twenty-second chapter

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Tagelang.

Tagelang haben Ámbar und ich jetzt nicht mehr richtig miteinander gesprochen. Wirklich nur das Nötigste, wenn ich ihre Werte kontrolliert habe. Mit jedem Tag, wo ich sie sehe, so niedergeschlagen und noch immer wütend, werde auch ich immer niedergeschlagener... Und irgendwie auch wütend.

Warum erzählt sie mir denn nicht, was los ist?

Was habe ich getan, dass sie so sauer und abweisend ist?

Ich kann es mir absolut nicht erklären. Ich habe ihr immer gezeigt, wie sehr ich sie liebe und wie viel sie mir bedeutet, wie viel mir unsere Beziehung bedeutet, egal, wie kurz oder lang diese sein wird. Ámbar ist meine absolute Traumfrau, aber so geht das nicht weiter.

Sie muss mir endlich erzählen, was verdammt nochmal mit ihr los ist!


Als ich am heutigen Morgen zu Ámbar gehe, um eigentlich nur ihre Werte zu überprüfen, entscheide ich mich dazu, sie endlich zur Rede zu stellen, Arbeitszeit hin oder her. Wenn sie mir erklärt, was ich gemacht habe, kann ich es beim nächsten Mal dann besser machen oder gleich vermeiden!

Ein wenig unsicher klopfe ich an ihrer Zimmertür, eine Antwort kommt von ihr nicht, also drücke ich die Türklinke herunter und trete einfach ein.

Meine Freundin, wenn ich sie überhaupt noch so nennen darf, liegt in ihrem Bett und starrt die Decke an. Eine Hand spielt mit ihren Haaren herum, die andere liegt auf ihrem Bauch.

Für ein paar Sekunden sage ich einfach nichts und beobachte sie, wie sie so daliegt und mich nicht zu bemerken scheint. Man könnte meinen, es ginge ihr gut und sie wäre einfach in ihren Gedanken versunken, aber ich kenne sie zu gut und bemerke, dass ihre Augen feucht sind und sie niedergeschlagen ist.

"Ámbar?", meine ich leise und sie dreht ihren Kopf zu mir, woraufhin sie mir sofort einen bösen Blick schenkt.

"Was willst du?", fragt sie mürrisch, obwohl diese Frage echt überflüssig ist.

"Deine Werte checken... Und mit dir reden...", antworte ich, beinahe flüsternd, und gehe dann zu ihr, ihren Arm, um die Blutdruckmanschette umzulegen, hält sie mir bereits hin.

"Wir beide haben nichts zu bereden.", brummt sie, während ich ihren Blutdruck messe. Den Blickkontakt mit mir vermeidet sie.

"Doch, haben wir! Seit Tagen reden wir beide kaum und du bist sauer auf mich, ohne, dass ich den Grund kenne! Wir beide sind doch erwachsen, da können wir doch einfach reden, wie ganz normale Leute!", erwidere ich und werde ein bisschen lauter, woraufhin ihr Puls auch sofort hoch geht.

Okay, ruhig bleiben, Simón... Du darfst nicht laut ihr gegenüber werden, das könnte am Ende noch gefährlich werden.

"Du kennst den Grund nicht? Du willst es also nicht endlich zu geben?!", wird sie nun auch lauter und funkelt mich böse und verletzt an.

"Was denn zu geben? Ich habe nichts gemacht!" Ganz nebenbei entferne ich die Manschette von ihrem Arm.

"Ich hab dich mit ihr gesehen!", rückt sie endlich mit der Sprache raus, wenn auch nicht sehr präzise, denn ich verstehe immer noch nicht, wen sie jetzt meint.

"Was? Mit wem?", setze ich mich zu ihr aufs Bett.

"Jetzt tue nicht so blöd!", erwidert sie aufgebracht.

"Ámbar, ich habe echt keine Ahnung, von wem du sprichst."

Genervt stöhnt sie auf.

"Die Schwarzhaarige! Ich hab euch gesehen, letztens an einem Freitag, in der Stadt! Wo du angeblich dein Handy zuhause vergessen hattest!"

In meinem Gehirn rattert es...

Schwarzhaarige... Am Freitag...

In der Stadt... Mein Handy zu Hause... 

Dann fällt es mir wieder ein und ich muss mich beherrschen, nicht gleich in lautem Gelächter auszubrechen.

Sie hat mich wohl mit meiner Cousine gesehen, als ich ihr die Stadt gezeigt habe!


"Willst du gar nicht dazu sagen?", fragt Ámbar, immer noch wütend.

"Doch.", antworte ich und kann mir jetzt ein Lachen nicht mehr kneifen.

"Was ist daran so lustig, hm? Findest du es wirklich lustig, dass du mich betrügst?", erwidert sie empört, was mich nur noch mehr zum Lachen bringt.

"Ámbar, ich betrüge dich doch nicht! Was denkst du denn von mir?"

"Aber ich habe euch doch gesehen! Vor allem diesen Kuss auf die Wange, den sie dir gegeben hat...."

"Das war meine Cousine! Sie ist am Freitag angekommen und ich hab ihr da die Stadt gezeigt, deshalb war ich auch nicht im Haus. Als Cousine und Cousin gibt man sich schonmal ein Küsschen auf die Wange...", erkläre ich und mit jedem Wort verändert sich Ámbars Gesichtsausdruck, die Wut lässt allmählich nach, stattdessen meidet sie wieder meinen Blick und schaut zur Bettdecke.

"Deine... Deine Cousine?", fragt sie leise nochmal und ich nicke.

"Ja, meine Cousine.", antworte ich und sehe sie an, ihr Blick bleibt gesenkt.


"Oh Gott Simón... Es tut mir so leid, ich... Ich hab euch da einfach zusammen gesehen und hab mich gleich betrogen von dir gefühlt... Dabei muss ich doch wissen, dass du mich niemals betrügen würdest...", stottert sie sichtlich beschämt.

Ich hebe mit der Hand an ihrem Kinn ihr Gesicht wieder an und nehme dann ihre Hand.

"Verzeihst du mir? Bitte... Ich liebe dich doch, okay?"

Ich lächele und nicke.

"Ja, ich verzeihe dir. Klar, du hast mir irgendwo misstraut, aber das Leben ist doch zu kurz, um jetzt sauer auf dich zu sein.", antworte ich und Ámbar lächelt auch ein wenig, das Lächeln verblasst dann aber ganz schnell wieder.

"Ich... Ich hätte es ja auch irgendwo verstanden, wenn du wirklich eine andere hättest... Ich meine, wir beide haben keine Zukunft und ich werde bald sterben... Ich kann dir halt nicht das geben, was du vielleicht willst.", meint sie und ich lege meine Hände an ihre Wangen, sodass sie mir direkt in die Augen sehen muss.

"Ámbar nein, sag das nicht! Ich liebe dich, okay? Mir ist es egal, wie lang oder kurz unsere Beziehung sein wird, was du mir alles geben kannst und was nicht. Du bist das wichtigste für mich! Ich bleibe bis zum Ende an deiner Seite.", sage ich und sehe ein paar Tränen in ihren Augen.

"Danke Simón, wirklich... Ich will nicht mehr von dir getrennt sein, ich will so viel Zeit wie nur möglich mit dir verbringen."

Endlich lächelt sie wieder, endlich ist wieder alles gut zwischen uns.

"Ich doch auch. Und jetzt komm mal her.", meine ich und ziehe sie zu mir heran, um sie fest zu umarmen.

"Ich liebe dich.", nuschelt sie an meine Brust und ich drücke einen Kuss auf ihre Stirn.

"Ich dich auch.", erwidere ich und lächele glücklich.


Yayy, alles geklärt! Die beiden sind wieder happy ^^ Aber für wie lange wohl...

Don't let me go || SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt