Kapitel 7 - Daenerys

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Hinter ihr klingelte das Telefon... zum fünften Mal innerhalb der letzten... halben Stunde? Stunde? Sie hatte nicht genau mitgeschrieben, auch wenn sie sich eigentlich geschworen hatte zu notieren, wie oft er anrief, nur damit sie irgendwann einen Beweis hatte, sollte sie ihn wegen Stalking anzeigen müssen oder... „Entschuldigen sie?"

„Ja; mein Kleines?"
Mit einem Lächeln wandte Daenerys sich dem kleinen Mädchen zu, das bisher ruhig mit seinem Vater an dem Tisch am Fenster gesessen hatte.
Sie waren die einzigen Gäste, nachdem die zwei Rüpel mit dem süßen Dunkelhaarigen gegangen waren.
Die, die es offensichtlich sehr sehr eilig gehabt hatten, nachdem sie irgendwelche Daten vom Handy ihres Gastes abgezogen hatten.
Nun... immerhin war es erst früher Nachmittag... zu spät für das Mittagsgeschäft, zu früh für die Leute, die sich zum Abendessen einen Burger gönnen wollten, nachdem sie den ganzen Tag damit verbracht hatten den Garten umzugraben oder Holz zu hacken oder was man eben so tat, wenn man im letzten Kaff von Georgia gefangen war.

„Ähm...!" Das Mädchen blickte mit geröteten Wangen zu Boden und wandte den Kopf dann schnell wieder zu ihrem Vater um, der ihr ein aufmunterndes Lächeln zuwarf.
„Ich... ich wollte fragen, ob ich die Hunde streicheln dürfte! Natürlich nur, wenn sie das erlauben!", erklärte sie schnell, beinahe als hätte sie zu viel von ihr verlangt.
„Ähm... tut mir leid, Kleines, aber das...das sind Kampfhunde! Die solltest du besser nicht streicheln!", erklärte Daenerys, bemüht so ruhig und freundlich wie möglich zu sein, während das klingelnde Telefon sie beinahe in den Wahnsinn trieb. Wenn dieser Idiot sie endlich... „Das tut mir leid! Vielen Dank!" „Keine Ursache, Kleines!", lächelte Daenerys ihr zu und sah, wie sie zu ihrem Vater zurückeilte und sich von ihm in den Arm nehmen ließ. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen als sie sah, wie er ihr die langen, blonden Locken aus dem Gesicht strich, ihr einen Kuss auf die Stirn gab und ihr dann ihren Rucksack entgegenstreckte, damit sie ihn zu sich nahm... den, den er extra gepackt hatte, während sie bei ihrer Freundin gewesen war und... Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken... und ließ sie überlegen, warum sie den Klingelton nicht schon längst zu ‚Ill be watching you", geändert hatte. Irgendwas, was mehr nach Stalker klang. „Entschuldigung? Wir würden gern zahlen!" „Natürlich!" Mit einem Lächeln stellte Daenerys ihr Handy auf lautlos – mochte er ihr doch die Mailbox zuquatschten, das würde er ohnehin tun- und trat an den Tisch, an dem das kleine Mädchen inzwischen wieder auf ihrem Stuhl saß, mit perfekter Haltung und großen, grünen Augen und einem Kleid, dass sie aussah wie eine Puppe. Eine von diesen alten, gruseligen, die in den Horrorfilmen immer Amok liefen. „Hat es ihnen und ihrer Tochter geschmeckt, Mr...?" „ Jaime Lannister!", erwiderte der Mann, noch immer lächelnd, auch wenn Daenerys meinte ein leichtes Funkeln der Wehmut in seinen Augen zu erkennen. Nicht dass sie sich anmaßen wollte irgendetwas zu wissen, aber sie hatte in den Jahren im Reservat gut gelernt Menschen einzuschätzen, nachdem sie einige Zeit gebraucht hatte um ihre Sprache sprechen zu lernen. Und abgesehen davon als sich Mr. Lannister wie ein offenes Buch. „Lannister ? Dann sind sie der Mann...!" „Der Bruder!", erwiderte er schnell, eine Hand in der Hosentasche, um sein Portemonnaie hervorzuholen. „Und sie haben eine so süße Tochter...!" „Meine Nichte Myrcella!", erwiderte er nur kurz, auch wenn er ihr dabei nicht in die Augen sah, seinen Blick auf Myrcella gerichtet, die friedlich mit den beiden kleinen Plüschtieren, dem Löwen und dem Hirsch zu spielen schien. „Die Tochter meiner Schwester Cersei, ich...!" „Ihre Schwester, mit diesem wunderbaren Cupcake-Laden, von dem die ganze Stadt spricht?" Daenerys bemühte sich ein Lächeln aufzusetzen, auch wenn sie wusste, dass es nicht allzu echt aussehen würde. Aber Jaime Lannister wirkte auf sie auch nicht so, als würde er auf so etwas achten. Zumindest nicht, wenn seine Tochter... Nichte im Raum war. „Mama macht aber auch andere Sachen, als Cupcakes! Aber sie ist die beste Bäckerin der Welt!" Ein Strahlen glitt über Myrcellas Lippen. Ein Strahlen, das Daenerys erwidern musste, ob sie wollte oder nicht. „Nun... wir müssen jetzt leider gehen, Myrcella!", lächelte Jaime ihr vorsichtig zu, während er nachlässig einen 20 Dollar Schein aus dem Geldbeutel zog und Daenerys entgegenstreckte. „Shireen wartet bestimmt schon auf dich und wir wollen doch nicht zu spät kommen!" „Shireen ist meine Freundin!", erklärte Myrcella Daenerys schnell, während sie nach ihrem Rucksack griff und ihren Onkel für einen Moment überprüfen ließ, ob ihr noch irgendwelche Saucenreste am Mundwinkel klebten. „Ähm... ich... ich würde gerne mit ihnen über etwas sprechen, Mr. Lannister... ich... ich meine...!" „Nachher, ja? Wenn ich Myrcella zu ihrer Freundin gebracht habe, dann komme ich gerne wieder und wir können uns...!" „Du musst mich nicht zu Shireen bringen, Onkel Jaime!", erklärte Myrcella. Sie war ruhig, ruhiger als Daenerys jemals ein kleines Mädchen gesehen hatte, das auf ihrem Recht beharren wollte... andererseits...was wusste sie schon von kleinen Püppchen. Oder von Lannister-Abkömmlingen. „Myrcella, deine Mutter würde sich unglaubliche Sorgen machen, wenn ich nicht...!" „Ich kann auch allein zu Shireen gehen! Sie wohnt vielleicht fünf Minuten von hier und ihre Eltern sind bestimmt auch zu Hause! Ich bin doch schon 10 und kein Baby mehr!" Daenerys musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie sah, wie Jaime Lannister, von dem sie schon so einiges gehört hatte und darunter vor allem Gutes, für einen Moment den Blick senkte, in die weit aufgerissenen, flehenden Mädchenaugen blickte, die bereits zu wissen schienen, wie seine Entscheidung sein würde. „Und außerdem möchte Miss Targaryen doch ohnehin mit dir sprechen, Onkel Jaime! Bis ihr fertig seid bin ich schon längst bei Shireen!" „Nun gut...!" seufzte Jaime, wenn auch mit gedehnter Stimme, als wollte er deutlich machen wie schwer ihm diese Entscheidung gefallen war. „Aber du rufst an, wenn ich dich morgen abholen kommen soll! Und du machst Mr. und Mrs. Baratheon keine unnötigen Umstände! Und... wer hat heute die Bar?" „Selyse." „Und du und Shireen ihr benehmt euch und ihr esst in Ruhe eure Pizza und lasst Mr. Baratheon in Ruhe! Er wird wichtige Dinge zu besprechen haben mit...!" „Ich wohne praktisch da, Onkel Jaime! Denkst du wirklich ich und Shireen haben nicht schon längst rausgefunden, das zwischen Stannis und Mel was läuft?" Myrcella blickte ihn an, mit der ganzen Ernsthaftigkeit, die sich in dem Gesicht eines 10-jährigen Mädchens verbergen konnte. „Nun...gut...!", stammelte Jaime noch einmal, offensichtlich überfordert mit der ganzen Situation, die Daenerys langsam begann lustig zu finden, während sie sich fragte, ob Jorah ihr wohl immer noch auf die Mailbox quasselte. „Aber du nennst sie nicht Mel, wenn sie es nicht möchte! Und ihr seid beide nett und höflich zu ihr! Es geht euch nichts an, was sie und Mr... nun... Stannis hinter verschlossenen Türen tun! Du weißt genau, dass das niemanden etwas angeht, was...!" „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet! Schon klar, Onkel Jaime!" Myrcella verdrehte die Augen ein wenig. „Das sagt Großvater gerne!", erklärte sie auf sein verdattertes Schweigen, während sie nach ihrem Rucksack griff. „Myrcella!" „Oh ja...!" Das kleine Mädchen, das schon mit wehenden blonden Locken zur Tür hatte rennen wollen, machte noch einmal auf dem Absatz kehrt, um ihrem Onkel um den Hals zu fallen und sich einen Kuss auf die Wange geben zu lassen. „Bis morgen, Onkel Jaime!" „Bis morgen, Prinzessin!" Er lächelte ihr hinterher und Daenerys war dankbar dafür, denn so hatte sie die Gelegenheit sich die Tränen aus den Augen zu wischen.

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