Kapitel 9 - Jon

63 5 0
                                    

„Man sieht sich immer zweimal im Leben, Jungs! Vergesst das nicht!", erklärte Melisandre ihnen mit einem triumphierenden Lächeln, als sie die Apotheke betraten und Jon musste leise Seufzen, während hinter ihm nur verlegenes Räuspern und Füßescharren zu hören war.

Natürlich gehörte der Laden Melisandre... das hätte er spätestens daran erkennen müssen, dass das Schild draußen auf der Straße rot war.

Andererseits hatten es Apotheken so an sich rote Kreuze draußen hängen zu haben.

„Also... nachdem Jaime euch anscheinend nicht gesagt hat, in welchem Teil meines Sortiments ihr suchen oder welche meiner Dienstleistungen ihr in Anspruch nehmen sollt...!"

„Also eigentlich wollten wir...!"

„Klappe jetzt!", knurrte Robb Theon zu, der anscheinend die letzten Reste Selbstbewusstsein zusammengekratzt hatte, um sich einer vollkommen sinnlosen Sache zu stellen.

Aber es war... nun, es war Theon, der, wann immer sie einen der Filme seines Onkels sahen und dazu eine selbstgedrehte Zigarette rauchten, in der, dank Asha, vielleicht ein bisschen mehr, als nur Tabak war, war er ja auch immer der erste, der damit anfing, wie gut plötzlich alle Frauen aussahen.

„Ach lasst ihn nur! Ich bezweifle allerdings, dass er wirklich gerne einen Termin in meiner Praxis haben will!", erklärte Melisandre mit einem Schulterzucken, während sie offensichtlich hinter der Theke nach etwas suchte.

„Ach und was ist das für eine...!"

„Die Sachen für Jaime Lannister?"

Jon nickte, noch bevor Theon an die Theke getreten war.

Er wollte lieber schnell die Gewürzmischung oder was immer Melisandre für die Lannisters bereithielt in Empfang nehmen, bevor ein bescheuerter Kommentar von Theon alles ruinieren konnte.

„Hätte ich doch nur Arya mitgenommen!", murmelte er leise in sich hinein.

Zwar hätte auch Arya die 20 Kilometer am Morgen mit Jaime nicht überstanden, aber sie hätte bei der großen Wanderung wesentlich weniger gejammert... zumindest wenn er ihr erklärt hatte, dass der Plan, der dahinterstand war, die Lannisters mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Mit etwas Glück hätte ihr der Trip durch den Wald sogar Spaß gemacht, auch wenn er kaum geglaubt hätte, dass sie, im Gegensatz zu Theon und Robb, hinter ihm auf dne Wegen gehumpelt wäre, sondern eher eine Querfeldein-Tour bevorzugt hätte.

Bevorzugt mit dem Quad ihres Vaters, wären sie denn an der Jagdhütte vorbeigekommen, in der er und Robb und Sansa manchmal die Sommer verbracht hatten, bevor Baby-Arya einmal in den Wald gekrabbelt und bis zum nächsten Morgen nicht mehr aufzufinden gewesen war.

Das hatte für ihre Mutter den endgültigen Schlussstrich unter die Familienurlaube in der Jagdhütte gezogen und so hatten sich die Ausflüge, wenn überhaupt, auf Wochenendübernachtungen beschränkt.

Wenn auch schöne Übernachtungen mit Lagerfeuer und Marshmellows und Schießübungen auf einer Lichtung im Wald mit alten Dienstwaffen ihres Vaters, wenn auch unter dem Prostest ihrer Mutter, das musste er zugeben.

„Kinder gehören nunmal nicht in den Wald, Ned!", hatte sie ihren Vater nur oft genug erinnert, wenn er wieder mit ihnen nach Hause gekommen war, schmutzig und nach Rauch stinkend und mit der einen oder anderen Brandwunde vom Funkenflug.

Und nicht einmal die Argumentation ihres Vaters, dass doch selbst Tywin Lannisters Kinder ganze Sommer mit ihrem Onkel in diesem Wald verbracht hatten, hatte sie besänftigen können.

Die Hütte der Lannisters sei ohnehin vielmehr ein Chalet und lag bergaufwärts, war ohne weiteres mit dem Auto erreichbar und hatte Strom- und Wasseranschlüsse, sowie eine ordentliche Einrichtung.

Westeros ValleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt