twenty-first chapter

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Die ganze Nacht lang habe ich wegen diesem Idioten geheult. Da wagt er es wirklich, mich zu betrügen, in meiner letzten Lebenszeit! Ich dachte wirklich, er liebt mich...

Man, aber ich liebe ihn! Was hab ich nicht, was die doofe Kuh da hat?

Okay, eine langes Leben, eine Zukunft mit Simón, ...

Aber trotzdem! Hat er mir das ganze Romantische nur vorgespielt? Bedeute ich ihm gar nichts? Bin ich nur eine Patientin hier für ihn, nicht mehr?

Ich hab doch nun schon oft genug mit solchen Männern zu tun gehabt! Warum schon wieder? Ich kann das alles nicht glauben...


Am nächsten Morgen sehe ich beinahe aus, wie ein Zombie. Dunkle Augenringe und blass wie Käse, meine Augen rot und geschwollen vom ganzen Weinen.

So schlecht sah ich während dieser ganzen Zeit, seitdem ich diese Diagnose habe, nicht aus. Das letzte Mal hat Benicio mich so aussehen lassen...

Schnell schmiere ich Abdeckcreme unter die Augen, die Krankenschwestern und -pfleger sowie die Ärzte sollen mich nicht so zu sehen bekommen. Vor allem, wenn Simón heute wieder kommt. Denn er verdient keine einzige vergossene Träne mehr von mir!

Als ich mich einigermaßen frisch und fertig gemacht habe, verlasse ich das Bad wieder und stelle mich ans Fenster, blicke gedankenverloren hinaus. Erinnerungen kommen hoch, wie ich hier einmal stand und Simón reinkam, als wir noch nicht zusammen waren. Er hat probiert, mich aufzumuntern, und mir zu gehört. Wir haben uns sogar umarmt...

Warum zum Teufel hat er mich dann jetzt ersetzt?!

Ich verstehe es einfach nicht und es geht auch nicht in meinen Kopf hinein! Das passt so gar nicht zu Simón...


Ein paar Minuten später klopft es an meiner Tür und ich fahre herum. Die Tür wird geöffnet und, wie hätte es anders sein müssen, Simón steht davor, bringt mir das Frühstück.

"Hey Schatz, wie geht's?", kommt er gut gelaunt herein und stellt das Tablet mit dem Frühstück auf den Tisch in meinem Zimmer.

"Gut.", brumme ich als Antwort.

Dass er noch den Nerv hat, so gut gelaunt und ganz ohne Schuldgefühle hier aufzutauchen, ich fasse es nicht!

"Tut mir leid, dass ich dir gestern erst so spät geantwortet habe, ich war unterwegs und hatte mein Handy vergessen.", meint er, ich nicke nur desinteressiert.

"Hey, alles okay?" Er kommt auf mich zu und legt seine Hand auf meine Schulter.

"Ja, weißt du, natürlich geht es mir gut!", herrsche ich ihn an und gehe ein paar Schritte weg von ihm.

"Hab ich irgendetwas falsch gemacht oder warum bist du so sauer?"

Ich stöhne auf und funkele ihn an.

"Geh doch lieber deiner Arbeit nach, hm? Gibt doch eh wichtigeres als mich!"

Überrascht sieht er mich an. "Ehm... okay. Ich komme später wieder und sehe nach dir, ja? Vielleicht hast du dich dann ja mal ein bisschen beruhigt.", meint er verwirrt.

"Wenn du das willst.", knurre ich und setzte mich ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick an mein Frühstück. Ich höre nur, wie Simón die Tür öffnet und mein Zimmer verlässt, diese dann wieder hinter sich schließt.

War ich vielleicht ein bisschen zu hart zu ihm?

Nein, keines Falls! Er hat mich doch betrogen, da ist das nur gerechtfertigt!



Simón

Was war denn gerade bei Ámbar los? So war sie noch nie drauf. Ich kann ja verstehen, wenn sie mal einen schlechten Tag oder sowas hat, aber das an mir auszulassen ist doch auch nicht richtig.

Verwirrt gehe ich dann aber weiter meiner Arbeit nach und klappere Patient für Patient ab. Bei Ámbar schaue ich auf jeden Fall heute noch vorbei, ich will wissen, warum sie gerade eben so harsch zu mir und allgemein zu wütend war.


In meiner Mittagspause hole ich mir in der Kantine unten, wie so oft, etwas zu essen. Ich setze mich dort an einen Fensterplatz, mit Ausblick auf den Garten hier.

Während ich esse, klingelt mein Handy und signalisiert mir, dass ich eine neue Nachricht habe. Für einen kurzen Moment hoffe ich, dass es Ámbar ist, die sich bei mir entschuldigen will, aber Fehlanzeige. Obwohl, ich bin nicht mal sauer auf sie, dass könnte ich nie sein. Wer weiß, wie viel Zeit uns zusammen noch bleibt, da will ich nicht unnötig sauer sein. Nach diesem Prinzip sollte sie vielleicht auch mal gehen...

Die Nachricht ist von meiner Cousine, die seit gestern in Buenos Aires ist und mich besucht. Ich freue mich echt, dass sie hier ist, wir haben uns so lange nicht gesehen, weil sie ja in Mexiko wohnt. Ich hab ihr gestern auch schon ein wenig die Stadt gezeigt und halt mein Handy drinnen liegen lassen, deshalb konnte ich Ámbar erst spät am Abend antworten. Vielleicht ist sie ja wirklich deshalb sauer?

Meine Cousine fragt, ob wir beide heute nach meinem Feierabend zusammen mexikanisch kochen wollen. Und, wann ich ihr meine Freundin vorstelle. Tja, gerne würde ich das machen, aber zur Zeit glaube ich nicht, dass Ámbar sonderlich Lust darauf hat...

Ich bejahe dann das mit dem Kochen und meine noch, dass ich meine Freundin fragen werde, dann lege ich mein Handy weg und probiere erstmal, mein Mittagessen zu genießen.


Kurz vor meinem Feierabend schaue ich dann nochmal bei Ámbar vorbei. Einerseits, weil ich ihre Werte überprüfen muss, andererseits, weil ich natürlich nochmal mit ihr reden möchte.

Also klopfe ich an ihrer Zimmertür und trete dann ein. Sie liegt in ihrem Bett und macht irgendetwas auf ihrem Handy, hat wohl noch nicht so richtig bemerkt, dass ich hier bin.

Oder sie ignoriert mich einfach.

"Hey.", sage ich und lächele leicht, endlich sieht sie zu mir.

"Mach schon, was du machen musst.", brummt sie und hält mir schon ihren Arm hin, damit ich ihren Blutdruck messen kann.

Seufzend mache ich das dann also und messe ihre Temperatur, alles einigermaßen im grünen Bereich.

"Ámbar, können wir reden? Ich verstehe einfach nicht, warum du sauer bist!", meine ich dann und setze mich zu ihr aufs Bett.

"Bist du echt so doof oder stellst du dich nur so?", erwidert sie und verwirrt mich immer mehr.

"Sag mir doch einfach, warum du sauer bist, bitte!", bitte ich sie, ich habe echt keine Ahnung, was sie meinen könnte.

"Weißt du was, Simón? Lass mich einfach in Ruhe!"

In ihren Augen sammeln sich Tränen und sie blickt zu ihrer Bettdecke.

"Aber...", setze ich an, doch sie unterbricht mich.

"Geh!"

Niedergeschlagen stehe ich also auf und blicke nochmal zu ihr, aber sie ignoriert es. Also verlasse ich ihr Zimmer.

Was ist bloß auf einmal nur passiert?

Don't let me go || SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt