second chapter

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Simón

"Willkommen im Dienst, Senor Álvarez! Hier, die Liste mit Ihren Patienten und Arbeitszeiten." Die Oberschwester drückt mir ein Klemmbrett mit meiner Patientenliste in die Hand. "Falls Sie etwas Auffälliges an einem Patienten bemerken sollten, haben Sie ja immer ihren Piepser dabei. Damit rufen Sie dann einfach einen Arzt." Ich nicke. "Gut, ich muss dann weiter. Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit! Ich bin mir sicher, dass Sie das alles mit Bravour meistern werden. Und wer weiß, vielleicht verguckt sich die ein oder andere Patientin auch in Sie." Die Oberschwester zwinkert mir zu und geht dann wieder ihrer Arbeit nach.

Warum nochmal habe ich im Hospiz als Krankenpfleger angefangen? Das ist doch ein scheiß Job! Jeden Tag könnte hier jemand sterben, und ich erlebe es hautnah. Warum musste ich damals meine medizinische Ausbildung bloß machen? Dafür bin ich extra von Mexiko nach Buenos Aires gekommen. Nach meiner Ausbildung habe ich erst als Pfleger in einem Altenheim gearbeitet, dann in einem Krankenhaus in der Notaufnahme. Bevor ich dann hier gelandet bin, habe ich noch als Zahnarzthelfer gearbeitet, jedoch wurde die Praxis geschlossen und ich brauchte einen neuen Job. Das Hospiz hier hat neue Pflegekräfte gesucht, und weil sonst meine Miete nicht hätte bezahlen können, habe ich mich hier beworben und wurde eingestellt.

Warum ich nicht in meinen anderen Berufen geblieben bin? 

Als ich damals im Altenheim gearbeitet habe, habe ich das Angebot bekommen, in der Notaufnahme als Pfleger zu arbeiten, das Doppelte haben sie mir da gezahlt. Irgendwann wurde mir das stressig, weil ich mal tagsüber und mal nachts arbeiten musste, manchmal  sogar 24-Studen-Schichten. Also habe ich mich in der Zahnarztpraxis als Zahnarzthelfer beworben, schlecht verdient habe ich da nicht. Aber wie gesagt, die Praxis musste schließen und nun bin ich hier.

Eigentlich liebe ich ja die Musik und habe damals alles versucht, um meinen großen Durchbruch als Musiker zu schaffen. Hat aber nicht geklappt und mein Vater hat mich nach Buenos Aires zu seinem Onkel geschickt, um meine medizinische Ausbildung zu machen. Für ein richtiges  Medizinstudium, welches ich auch in meinem Land hätte machen können, hatte meine Familie nicht genug Geld, studieren kostet in Mexiko ein halbes Vermögen.

Gut, dann widme ich mich jetzt mal meinen Aufgaben hier.


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Zimmer für Zimmer klappere ich ab und versorge die Patienten, überwiegend sind es ältere Leute mit schlimmen Krankheiten wie Krebs. Aber leider Gottes sind auch einige junge Leute dabei, für die es noch viel zu früh zum Gehen ist. Wären hier noch Kinder, hätte mein Herz das nicht ausgehalten. Aber für die gibt es ein einzelnes Kinderhospiz.

Manchmal frage ich mich, wie Gott die Menschen auswählt, die dann solche schlimmen Krankheiten bekommen. Tippt er einfach einen Menschen an und der bekommt dann Krebs oder ähnliches? 

Oder dreht er an einem Glücksrad, wo alle Namen aller Menschen auf dieser Erde draufstehen, und der Mensch, bei dessen Name das Glücksrad anhält, bekommt dann die Krankheit?

Oder wie sonst? Das Leben ist so ungerecht. Und ich kann von Glück sprechen, gesund zu sein. Gesundheit ist neben Familie und Freunden das größte Geschenk.


Irgendwann habe ich dann Mittagspause. Mit den anderen Krankenschwestern und -pflegern hole ich mir hier in der Kantine Essen. "Und, wie waren die ersten Stunden, Álvarez?", fragt mich die Oberschwester. "Gut, soweit. Gab ja nicht so viel zu tun.", antworte ich und schiebe mir meine Gabel, beladen mit Kartoffelbrei, in den Mund. "Das stimmt. Normalweise hat immer irgendein Patient einen Notfall.", sagt ein anderer Krankenpfleger, ich glaube, er heißt Pablo. Ich schlucke. "Aber das gehört hier im Hospiz dazu.", meint eine Krankenschwester, ich glaube Maria, wenn ich mich nicht irre. "Haben Sie schon alle Patienten durch, die auf Ihrer List standen?", fragt mich wieder die Oberschwester. "Hm, nein, mir fehlen noch ein paar.", antworte ich. "Gut, wenn Sie die durch haben, können Sie für heute Feierabend machen. Das reicht für den ersten Tag." Ich nicke. "Okay, danke."

Nach der Mittagspause gehe ich wieder auf Station und arbeite die restlichen Patienten ab, was länger dauert, als gedacht. Ein älterer Patient wollte, dass ich ein Bild von seiner Enkelin in seinem Zimmer aufstelle, jedoch konnte er sich nicht entscheiden, wo er das Bild haben wollte. Erst wollte er es auf dem Schrank haben, dann auf dem Tisch, dann auf seinem Nachttisch, letzten Endes hat er sich aber für den Tisch entschieden. Also hatte ich das geduldig mitgemacht und bin dann zur nächsten Patientin, die raus in den Garten wollte, aber wegen ihres Zustandes nur in Begleitung raus darf. Also bin ich eine Stunde lang mit ihr durch den Garten spaziert und sie hat mir von ihren Kindern, Enkelkindern und ihrem Hund erzählt. Ich habe ihr zugehört und irgendwann hat sie mich dann gebeten, etwas über mich zu erzählen. Also habe ich ihr von Mexiko und meiner Familie erzählt, ehe ich sie wieder auf mein Zimmer gebracht habe.

Sonst verlief alles ganz normal, die Routine halt, Temperatur und Blutdruck messen, die anderen Werte checken, ins System eintragen und an den behandelnden Arzt weiterleiten.

Jetzt steht noch eine letzte Patientin auf meiner Liste, eine Ámbar Smith. 25 Jahre alt, Diagnose Brustkrebs im Endstadium. Oh je, so jung und schon Krebs? Die Ärmste, ich kenne sie noch nicht einmal und schon fühle ich mit ihr mit.

So, sie liegt in Zimmer 130, das liegt am anderen Ende der Station. Also mache ich mich auf den Weg zu Zimmer 130.

   

Zimmer 130. Ich klopfe einmal kurz an, öffne die Tür und trete dann ein, "Hey, hallo, liegt hier Ámbar Smith?" Ich blicke von meinem Klemmbrett auf und schaue ihr direkt in die Augen.

Eisblau trifft auf Braun.


So, zweites Kapitel, auch etwas kürzer^^ Jetzt kennen wir Simón auch ein bisschen näher.

Das erste und das zweite Kapitel spielen zeitgleich, wie ihr es bemerkt haben solltet ;)

Lasst doch ein Sternchen da, wenn euch das Kapitel gefallen hat, würde mich freuen! ^^

Don't let me go || SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt