ist nicht so, als müssten wir groß was dafür tun oder...!"
„Nein!", murmelte Jon leise, während Theon unauffällig sein Handy aus der Tasche gezogen hatte, anscheinend sehen wollte, ob seine Schwester nicht vielleicht doch Empfang hatte und ihn mit dem klapprigen Auto ihres Onkels, das sie meist irgendwo im Wald abstellte, wenn sie gedachte einen ihrer Off-Road Trips zu unternehmen, abholen könnte bevor der Morgen graute.
„Wir müssen nur mit Jaime Lannister joggen gehen!"

Er blickte Robb durchdringend an, wie um ihm deutlich zu machen, dass sie, anstatt dieser fragwürdigen Ehre, denn er wusste genau, dass sie alle lange Ausdauerstrecken, im Gegensatz zu Mr. Lannister, nicht gewöhnt waren, vor allem nicht nachdem sie in den letzten zwei Wochen allenfalls Serienmarathons absolviert hatten.
Diese allerdings, wie er zugeben musste mit Bravour.
„Ach, der macht das doch auch nicht regelmäßig! Sowas zieht doch im Leben niemand durch! Das wird halb so schlimm und was tut man nicht alles für die Familie!", grinste Robb und hob seinen Becher, auch wenn weder Theon, noch Jon seine Geste erwiderten.
Sie hatten nicht allzu viel gemeinsam, außer dass sie das gleiche Alter hatten und dankenswerterweise von der gleichen Familie aufgenommen worden waren, kam es Jon in den Sinn.
Doch in diesem Moment, wo die Differenzierung ‚Familie' oder ‚ keine Familie' sie davor bewahren könnte um vier Uhr morgens hinter Jaime Lannister durch den Schlamm zu stolpern, waren sie sich näher, denn je.

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