„Hey, das ist meins!", protestierte Emilia mit gespielter Entrüstung und stützte demonstrierend ihre Arme in die Hüften.„Ich will doch nur einmal probieren.", erwiderte Keno grinsend und biss zufrieden in ihr Fischbrötchen. „Das nennst du „probieren"?! Du futterst in einem Happs das ganze Brötchen weg."„Stimmt doch gar nicht. Da, hast du es wieder.", entließ er das Brötchen zurück in Emilias Hände.Sie blickte auf das große Loch, wo vorher noch ihr Brötchen gewesen war und warf Keno einen bösen Blick zu. Dieser schien es gar nicht zu bemerken und blickte mit sich zufrieden auf das Meer. Sie saßen auf einer Picknickdecke am Strand, genossen die weiten des Wassers und vergruben ihre Füße tief in den kühlen Sand. Vor ihnen ging langsam die Sonne in ein farbenfrohes Feuerwerk unter und es wehte eine frische salzige Brise vom Meer herüber. Eine Abwechslung zu den sonst so heißen Sommertag.Hinter ihnen tobte das Myrer Strandfest in seiner tiefsten Vollendung. An der Strandpromenade bis zum Hafenkai waren Buden aufgebaut und eine Band spielte Klassiker der 90er auf einer Bühne, vor der dutzende Leute versammelt waren und im Sand feierlich tanzten. „Meine Güte, das halbe Festland ist auf Myr. Ich habe gerade, sage und schreibe 30 Minuten für ein Crêpe angestanden.", gesellte sich Janne zu ihnen.„Und wir dachten du wärst unterwegs verschollen gegangen.", entgegnete Emilia ihr fröhlich. Die Sache mit ihren Fischbrötchen von ein paar Minuten zuvor, war schon längst wieder vergessen. „Zum Glück nicht.", erwiderte Janne und streckte seufzend ihre Füße in den Sand aus, die sie schnell von ihren Flipflops befreite. „Noch eine Stunde und dann kehrt wieder etwas Ruhe ein.", stellte Keno mit Blick auf die Uhr fest. Es war 22 Uhr und die letzte Fähre von Myr zum Festland würde bald auslaufen. Für gewöhnlich wurde es dann ruhiger auf der, jetzt so lebendig wirkenden, Insel. Meist blieben lediglich eine Handvoll Touristen, die ihren Urlaub hier verbrachten. So wie Emilia und Janne. Kaum zu glauben, dass ihr zwei wöchiger Sommerurlaub sich schon wieder dem Ende neigte und sie bald ein neues Leben beginnen würde. Ihr Studentendasein würde just mit der Rückkehr nach Berlin enden. Manchmal wünschte sich Emilia niemals erwachsen werden zu müssen, wie Peter Pan, aber irgendwie fand sie den Gedanken auch sehr aufregend für eine sehr bekannte Modezeitschrift zu schreiben. Es würde jedenfalls ihr Leben von Grund auf verändern. Doch wie sehr, ahnte Emilia jetzt noch nicht.
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Ein Sommertraum
RomanceEmilias mühevoll erarbeitete Karriere erlebt einen unerwarteten Wendepunkt, sodass sie kurzerhand ihre sieben Sachen packt und auf die Ostseeinsel Myr reist. Doch kaum auf der Insel und völlig erschöpft, muss sie feststellen, dass alle Unterkünfte r...