Kapitel 18 - Jon

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„Hey, ähm... was ist denn hier los?"

Verwundert machte Jon ein paar Schritte in den hell erleuchteten Raum, sein Handy noch immer in der Hand, mit der anderen versuchend schnell die Lippenstiftspuren von seinem Hals und seiner Wange zu wischen. Draußen war es dunkel gewesen, deswegen hatte er keinen Grund gesehen es dort zu tun und eigentlich hatte er gehofft sich möglichst schnell in sein Zimmer verkriechen zu können, wo er mit etwas Glück einen Spiegel fand, der...

„Setz dich bitte an den Tisch, Jon!"

„Ähm... okay?"

Jon warf einen verwirrten Blick in den Raum, auf seine Geschwister und Theon, die alle um den großen Esstisch herum saßen, auf dem sich irgendwelche Kisten, Kartons und verschiedene Objekte stapelten, die er auf den ersten Blick und im etwas dämmrigen Licht der Deckenlampe nicht zweifelsfrei erkennen konnte.

Dennoch spürte er die Spannung, die auf dem ganzen Raum zu liegen schien und wäre ihm das nicht aufgefallen, dann hätte Catelyns steinharte Stimme ihm ganz sicher mehr als deutlich gemacht, dass es keine gute Idee wäre jetzt irgendetwas anderes zu tun, als sich auf den Stuhl zu setzen, auf den sie deutete.

„Wo warst du, Jon?"

„Ich... ich hab mich nach der Arbeit noch mit Daenerys getroffen! Wir waren unterwegs!", erwiderte er ruhig, wissend, dass er die Wahrheit sagte.

Nun, zumindest die halbe Wahrheit.

Die ganze Wahrheit abzüglich dem Gespräch über ihre etwas komplizierten Familienverhältnisse und den mindestens zwei Stunden, die sie ich noch in ihre Wohnung eingeladen hatte, wo auch die Lippenstiftflecken entstanden waren, die er hoffte irgendwie mit ein paar Haarlocken verdecken zu können, während er sich sicher war, dass er mit dem Gerubbel seiner Hand, die Farbe nur ein wenig verschmiert hatte.

Wenn überhaupt.

„Hab ich irgendwas verpasst?", fragte er Robb mit einem leisen Zischen, auch wenn es eigentlich unnötig wäre, denn Catelyn starrte sie alle nur an, die Augen hart wie Stein, als würde sie erwarten, dass irgendeiner von ihnen etwas sagte, wobei Jon beim besten Willen nicht ahnte, was sie sich erwartete.

Er hatte sogar extra noch einmal in sein Handy geschaut, ob es vielleicht eine Familiensitzung gab, die er vergessen hatte oder eine Nachricht in der Gruppe, die er überlesen hatte, doch auch da hatte er nichts weiter gesehen, als die neuesten Kuchenbilder und relativ belanglose Nachrichten, die keine besondere Bedeutung gehabt und vor allem kein unheimlich wichtiges Treffen angekündigt hätten, zu dem er zu spät gekommen wäre.

„Und was macht Bran eigentlich hier?"

Sein jüngerer Bruder hob kurz den Kopf und blickte ihm mit schweißüberströmtem Gesicht entgegen.

Anscheinend war es nicht nur schwül, sondern er hatte sich auch noch enorm abgemüht sich mit seinem Gipsbeim die Treppe nach unten zu schleppen.

Es musste also etwas furchtbar wichtiges sein, wenn Catelyn jeden zu sich beorderte und so wie sie aussah und wie sie sie anblickte schien es nichts allzu erfreuliches zu sein.

„Und wo ist...!"

„Sansa liegt im Bett und schläft friedlich!", erklärte Catelyn ihnen allen mit einer Stimme, die die Luft um sie herum regelrecht zu zerschneiden schien. „Wenigstens eines meiner Kinder...!"

„Du meinst doch wohl ‚Sansa hat sich eine Überdosis eingeworfen und war dann auch noch zu blöd irgendwas zu nehmen wovon sie stirbt'!", fauchte eine offensichtlich unheimlich schlecht gelaunte Arya ihrer Mutter entgegen, die schon die Stimme erheben wollte, doch Jon fiel ihr ins Wort. „Wie geht's ihr?"

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