Kapitel 15 - Jaime

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„Cersei?"
Es tat weh zu sprechen, genauso wie es wehtat zu atmen.
Eigentlich tat ihm jeder Schritt weh, seitdem er auf der Straße im Regen ausgerutscht und dabei mit dem Fuß seltsam umgeknickt war, doch die Schmerzen waren ihm egal.
Alles war ihm egal, solange er nur...
„Cersei?"
Er hörte seine eigene Stimme, wie sie von den hohen Wänden ihres Wohnzimmers hallte, das für ihre Mutter damals eine perfekte Akustik hatte haben sollen und ihm jetzt nur noch vorkam, als würde er in die Leere schreien, in eine unendliche Weite, in der Cersei irgendwo kauerte und...
„Cersei?"
Mit einem Keuchen, das beinahe einem Schluchzen glich wandte Jaime sich von der Tür zum Wohnzimmer ab und schrie wieder in den Flur, dankbar, unglaublich dankbar dafür, dass Myrcella bei Shireen war und Tyrion entweder in der Bar oder so betrunken, dass er nichts von dem mitbekommen hatte, was geschehen war, nicht mitbekommen hatte, was Euron ihrer Schwester...

„Dieser perverse Mistkerl!", knurrte Jaime leise und für einen Moment flammte Wut in ihm auf, unglaubliche, unzähmbare Wut und die Frage, warum er Euron nicht getötet hatte.
Er war vielleicht kein Held aus den Computerspielen oder Filmen, für den die Stark-Kinder ihn gehalten hatten, doch er hatte einige sehr unschöne Erinnerungen, die ihn jede Nacht im Schlaf himsuchten und in denen er Menschen mit bloßen Händen tötete, die um einiges stärker als Euron waren... und es, in seinen Augen weniger verdient hatten, als dieser Irre, der einfach seine Schwester...

„Cersei?"; fragte er leise, als er das Café betrat, das jetzt, mitten in der Nacht, vollkommen ruhig dalag, einfach nur beschienen vom Schein der Laternen auf der Straße und erfüllt von dem leisen Geräusch des nächtlichen Regens, der gegen die Fenster schlug.
Der Boden war sauber, so sauber, dass er sich fast schuldig fühlte, denn er wusste, dass er noch immer nass war und schmutzig von der Straße und den paar Mal, die er auf dem Weg durch den Garten in die feuchte Erde getappt war.
Auch wenn ihm aus der Wunde an seiner Stirn wenigstens kein Blut mehr in die Augen lief, war er sich keineswegs sicher, ob es nicht vielleicht doch immer noch auf den Boden tropfen würde, wenn...
Ein lautes Scheppern ließ ihn zusammenzucken, den Raum mit ein paar schnellen Schritten durchqueren, von denen er, kaum dass er sich an der Theke festklammern musste, um nicht ohnmächtig zu werden, wusste, dass es ein paar schnelle Schritte zu viel gewesen waren, auch wenn der Preis für seine Mühe ihn die Schmerzen im Bruchteil einer Sekunde vergessen ließ.
„Cersei!"

Sie stand über eine Theke gebeugt, lebendig und augenscheinlich wohlauf, wenn man von der Schwellung an ihrer Lippe und ihrer Wange absah, an der Eurons Hand sie getroffen hatte und, wie Jaime vermutete, einer Unzahl andere Verletzungen, die ihr Pyjama verdeckte.
Er musste schlucken, als er sah, was sie trug, sah, dass es derselbe Pyjama war, den er getragen hatte, als er den Schreien folgend in ihr Schlafzimmer gesprintet war, nur um zu sehen, wie Euron...

„Cersei, kannst du mich hören? Ich bin wieder da! Es ist alles gut, Cersei, verstehst du? Alles ist gut! Ich bin wieder hier! Dir wird nichts passieren!"
Sie bewegte sich und für einen Augenblick flammte Hoffnung in ihm auf, doch Cersei wandte sich nur von ihm ab, um an eine andere Theke zu treten und in einer der Schüsseln zu rühren, um den Teig anschließend mit mechanischen Bewegungen in kleine Förmchen zu füllen und sie auf ein Tablett zu stellen, das alles mit Handgriffen, die präziser nicht sein konnten, so, als wäre alles einstudiert und ihr größtes Ziel keinen Tropfen Teig zu verschütten oder die Theke in genau dem Zustand zu hinterlassen, in dem sei sie vorgefunden hatte, ohne sie noch einmal abzuwischen.
Beides schien ihr, wie Jaime zu bemerken nicht umhin kam, mehr als hinreichend gelungen zu sein, auch wenn er wusste, dass es nichts Gutes war.
Er wusste, was es bedeutete, wenn Cersei so sehr im Backen oder Klavierspielen oder in irgendeiner anderen Tätigkeit versunken war, dass sie nicht auf ihn reagierte.
Er wusste, was in diesem Momenten geschah, dass es dann wieder die Gedanken waren, die Überhand nahmen und Cersei eigentlich nur funktionierte, um der Welt nach außen eine glänzende, funktionierende Fassade zu bieten... und das tat sie, weil ein Bröckeln dieser Fassade etwas bedeutete, was ihr noch mehr Angst machte, als all die Erinnerungen an die Nächte ihrer Kindheit und Jugend und die Schmerzen, die sie damals...

„Cersei, Liebling! Ich bin hier! Alles ist gut! Möchtest du in meinen Arm kommen, Liebling?"
Seine Stimme war leise und er spürte, wie sie begann zu zittern, doch er ließ es zu.
Es machte keinen Unterschied, ob seine Stimme zitterte, während er mit Cersei sprach, hauptsache er sprach mit ihr, denn dann würde sie irgendwann zurückkommen, aus ihren Erinnerungen fallen und er würde da sein, um sie aufzufangen.
„Cersei?", fragte er noch einmal, inzwischen so nahe neben ihr, dass er sie berühren könnte und wieder spürend, dass sie Belastung für seinen Fuß zu groß war um noch länger zu stehen, auch wenn er keine Wahl hatte, denn die Theken schienen alle belegt. Zumindest die in unmittelbarer Nähe des Backofens waren mit Muffins und Törtchen und kleinen Kuchen und einem Monstrum an Torte überfüllt, für die Cersei gerade im Sekundentakt grüne Marzipanblätter für die kleinen, rosafarbenen Rosen ausstach und mit einigen geübten Handgriffen so formte, dass sie perfekt aussahen.
So überfüllt, dass er ein paar Ofenhandschuhe zu Boden schubste, als er sich nur für einen Augenblick lang an der Platte festhielt.

„Cersei, bitte!", flüsterte er ihr leise zu, seinen Blick auf die Hände seiner Schwester gerichtet.
Ihre Tante Genna hatte es ihr beigebracht, als sie beide noch ganz jung gewesen waren.
Sie hatte auch versucht ihm backen beizubringen, irgendwann, als ihr Vater auf Geschäftsreise gewesen war und nicht hätte intervenieren und seiner Schwester einen Vortrag darüber halten können, dass Jaime doch ein Junge war und was er dann in der Küche zu suchen hatte, doch er hatte sich am ersten Blech mit simplen Schokoladenkeksen die Finger verbrannt und sich anschließend darauf spezialisiert die Leckereien zu probieren, die seine Tante oder seine Schwester backten oder den Teig vorzukosten, um sicherzugehen, dass niemand vergiftet wurde, der die Kekse am Ende aß.
Auf jeden Fall konnte er sich erinnern, wie ihre Tante mit ihren dicken Fingern ewig an diesen kleinen Verzierungen herumgefummelt hatte, die Cersei innerhalb von Sekunden genau richtig bog und dann wieder zur Seite legte, um das nächste Stückchen Marzipan zu nehmen.

„Bitte, Liebling, Schau mich doch an!", flehte er leise, eine Hand nach Cersei ausgestreckt, ohne sie zu berühren.
Sie schlief... zumindest war es wie ein Schlaf, eine Trance... so stellte er es sich immer vor.
Und er wusste ganz genau, was geschehen würde, wenn er sie berührte, sie aus ihren Träumen schreckte, auch wenn es die fürchterlichsten Albträume waren, schlimmer, als alles, was er sich jemals vorstellen konnte, das wusste er ohne ihren genauen Inhalt zu kennen.
Denn er wusste, was geschehen war, was all die Jahre geschehen war.
Und wenn er könnte, er würde... wenn er wirklich die Kraft und den Mut dazu hätte und sein Vater jetzt vor ihm stünde...
„Cersei, bitte! Ich bin doch hier!"

Er könnte es nicht.
Er wusste, dass er es nicht könnte, dafür war er einfach noch immer nicht gleichgültig genug und Cersei zu sicher, solange er bei ihr war.
Er konnte nicht einmal Cersei berühren, aus Angst vor dem was geschehen würde, aus Angst sie in seinen eigenen Armen zerbrechen zu sehen.
Solange sie kämpfte war sie sicher.
Es war eine grausame Logik, aber es war eine Logik, die sich als Richtig erwiesen hatte, so hatte Tyrion es formuliert.
Solange Cersei in seltsamen Parallelwelt war und nach außen hin nur noch lieb und nett und freundlich funktionierte, um nach innen ihre Dämonen zu besiegen, war sie sicher, war sie am Leben.
Doch wann immer sie aus diesen Phasen aufschreckte war gar nichts mehr in Ordnung.
Wann immer sie sein war, seine Cersei, seine Schwester, die er mehr als alles andere auf der Welt liebte und nicht mehr diese roboterartige Puppe... doch dann waren die Erinnerungen meist wieder da und sie bemühte sich tapfer zu sein, auch wenn er sich nur allzu gut an das Gefühl erinnern konnte, wenn sich Nägel in seinen Arm bohrten und Cersies vollkommen verängstigte Augen in seine starrten.
Meistens reichte es dann ihre Hand zu drücken, ihr zu versichern, dass er bei ihr war, ganz sicher und dass sie erwachsen war und nicht mehr das kleine Mädchen von damals und dass ihr nichts passieren würde...
Meistens reiche es.
Manchmal brauchte es nur seine Hand auf ihrem Arm oder ihrer Schulter, dass Cersei zusammenzuckte und ihn anstarrte, Todesangst in den Augen.

Selten... sehr selten, gab es die Momente, in denen all das fort war, jede Erinnerung, jeder Schatten von Grau auf Cerseis Denken. Diese Momente waren es, in denen sie seiner Cersei, dem jungen, strahlenden Mädchen, das er damals gekannt hatte, am ähnlichsten war, auch wenn er insgeheim wusste, dass sie damals schon zerbrochen gewesen war.
Doch dann lächelte sie und schmiegte sich an ihn, wenn sie gemeinsam im Bett lagen und er erlaubte sich an eine Zukunft zu glauben, auch wenn es mit jedem Tag schwerer wurde.

Und dann... dann gab es noch die Momente, in denen sie sich wirklich verteidigen musste und wollte, in denen sie unberechenbar wurde und nicht verstand, was um sie herum geschah, einfach nur aus Angst handelte und dabei alles verletzte, was um sie herum stand... es kam selten vor, meistens wenn er sie aus einem ihrer Gedanken schreckte, bevor sie bemerkte, dass nur er es war, doch es war bei Euron vorgekommen und Jaime zweifelte ernsthaft daran, dass Eurons Auge bis zum Besuch ihres Vaters in wenigen Tagen wieder abgeheilt sein würde.
Bei ihm und...
„Nein!", murmelte er leise.
Es war eine Vermutung, weiter nichts.
Eine Vermutung, die nur Cersei allein bestätigten konnte und die konnte er unmöglich fragen, was damals vor so vielen Jahren geschehen war, zumal er sich nicht einmal sicher war, ob sie sich nach Rosehill noch an irgendetwas erinnern konnte.

Ein seltsam metallisches Kratzen riss ihn aus seinen Gedanken, doch er beruhigte sich gleich wieder, als er sah, dass Cersei nur ein Backblech aus dem Ofen holte, ganz vorsichtig, um die kleinen Törtchen darauf , ihre Finger so fest um das Blech geklammert wie es ging, damit keine Erschütterung...
„Cersei!"
Er wollte das Blech packen, doch allein die Hitze, die davon ausging ließ ihn zurückzucken.
„Cersei!"
Sie stellte das Blech ab, dann starrte sie ihn an, die Augen fest in seine gerichtet, so starr und kalt, dass er für einen Moment Angst hatte was im nächsten geschehen würde, dann flammte ein Funke des Erkennens in ihrem Blick auf, Tränen, ein leises Wimmern, bevor sie auf ihn zutrat, noch immer etwas steif, aber mit Tränen, die über ihre Wangen liefen.
Er bemühte sich es als ein gutes Zeichen zu sehen, denn Cersei hatte noch nie geweint, wenn sie aus ihren Gedanken aufgeschreckt war und sich noch nie so sehr an ihn gedrückt, dass...

„Du... du blutest!", flüsterte sie leise, hob für einen Moment den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen, mit ihrer eigenen, verbrannten und noch immer viel zu warmen Hand über seine Stirn zu fahren, die Wunde, die noch immer pochte. "Du bist verletzt!"
„Das ist nicht wichtig, Cersei!", flüsterte er ihr leise zu, eine Hand auf ihren Rücken gelegt, die andere um ihr Handgelenk geschlungen, weil er nicht wusste, ob sie den Schmerz empfand, der ihre Hände...
„Ich... es...es tut weh, Jaime?" Cersei hob für einen Moment die Hände und starrte ihre Handflächen an, unsicher, was geschehen war, nicht wissend... „Jaime?"
„Es wird alles gut, Liebling!", erklärte er leise, während er spürte, wie Cersei in seinen Armen zusammensackte.
Er wollte versuchen sie zu halten, doch es ging nicht, er hatte nicht die Kraft dazu noch länger auf den Beinen zu bleiben, nicht wenn Cersei ihn anstarrte, weil sie nicht mal mehr wusste, wie sie sich vor wenigen Augenblicken die Hände verbrannt hatte und weil er sie einfach nur halten wollte, einfach nur an sich drücken und nie wieder loslassen, bis er und sie und um sie die ganze Welt in Trümmer fiel, es kümmerte ihn nicht.
Es kümmerte ihn nicht, solange sie in seien Armen lag und er sie an sich gedrückt hielt und er wusste, dass sie bei ihm war und alles gut sein würde, solange er sie nicht wieder loslassen musste.

Er wusste nicht, wie lange sie auf dem Boden knieten, einander einfach nur in den Armen hielten und nichts weiter erklang, als Cerseis leises Schluchzen an seiner Schulter, während er ihr mit seinen nassen, Blut und Dreck verschmierten Händen durch die Haare streichelte, sie an sich drückte, Worte in ihr Ohr murmelte, die er selbst nicht verstand.
„Warum, Jaime?", fragte Cersei einmal, ihre Stimme so abwesend, dass er unsicher war ob sie wirklich zu ihm sprach oder zu einem anderen Jaime, einer Erinnerung vielleicht oder einer Illusion... „Warum hat er das getan, Jaime? Warum tut er das?"
„Ich weiß es nicht!" Jaime spürte Tränen in seinen Augen brennen, dann auf seinen Wangen. „Ich wünschte ich wüsste es, Cersei, aber ich weiß es nicht! Es tut mir so leid, aber...!"
„Das... das...!", setzte sie an, doch dann blickte sie nach unten, auf ihre schmerzenden Hände, nur um den Blick wieder in sein Gesicht zu heben, mit ihren fragenden, flehenden Augen, die auf eine Antwort warteten. „Warum ist das alles geschehen, Jaime? Warum...?"
Sein Kuss unterbrach ihre Stimme und auch wenn es nicht die richtige Zeit für so etwas war.
Auch wenn er wusste, dass es keinen Sinn machte und Cersei vielleicht ängstigen würde, wenn er einfach ihre Lippen auf ihre presste, mit einer Intensität, die er sonst nicht an den Tag legte, vor allem weil er Cersei nicht wehtun oder sie an etwas erinnern wollte, was sie lieber vergessen sollte, auch wenn er wusste, dass sie es nicht konnte.
Doch für diesen Moment... diesen einen Moment, dachte er nur daran sie zum schweigen zu bringen und sie bei sich zu haben und ihr vielleicht, wenn auch nur für einen Moment, alle Erinnerungen zu nehmen an das, was geschehen war.
„Ich bin hier, Liebling!", flüsterte er ihr leise zu, kaum dass sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten.
„Ich bin hier und passe auf dich auf! Alles wird anders, Cersei! Alles wird gut, ich verspreche es dir!"
Sie blicke ihn an, ausdruckslos, dann nickte sie langsam, beinahe wie damals, als sie noch Kinder gewesen waren.
Beinahe wie damals, als da noch irgendetwas gewesen war, was entfernt an Hoffnung erinnert hatte.

„Jaime?" Cersei blickte unsicher in seine Richtung, doch im nächsten Moment ließ er sich neben sie sinken, legte seine Arme vorsichtig von hinten um sie, um sich an sie zu drücken und...
„Kann... kann ich...?"
Sie sprach nicht weiter, sondern drehte sich einfach in seinen Armen, ließ zu, dass er sie enger an sich drückte, ihren Kopf gegen seine Brust schmiegte, lächelte, als ihre Haare seinen Hals kitzelten, während er ihren warmen Rücken durch den dicken, dunkelblauen Satinpyjama streichelte. Es war einer von denen mit Monogramm, die sein Vater ihm seit er vierzehn war konsequent zu jedem Weihnachten geschenkt hatte und in denen ausschließlich Cersei schlief, weil er mit seiner T-Shirt-Boxershorts Kombination wesentlich zufriedener war.
„Vor allem bei der Hitze!", schoss es ihm durch den Kopf, doch Cersei schien das nicht zu kümmern. Die Fenster waren offen und ihr Haar vom Duschen noch nass, sodass ihr ganz bestimmt auch etwas kälter war als ihm und außerdem wusste er gut genug, wie sehr Cersei seine warmen, kuscheligen Pyjamas liebte, in denen sie versinken konnte, weil sie ihr einige Nummern zu groß waren.

„Ich bin nur froh, dass es dir ein bisschen besser geht, Liebling!", flüsterte er ihr leise zu, worauf Cersei irgendetwas antwortete, was sich in den Falten seines Shirts verlor.
Er hatte alles für sie getan, was er irgendwie hatte tun können, auch wenn es nicht viel gewesen war.
Er hatte sie irgendwie in den ersten Stock bekommen (und würde jemand ihn fragen, wie ihm das gelungen war, er könnte ehrlich sagen er könne sich nicht mehr daran erinnern), hatte sie beide abgeduscht und Cersei dann den weichsten seiner Pyjamas herausgesucht, den er hatte finden können, während er ihren Alten unbeachtet in der Dusche hatte liegen lassen.
Er würde ihn verbrennen, eines Tages, das schwor er sich, denn niemals, niemals, niemals wollte er Cersei in diesem Ding sehen, wenn er doch wusste, was geschehen war, als sie es getragen hatte.
Selbst Cersei schien dieser Plan nichts auszumachen, denn sie hatte nur genickt, während er sich umgezogen und gleichzeitig versucht hatte Talisa zu erreichen.

Er vertraute nicht vielen Ärzten, was Cersei anging, doch Talisa kam ursprünglich aus Chile und damit war Jaime sich sicher, dass ihr Vater, der grundsätzlich nur Amerikanern und Europäern vertraute, sich um seine Tochter zu kümmern, nicht schon längst ein Auge auf sie hatte.
Zumindest nicht so sehr, wie er es auf Dr. Pycelle hatte, den alteingesessenen Arzt von Westeros Valley, dem Jaime seine Cersei allein aus diesem Grund niemals im Leben anvertrauen würde, oder auf jeden einzelnen Arzt in jedem einzelnen Krankenhaus in Atlanta.
„Ich habe Talisa angerufen!", erklärte er Cersei leise, seine Hände noch immer in den Falten des Pyjamas auf ihrem Rücken vergraben.
„Sie kommt morgen ganz früh hierher, um sich deine Hände anzusehen! Und meine... naja, meine Stirn und meinen Fuß...!"
Er lächelte ihr vorsichtig zu, während Cersei noch einmal die Augen hob, mit ihren unsicheren, grünen Augen die Wunde an seinem Kopf betrachtete.

„Du hättest das nicht tun müssen, Jaime!", hauchte sie irgendwann, ganz leise, die Augen halb geschlossen. „Du hättest ihn nicht...!"
„Er hat dir wehgetan, Cersei!", erklärte Jaime leise, auch wenn er inzwischen wusste, dass es eine furchtbar dumme Idee gewesen war.
Eine Idee, die er nicht bereute... eine angemessene Idee... aber dennoch furchtbar, furchtbar dumm, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, was er ansonsten hätte tun sollen.
Euron davonkommen lassen, nach allem, was er Cersei angetan hatte?
Stumm schüttelte er den Kopf, den Blick in Cerseis Gesicht gerichtet.
Es gab Dinge, die er tun musste... Dinge, die einfach getan werden mussten, so hoch der Preis auch war, den man für diese Taten zu bezahlen hatte.
Meist waren es Dinge, die man aus Liebe heraus tat.
„Es... es ist ja nicht so, als hätte es einen... einen großen Unterschied...!"
„Nein, Cersei!"
Seine Stimme war fest und hart, härter als sonst, wenn er mit Cersei sprach, doch dieses Mal musste sie es wirklich begreifen.
„Hör zu, Liebling! Es ist nicht egal, ob er sowas mit dir tut oder nicht! Ganz egal was schon passiert ist, nichts gibt ihm das Recht dir so etwas anzutun, verstehst du das?"
„Jaime, ich...!"
„Verstehst du das, Cersei?"

Seine Hand ruhte auf ihrer Wange, streichelte sie vorsichtig, so lange bis Cersei mit Tränen in den Augen nickte.
„Ich... ich habe es kaum gespürt, als er...!"
„Du hast dich verteidigt!", erinnerte Jaime sie ruhig und konnte, trotz er Situation, in der sie sich befanden, ein stolzes Lächeln nicht unterdrücken.
Nicht, dass sie wieder die Cersei von früher wäre, doch sie wurde wieder mehr wie sie und er war glücklich darüber.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie gewesen war, kurz nachdem dieser selbsternannte Dr. Hugh I. Sparrow von Rosehill sie ihm in den Arm gedrückt hatte, eine halbe Leiche, so versunken in ihrer medikamenteninduzierten Starre, dass sie nicht mehr wusste, wie man aß oder schlief oder etwas anderes tat, als den lieben, langen Tag auf die Rosen in ihrem Garten zu starren.
Er hatte halb Atlanta verrückt gemacht, um einen Arzt zu finden, der ihm half, selbst als sie die Medikamente irgendwie soweit reduziert hatten, dass Cersei sich daran erinnerte, dass es so etwas wie Hunger gab, auch wenn sie sich, zu seinem Schrecken, in erster Linie von Watte ernährt hatte.
„Verdrängungshandlung!", hatte der eine Mann, der nicht von seinem Vater bestochen worden war, gesagt, ohne auch nur einen Moment von Cerseis Akte aufzusehen.
Er hatte es noch ein paar Mal gesagt, doch alles was Jaime daraus verstanden hatte war, dass es erlerntes Verhalten seiner Schwester war, das sie sich irgendwann einmal als gut oder nützlich angewöhnt hatte und das sie jetzt automatisch reproduzierte, wenn sie in einer akuten Belastungssituation war.
Wenn sie kämpfte, wie er es nannte, gegen die Bilder in ihrem Kopf und die Erinnerungen, was im Prinzip permanent der Fall gewesen war, auch wenn er ihr weiter die Medikamente gegeben und gehofft hatte.
Gehofft, dass Cersei etwas klarer werden würde.
Gehofft, dass sie nicht mitten in der Nacht in seinen Armen erwachte und schrie und weinte und ihre Fingernägel so fest in seinem Arm vergrub, dass er am nächsten Morgen Blutflecken auf dem Laken entdeckte.
Es hatte sich gebessert.
Ein wenig.
Aber soweit zumindest, dass Cersei funktionieren konnte, zumindest hier in Westeros Valley, zumindest solange ihr niemand etwas antat, was mit dem zu vergleichen wäre, was Euron ihr angetan hatte, solange niemand sie berührte, ohne dass sie es einschätzen konnte, solange niemand...

„Es war dumm von mir, mich zu wehren, Jaime!", murmelte Cersei leise gegen seine Brust, doch er schüttelte den Kopf.
„Nein, Liebling! Nein, es war vollkommen richtig! Das, was er getan hat...!"
„Aber Vater wird es herausfinden, Jaime!", hauchte sie leise und als sie ihren Blick hob und ihm in die Augen sah, konnte er Angst erkennen, wirkliche, wirkliche Angst.
Er war im Krieg gewesen, hatte mehr als einmal die Angst vor dem Tod in den Augen seiner Kameraden gesehen, hatte sie selbst gespürt, doch das war nichts, rein gar nichts gegen den Stich, den er in der Brust spürte, als er sah, wie sie in Cerseis Augen stand.
Nicht die Angst vor dem Tod, denn der Tod wäre, obwohl er an so etwas gar nicht denken wollte, in ihrem Zustand nich gnädig gewesen, aber vor etwas anderem.
Etwas, das viel schlimmer war, als der Tod.

„Jaime, wenn Vater es herausfindet...!"
„Das wird er nicht, Liebling! Ich verspreche dir, dass er das nicht wird, hörst du? Ich verspreche es!"
Er hatte keine Ahnung wie.
Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er seinen Vater davon überzeugen konnte, dass alles so gut lief, dass er sich keine Sorgen machen musste, dass Cersei hier, in Westeros Valley, seinen heiligen Ruf in Gefahr brachte.
Bis zu der Sache mit Euron war alles einfach gewesen:
Sie würden sich alle zusammenreißen, Cersei würde Lächeln und solange sie niemanden angriff und sich die ganze Zeit nur im Haus aufhielt, halb abgeschnitten von der Welt, wie sie es ohnehin am liebsten tat und zu ihren Kunden freundlich, fröhlich und charmant war, wäre Tywin Lannister vielleicht noch zu überzeugen gewesen... doch nicht mit einem Euron Greyjoy, dessen halbes Gesicht entstellt war und der vermutlich nur darauf wartete loszublöken, wer das getan hatte.
Gut, vermutlich würde er sagen, dass es Jaimes Werk gewesen war, doch nachdem er in seiner wütenden Dummheit die halbe Straße hatte wissen lassen, dass Euron seine Schwester vergewaltigt hatte und Tywin Lannister durchaus 2 und 2 zusammenzählen konnte...

„Ich gehe nicht zurück nach Rosehill, Jaime!", hauchte Cersei leise. „Ich...!"
„Ich lasse mir etwas einfallen, Cersei, das verspreche ich dir! Du musst nur Geduld haben und mir vertrauen, dann verspreche ich dir...!"
„Ich sterbe eher, als dass ich dorthin zurückgehe, Jaime!", flüsterte Cersei leise in seine Brust und auch wenn Jaime das Gesicht seiner Schwester nicht sehen konnte, wusste er, dass sie ihre Worte ernst meinte.
Er hatte Cersei gesehen, in den Tagen und Wochen, nachdem er sie von diesem schrecklichen Ort fortgeholt hatte, an den ihr Vater sie gebracht hatte, damit sie seinen Ruf nicht gefährdete oder warum auch immer.
Und er hatte sich damals höchstpersönlich geschworen, dass er Cersei, wenn sie das alles überstand, niemals mehr auch nur in die Nähe eines solchen Ortes lassen würde.
Oder zuließ, dass jemand anderes sie dorthin brachte und dabei war es ihm egal, ob es sein Bruder, sein Vater oder Gott, der Herr höchstpersönlich war.
„Ich bringe ihn um, wenn er versucht...!"
Er sprach den Satz nicht weiter, doch er spürte, wie Cersei in seinen Armen unruhig wurde, fühlte, dass sie verstand, was er ihr hatte sagen wollen.

„Nicht, Jaime!", flüsterte sie leise, hob vorsichtig eine ihrer Hände, um sie auf seine Brust zu legen, auch wenn sie dabei vor Schmerzen leise aufwimmern musste.
„Cersei, er hat dich all die Jahre...!"
„Er ist noch immer unser Vater, Jaime!", erklärte Cersei ihm vorsichtig, leise und sanft, den Kopf noch immer gegen seine Brust gedrückt. „Er wollte doch nur das Beste für uns!"
„Cersei, das Beste...!"
Er schwieg, begann einfach wieder seiner Schwester durch die Haare zu streicheln, vorsichtig das Gewirr aus langen, feuchten, goldblonden Locken zu entwirren.
Wie sollte er seiner Schwester erklären, was besser für sie gewesen wäre, als die Erinnerungen ‚Schlafen' zu schicken, als sie all die Jahre hinter hohe Mauern zu sperren?
Als ihr zu sagen, dass es falsch war sich zu wehren, dass es falsch für ihn war , sie zu verteidigen?
Als ihr zu versichern, dass Euron, egal was geschehen war, nicht das Recht hatte, sie einfach gegen ihren Willen an sich zu reißen und zu tun und zu lassen, was ihm gefiel?
Wie sollte er ihr sagen, wie egal sie ihm war und was sie all die Jahre für ihn gewesen war, warum er sie nach Rosehill gebracht hatte ohne ihr zu erklären, was er wusste...dass er wusste, was geschehen war und woher...
Wie sollte er ihr all das sagen und ihr in die Augen sehen, wenn sie ihn mit brüchiger, von Tränen zerrissener Stimme fragte, warum er, wenn er es gewusst hatte, nie etwas dagegen getan hatte.
Und was sollte er ihr darauf antworten, wenn er doch Nacht für Nacht und Tag für Tag auf seinen endlosen Wegen durch die Landschaft darüber nachdachte und nicht einmal selbst eine Antwort darauf fand.

„Eher stirbt er, als dass er dich wieder dorthin bringt!", flüsterte er Cersei leise zu und spürte, wie sie in seinen Armen für einen Moment begann zu zittern, sich dann aber sofort wieder entspannte, als er sein vorsichtiges Streicheln über ihren Rücken erneut aufnahm.
Niemals würde er zulassen, dass sein Vater Cersei noch einmal in Rosehill wegsperrte.
Erst recht nicht dafür, dass sie sich gegen ein Schwein wie Euron verteidigt hatte und es war ihm egal, was sein Vater sagte, der seiner Tochter all die Jahre gepredigt hatte stillzuhalten und alles mit sich machen zu lassen, was die Welt mit ihr anstellen wollte, nur um seinen kostbaren, politischen Ruf zu schützen.
„Das ist jetzt vorbei, Vater!"; murmelte er leise, seine Augen auf Cersei gerichtet, die noch immer in seinen Armen lag, den Kopf an sein Herz gelehnt, die Augen geschlossen.
All die Jahre war er zu jung gewesen, zu klein, zu schwach, um sich gegen seinen Vater zur Wehr zu setzen, um sich zwischen ihn und Cersei zu stellen und sie vor seinem Wahnsinn zu beschützen.
All die Jahre...
Doch er war erwachsen geworden.
Er war da und wenn es hieß der Realität ins Auge zu sehen, dann wollte er einer Realität ins Auge sehen, in der der junge Löwe den alten aus dem Rudel jagte und seinen Platz einnahm, weil er jünger und kräftiger und stärker war.
Er wollte es nicht heraufbeschwören, doch vielleicht, nur vielleicht, war die Zeit reif für ein neues Oberhaupt des Hauses Lannister und er war der, der dafür sorgen musste, dass dies auch geschah, auch wenn er selbst nur zu genau wusste, dass es zwei verschiedene Dinge waren einen Plan zu fassen und ihn dann letztlich auch in die Tat umzusetzen.
Und dass es noch immer sein Vater war, über den er hier nachdachte.
Doch sollte sein Vater es wagen Cersei auch nur ein Haar zu krümmen, so würde er, das schwor er sich, höchstpersönlich dafür sorgen, dass er für dieses Unrecht und alle weiteren, die er in den Jahren seit ihrer Kindheit begangen hatte, zu büßen hatte, mit der einen, der einzigen Strafe, die sie alle für immer befreien würde, wenn...

„Er...Erzählst du mir unsere Geschichte weiter, Jaime?", riss Cerseis schüchterne Stimme ihn aus seinen Gedanken und mit einem Mal schien sie ihm wieder das achtjährige Mädchen zu sein in den endlos scheinenden Sommern, die sie in ihrem Chalet im Wald verbracht hatten, als er begonnen hatte regelmäßig, Nacht für Nacht, in ihr Bett zu kriechen.
Die Geschichte von damals war nicht mehr als eine Kinderfantasie gewesen, der Versuch die Erinnerungen aus Cerseis Kopf zu verdrängen, sie die Schmerzen vergessen zu lassen, vielleicht auch einfach nur um wach zu bleiben, weil er wusste, dass Cersei kein Auge zubekommen würde und es das Einschlafen verzögerte, wenn er versuchte etwas zu sagen.
Doch sie hatten sie über die Jahre weitergesponnen und an dem Tag, an dem er Cersei aus Rosehill geholt, sie nach Hause gebracht und in sein Bett gelegt und in den Arm genommen hattte, hatte er gehofft sie würde sich vielleicht an ihn erinnern, auf ihn reagieren, wieder ein wenig die Alte werden, wenn er versuchte sie daran zu erinnern, was er ihr damals erzählt hatte.

Es war eine Hoffnung gewesen, eine sehr naive Hoffnung im Nachhinein, doch sie hatte sich erfüllt und allein das zählte und an diesem Abend waren Königin Cersei und Ser Jaime (es hatte ursprünglich ‚Sir' heißen sollen, doch er war 8 gewesen, als er sich die Geschichte ausgedacht hatte und 6, als er sich die Figur ausgedacht hatte und die Legasthenie hatte ihr übriges getan) wieder auferstanden.
Seit sie in Westeros Valley waren hatte sich die ganze Geschichte etwas erweitert, genauso wie das Personenspektrum... jetzt gab es nicht nur Cersei und Jaime, die Zwillinge von Lord Tywin Lannister, dem Herrn von Casterly Rock, benannt nach ihrer alten Familienplantage, die eine geheime Beziehung führten, aus der drei wundervolle Kinder hervorgegangen waren, die sie jedoch geheimhalten mussten, weil König Robert Baratheon, so wenig er in seinem ständigen Suff mitbekam, den Ehebruch seiner Frau vielleicht nicht allzu angenehm aufgenommen hätte.
Ursprünglich hatte er vorgehabt ihn selbst zu töten, doch Cersei hatte eines Nachts leise geflüstert, dass Ser Jaime doch sicher zum Tode verurteilt worden wäre für den Mord an einem König und so hatte er sie geküsst und ihr freudig erklärt wie Recht sie damit doch hatte und die Ehre einem wilden Keiler überlassen, der den vollkommen betrunkenen Robert durchbohrt hattee.
Doch seit sie wieder in Westeros Valley waren und es Cersei von Tag zu Tag besser zu gehen schien, hatte er versucht andere Handlungen zu konstruieren... die Starks, die Hüter des Nordens, hatte er eingeführt, mit allen ihren Kindern und sogar die Familienhunde durften dabei sein, die Baratheons von Sturmkap, sogar die Martells von Dorne hatte er aus seiner Erinnerung auferstehen lassen, immerhin meinte er ihre Mutter sei mit der Mutter von Elia und Oberyn gut befreundet gewesen, auch wenn ihr Vater sie, vermutlich wegen ihres etwas dunkleres Teints nie hatte leiden können.
Auch die Targaryens hatten ihren Platz gefunden, wenn auch nur vertreten durch die kleine Daenerys, die in der Fremde zu einer starken Frau herangewachsen war und tatsächlich drei Drachen herangezogen hatte.

Er genoss es sich das alles auszudenken, denn Phantasie hatte er schon immer gehabt (die war unabdingbar, wenn man die halbe Kindheit in Tywin Lannisters Bibliothek eingeschlossen verbrachte und jeden Tag gefragt wurde, was man denn alles gelesen hatte und sich dann schnell etwas aus den Fingern saugen musste, damit Vater nicht mitbekam, dass man den ganzen Tag nur auf den Regalen herumgeklettert war oder einen Flummi gegen die Wand geworfen oder versucht hatte wie viele Bücher man aufeinanderstapeln konnte und ob der Stapel vielleicht die Decke erreichte), doch noch viel mehr genoss er es sich seine Cersei zu schaffen.
Die Cersei, wie sie vielleicht eines Tages hätte werden können, etwas bissig und hart und stur vielleicht, aber in seinen Armen wurde sie weich und sanft und hilflos und er war der einzige, dem sie diese Seite zeigte, zu allen anderen war sie die kalte, harte Königin, weil niemand sie als solche angreifen würde.
Die Cersei in seiner Welt, in ‚Westeros' hatte keine Angst, vor nichts und niemandem und auch wenn sie diese Furchtlosigkeit manchmal zu etwas unbedachten Entscheidungen trieb, war Jaime doch glücklich, dass diese Cersei nichts so einfach hinnahm und gegen alles Rebellierte, ob es nun ihr Mann war, das Schicksal, die Gesellschaft, ihr Vater oder ihr geliebter Jaime.
Das alles war egal, solange er wusste, dass sie in seinen Armen lag und lächelte, wann immer Königin Cersei einen bissigen Kommentar abgab oder irgendeinen Verräter enthauptete.

Heute...
Jaime überlegt für einen Moment, dann lächelte er kurz, auch wenn er sich bewusst war, dass er sich mit dieser Story auf dünnes Eis begab. Sehr dünnes Eis, sogar.
„Habe ich dir eigentlich schon die Geschichte erzählt, wie Ser Jaime Königin Cersei aus den Tentakeln des bösen Herrschers der Eiseninseln, Euron Greyjoy, befreit hat?"
„Letztes Mal war noch Balon Greyjoy...!"
„Den hat Euron von einer ähm... Hängebrücke gestoßen... du weißt doch... die Burg von Pyke besteht aus Hängebrücken! Die Greyjoys haben einfach nicht das Geld, um solide zu bauen, weißt du?"
Cersei lächelte leicht und auch wenn er sich ein Lachen erhofft hatte, war Jaime froh, dass sie ihm irgendetwas zeigte.
Doch solange er sie im Arm halten konnte und er wusste, dass es ihr gut ging, war ihm eigentlich auch das egal.
„Hauptsache es geht dir gut, Liebling!", flüsterte er leise, bevor er begann Cersei zu erzählen, wie Ser Jaime Lannister mit einem goldenen Boot mit golden bestickten Segeln aus purpurrotem Stoff auf die Eiseninseln fuhr, um seine Geliebte aus den Klauen, respektive Tentakeln, des Ungetüms Euron zu befreien, deraus diesem Kampf etwas weniger gut und vor allem weniger lebendig davonkam.

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