eleventh chapter

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Es sind einige Tage seit dem Date von Simón und mir vergangen. Leider haben wir uns in den letzten Tagen wirklich nur dann gesehen, wenn er kam, um nach meinem Wohlbefinden zu sehen. Ich vermute, er hat viel zu tun, oder... Ihm hat das Date doch nicht gefallen. Eigentlich ist das völliger Quatsch, denn er meinte ja, dass er nochmal mit mir ausgehen will! Aber vielleicht hat er seine Meinung auch wieder geändert...

Warum denke ich eigentlich immer so viel nach? Das hab ich so an mir, immer alles zu hinterfragen und zu bezweifeln. Ich sollte einfach abwarten... Er wird schon noch weiterhin nochmal mit mir ausgehen wollen.


Nach dem Frühstück klopft es an meiner Tür und ein breit lächelnder Simón kommt herein. "Hey, geht es dir gut?" Er holt sich einen Stuhl an mein Bett und setzt sich hin. "Mir geht's eigentlich ganz gut, soweit. Aber hast du nichts zu tun? Also nicht, dass ich dich nicht hier haben will... Nein, ich freue mich, dass du hier bist, aber ich will dich nicht von der Arbeit abhalten." Er streckt seine Hand nach meiner Wange aus und streicht ganz sanft darüber. "Ich hab ein paar Minuten Pause und da wollte ich dich sehen, ging ja in den letzten Tagen nicht so wirklich." Ich lächele etwas verlegen.

Siehst du Ámbar, du hast wieder nur irgendeinen Müll gedacht. Er hatte durch deine Arbeit einfach nur keine Zeit, um mich für mehr, als nur die Wertekontrolle, zu sehen.

"Und... Ich bin hier, um dich auf dein zweites Date einzuladen, vorausgesetzt du willst noch.", fügt er dann noch hinzu. "Natürlich will ich noch! Ich fand unser letztes Date wirklich schön." Simón nickt. "Ich auch. Also... Was hältst du von morgen Abend?", schlägt er vor. "Morgen Abend klingt gut. Wo gehen wir hin?", will ich wissen. "Mh... Das wird eine Überraschung." Er grinst. "Komm schon, sag es mir! Ich hasse Überraschungen, dann bin ich immer so unvorbereitet auf das, was kommt! Und wie soll ich wissen, was ich anziehen soll, wenn ich nicht weiß, was wir machen?" Sein Grinsen wird nur noch breiter. "Lass dich überraschen, Süße. Und zieh einfach das an, was du willst. Ich find dich in allem schön." Seine Worte lassen mich schon wieder erröten.

"Du bist ein Schleimer.", meine ich. "Ich sag doch nur die Wahrheit.", erwidert er darauf. "Also, steht das mit morgen?" Ich nicke. "Ich hol dich gegen sieben ab, ich freue mich schon drauf.", sagt Simón. "Ich mich auch, auch wenn ich es nochmal betone, ich hasse Überraschungen!" Mein morgiges Date lacht nur. "Glaub mir, diese Überraschung wirst du lieben!" Skeptisch sehe ich ihn an. "Da bin ich mir nicht so sicher... Nein, Spaß, wenn du mir diese Überraschung bereitest, muss ich mich wohl oder übel dazu zwingen, sie zu lieben." Er nimmt meine Hand. "Ich verspreche dir, dass es dir gefallen wird. Und wenn nicht... Dann überlegst du dir etwas für unser drittes Date, soweit es möglich ist."

"Du weißt jetzt schon, dass du ein drittes Mal mit mir ausgehen willst?", frage ich überrascht. "Natürlich, ich würde noch 1000 Mal mit dir ausgehen. Ámbar, ich glaube, du hast schon gemerkt, dass... Dass du mir gefällst, sehr sogar. Ich mag dich wirklich gerne, ich habe noch nie jemanden getroffen, bei dem ich das selbe gefühlt habe, wie ich es fühle, wenn ich in deiner Nähe bin." Er streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken und wir sehen uns tief in die Augen.

"Du gefällst mir auch, Simón, wirklich.", sage ich, aber es ist wirklich kaum mehr als ein Hauchen.


Eine Zeit lang sehen wir uns wirklich einfach nur in die Augen, ohne zu reden. Diese Stille ist angenehm, er hält immernoch meine Hand. Ich könnte Stunden so mit ihm hier sitzen...

Aber leider lässt er dann meine Hand löst und steht auf, stellt den Stuhl wieder zurück an den Tisch. "Tut mir leid, aber ich muss jetzt weiterarbeiten, ich muss noch ein paar Zimmer abklappern und nach den Leuten sehen.", sagt er und ich nicke langsam, probiere meine aufkommende Enttäuschung zu verbergen.

Eigentlich ist sie doch völlig grundlos, denn er muss nunmal seiner Pflicht weiter nachgehen. Trotzdem will ich nicht, dass er geht. Ich würde am liebsten den ganzen Tag mit ihm verbringen, aber das geht ja schlecht...

Deshalb lächle ihn jetzt einfach an. "Klar, geh nur.", sage ich und Simón kommt nochmal zu mir, küsst meine Wange. "Ich komme später auf jeden Fall nochmal vorbei." Ich nicke etwas. "Bis später dann also." "Bis später, Ámbar." Damit verlässt er mein Zimmer und ich bleibe wieder alleine in meinem Bett zurück.


Ich nehme mir mein Handy, weil ich sonst nichts besseres zu tun habe, und gucke mir Bilder in meiner Gallerie an. Mein Blick bleibt an einem Bild kleben, wo Isa gerade ein paar Tage alt war. Noch so klein, mit einem rosa Mützchen auf dem Kopf. Ich weiß noch, direkt nach der Geburt war ich mir damals sicher, dass ich noch ein zweites Kind haben möchte, mit einem Mann, der mich wirklich liebt und den ich wirklich liebe. Aber das wird jetzt nie mehr möglich sein...

Ich schrolle mich weiter durch meine Gallerie, ich habe wirklich viele Bilder von Isa, als sie ein Baby war, habe ich sie beinahe jeden Tag fotografiert, um jede kleinste Entwicklung festzuhalten.

Aber auch Bilder viele Bilder von mir selber hab ich, nicht mehr von den letzten Monaten, aver von vor ein paar Jahren, wo ich noch wirklich glücklich war. Mit der Zeit habe ich immer weniger Selfies gemacht, mich immer weniger fotografieren lassen, auch wenn ich es geliebt habe, und vielleicht irgendwo immer noch liebe, zu posen. Ich hab mich in Jugendzeiten vielleicht so ein bisschen wie ein kleines Model gefühlt, aber mittlerweile nicht mehr. Nicht, weil ich älter geworden bin, sondern wegen dem Krebs. Irgendwie fühle ich mich seitdem ich von dem Tumor weiß hässlicher, obwohl man nach außen hin nichts sieht...


Diese Krankheit verändert mein Leben so sehr... Warum, warum frage ich mich immer wieder.

Warum ich? Habe ich das wirklich verdient? Soll ich wirklich schon sterben?

Fragen über Fragen und niemals wird mir sie jemand beantworten können...

Don't let me go || SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt