Westeros Valley

Kapitel 21 - Tyrion

„Vater, du... wir hatten dich nicht so früh hier erwartet!", stammelte Tyrion und versuchte mit einer Hand die Jacke seines Pyjamas vor der Brust zuzuziehen, hoffend, dass es seinen Vater zumindest beruhigen würde, dass er den Schlafanzug mit Monogramm trug, den dieser seinen Söhnen zu jeder sich bietenden Gelegenheit zu schenken pflegte.

Auch wenn es vielleicht nicht ganz so gut war seinem Vater die Flecken vor die Augen zu halten, die daher rührten, dass er sämtliche Monogramm-Pyjamas eigentlich nur trug, wenn er wusste, dass er es an einem Abend in der Bar wieder etwas zu bunt getrieben hatte und ahnte, dass er sich in der Nacht würde übergeben müssen.

Wenn er es tat, dann wurde wenigstens keines seiner T-Shirts schmutzig, sondern nur die Jacke, die sich ohne viel Reue entsorgen ließ.

„Du hast getrunken, Tyrion!"

Die Begrüßung seines Vaters nach... wie lange eigentlich?

Tyrion zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einen Stuhl im Café sinken, durch dessen Scheiben langsam das Licht der aufgehenden Sonne strahlte.

Licht, das ihm mehr in den Augen wehtat, als er es jemals für möglich gehalten hatte und seine Kopfschmerzen nicht eben linderte.

Auf jeden Fall war die Stimme seines Vater eisig.

„Du hast wieder einmal getrunken und blamierst damit mich, dich, deinen Bruder und deine gesamte... !"

„Ja, ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Vater? Oder heißt es inzwischen Heiligkeit? Ich komme immer durcheinander mit diesen Titeln!"

Mit einem Seufzen ließ Tyrion seinen Kopf in die Hände sinken und begann vorsichtig mit den Daumen seine Schläfen zu massieren, hoffend, dass die Kopfschmerzen dadurch verschwinden würden, auch wenn sie, wie er vermutete, nur allzu bald mit dem bohrenden Blick seines Vaters ersetzt würden... zumindest wenn er sich wieder so gut fühlte, dass er den Kopf heben und ihm in die Augen sehen konnte.

Wie hätte er auch ahnen können, dass ihr Vater um sechs Uhr morgens vor der Tür stehen würde?

Zugegeben, er hatte in der letzten Nacht genug getrunken, um zu vergessen, dass er jemals einen Vater gehabt hatte und hätte ihn jemand darauf angesprochen, war er sich nicht sicher, ob er nicht vielleicht alles vehement bestritten hätte.

„Ich war ja sogar betrunken genug, um...!"

Er stockte, den Blick in den Raum gerichtet, der jetzt, im hellen Licht der ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens, weitaus weniger bedrohlich aussah.

Vor allem ohne Jaime, Cat und Cersei, die, wie er vermutet hatte mit ihrem Porno...

„Konzentrier dich Tyrion!", murmelte er leise, so leise, dass er zumindest hoffte, dass sein Vater es nicht mitbekam, der sich, wenigstens soweit Tyrion es im Augenwinkel erkennen konnte, über sein Handy gebeugt hatte und vermutlich irgendwelche Nachrichten von irgendwelchen Mitarbeitern überflog.

Oder sich selbst googelte, um sicher zu gehen, dass es keinen Skandal gab, der irgendwie auch nur im weitesten Sinne mit seinem Namen verknüpft sein konnte.

„Mit anderen Worten: Kein Lannister-Inzest-Porno im Internet zu finden!", schoss es Tyrion durch den Kopf und würde sich seine Stirn nicht anfühlen, als würde jemand mit einem Hammer gegen seinen Schädel schlagen, hätte er beinahe gelacht.

Was auch immer seine Geschwister gemacht hatten, anscheinend hatten sie es überstanden... zumindest soweit in einem Stück, dass Cersei noch in seinem Bett hatte schlafen und ihn in einen überaus unbequemen Sessel hatte verbannen können, was seinen Kopfschmerzen und der Übelkeit nicht eben...