first chapter

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Ámbar

"Mami, ich hab dich so, so doll lieb, weißt du das?" Isa lächelt mich an und ihre zuckersüßen, braunen Augen, die sie von ihrem Vater hat, fixieren mich. "Ja, mein Schatz, das weiß ich." Meine kleine Tochter drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Jetzt ist es aber an der Zeit, zu gehen, Isa. Deine Mamá braucht etwas Ruhe." Meine Mutter nimmt ihre Hand. "Na gut! Bis bald, Mami." Sie umarmt mich und diesmal drücke ich ihr einen Kuss auf die Wange, bevor meine Mutter und sie winkend durch die Tür verschwinden.

Es ist schrecklich, verdammt schrecklich sogar. Isa wird demnächst vier Jahre alt, und ich liege todkrank im Hospiz. Keiner weiß, wie lange ich noch lebe. Man kann mich nicht mehr heilen, ich bin im Endstadium angekommen. Jeder Zeit könnte es vorbei sein. Dann lasse ich Isa hier alleine zurück. Sie hat zwar noch meine Eltern, aber irgendwann werden auch sie gehen und dann ist sie ganz alleine. Ihr Vater, Benicio, hat mich kurz nach ihrer Geburt betrogen. Als ich es herausgefunden habe, habe ich ihn rausgeschmissen und er ist mit seiner Neuen durchgebrannt. Bis heute haben wir nichts mehr von ihm gehört, Isa gratuliert er nicht einmal zum Geburtstag.

Mein wirklich einziger Wunsch ist, nochmal lieben zu dürfen. Ich will jemanden finden, der mich auf meinem letzten Weg begleitet und mich glücklich machen kann. Aber selbst wenn ich jemanden finden sollte, der auf ungewisse Zeit eine Beziehung mit mir eingeht, wird die Person dann am Ende leiden. Also ist es irgendwo auch egoistisch, was ich da will.

Lächelnd betrachte ich mein Hintergrundbild auf meinem Handy. Auf dem Bild sind Isa und ich  vor einigen Wochen am Strand gewesen, da ging es mir noch deutlich besser als gerade. Es war der letzte Tag, wo es mir so richtig gut ging, obwohl mir Schockdiagnose Brustkrebs schon bekannt war. Danach ging es immer weiter bergab, bis ich nun schließlich in der Todeszelle, wie ich es so schön nenne, gelandet bin. Warum musste dieses Schicksal ausgerechnet mich treffen? Warum muss es solch blödes Schicksal überhaupt geben?

Man kann sein Schicksal nie umgehen, es trifft einen, wenn man es am wenigsten erwartet... 

So war es auch bei mir, als ich vor ungefähr einem halben Jahr davon erfahren habe, leider zu spät... Ich werde einfach nicht mit dem Gedanken fertig, dass es jeden Moment vorbei sein könnte. Ich könnte jeden Moment diese Welt verlassen und in die nächste Etappe übergehen. Es ist wie bei Mario Kart, man fährt ein Rennen in einer Welt und nach dem Rennen weiß man nicht, was einen in der nächsten Welt beim nächsten Rennen erwartet. Niemand weiß, was nach dem Tod geschieht, vermutlich ist es auch besser so. Es gibt viele Spekulationen darüber und Berichte über Nahetoderfahrungen. Und einige habe ich mir schon durchgelesen, und da ich hier im Hospiz wohl größtenteils nur in meinem Zimmer liegen werde, habe ich also Zeit, mir den Rest durchzulesen. Fragt nicht, warum ich das mache, ich weiß es selber nicht.

"Ja Delfi, hier ist es so langweilig! Die Besuchszeit sind sogar begrenzt. Es fühlt sich an wie ein Krankenhaus, ist aber die Todeszelle." Meine beste Freundin Delfina und ich telefonieren schon seit einer halben Stunde. Eigentlich wollte ich das Thema Hospiz vermeiden, hat am Anfang auch ganz gut geklappt, bis sie dann aber drauf gekommen ist. Also erzähle ich ihr jetzt alles haarklein, von der täglicher Wertekontrolle über die Krankenschwestern und Pflegern sowie den Ärzten, bis zu jedem einzelnen Winkel meines Zimmers. "Hört sich mehr als schrecklich an.", meint sie. "Oh ja, das ist es auch." "Aber unser Filmmittwoch bleibt?" "Na klar, davon kann mich keine Krankenschwester der Welt abhalten." Seit Schulzeiten pflegen wir beide das Ritual, am Mittwochabend entweder ins Kino zu gehen oder bei einem von uns zuhause Filme zu gucken. "Darfst du denn überhaupt da raus?", fragt sie. "Ja, aber nur zu bestimmten Zeiten. Wenn mein Zustand sich noch weiter verschlechtert, darf ich nur noch in Begleitung raus, irgendwann dann nur noch mit Begleitung von einer Schwester oder einem Pfleger in den Garten hier, und, wenn's nochmal schlechter um mich steht, gar nicht mehr.", erkläre ich. "Klingt ja wirklich wie ein Gefängnis." "Sag ich ja, die Todeszelle." "Wenn du magst, komm ich mal vorbei und wir machen uns einen schönen Mädelstag, mit anschließendem Filmabend." "Klar, gerne, ich bin froh über ein bisschen Gesellschaft in meiner letzten Zeit hier. Meine Eltern arbeiten ja tagsüber normalerweise, meine Mutter jetzt nur noch halbtags wegen Isa, also kommen sie entweder nur am Abend vorbei, oder am Wochenende. Jazmín wohnt zu weit weg, um zu kommen, und meine Cousine Luna ist mit ihrer Familie gerade in Europa.", antworte ich. "Okay, dann nehme ich mir die Tage mal frei und komme zu dir, ja?" "Super, ich freue mich drauf." Ich lächle. "Meine Mittagspause ist vorbei, ich muss jetzt Schluss machen. Bis dann, Süße." "Okay, bis dann." 

Ich lege auf und seufze. Ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher als ein normales Leben, normal arbeiten gehen zu können und normal Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

Irgendwann klopft es an meiner Tür. "Hey, hallo, liegt hier Ámbar Smith?" Ein Pfleger blickt von seinem Klemmbrett, wo vermutlich die Patientendaten draufstehen, auf und schaut mir direkt in die Augen. 

Eisblau trifft auf Braun. 

Hey und willkommen zu dieser neuen Story von mir (Sabrina)! Diesmal geht es um Simbar! Das erste Kapitel ist ein bisschen kürzer und verschafft erstmal einen Überblick über Ámbars Leben und ihre Lage gerade, die jetzt ja nun nicht so rosig ist... Ich bin verdammt gespannt darauf, wie die Story bei euch ankommen wird ^^  

Don't let me go || SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt