Nachdem jetzt ein paar Tage vergangen sind, in denen ich wohl oder übel immer an diesen verdammt tollen Pfleger denken musste, kommt heute nun Delfi zu Besuch. Seit Tagen textet sie mich damit zu, dass sie unbedingt Simón kennenlernen will!
Und unter uns... Meine Mamá hat gesagt, dass Isa zuhause die ganze Zeit nur von einem gewissen "Simón" redet... Natürlich wissen meine Eltern so überhaupt nicht, wer Simón ist oder überhaupt sein könnte. Aber natürlich munkelt sie schon wieder, dass Simón mein neuer Freund ist! Mütter halt, sie sind doch alle so!
Mein Tag startet direkt gut, als er am Morgen zum Wertemessen kommt. "Guten Morgen Senorita Smith. Na, haben Sie gut geschlafen?" Er lächelt mich herzlich an und wickelt die Blutdruckmanschette um meinen Arm. "Ja, danke, das habe ich. Und Sie?" "Auch, danke." Dann misst er schweigend meinen Blutdruck. "Ihr Blutdruck ist okay.", sagt er und misst dann noch die anderen Werte, die Routine halt. "Und, was machen Sie heute? Der Tag ist schließlich zu schön, um nur hier drinnen zu sitzen.", interessiert er sich. "Meine beste Freundin aus Schulzeiten kommt mich naher besuchen, aber ob wir raus gehen oder hier bleiben weiß ich nicht.", antworte ich und wundere mich kurz, warum er das überhaupt wissen will. Vielleicht wollte er ja was mit mir unternehmen... Quatsch, Ámbar! Erstens arbeitet er und zweitens bist du seine Patientin und er dein Pfleger! "Achso, dann viel Spaß mit Ihrer Freundin, ich schaue später nochmal nach Ihnen." Wieder lächelt er mich an und ich bin für einen Moment wie hypnotisiert von diesem Lächeln...
Schnell fange ich mich wieder. "J-ja, dann bis s-später..." Habe ich gerade gestottert?! Was ist mit mir los?! Ich verliebe mich doch wohl nicht in ihn... Nein, unmöglich, hör auf, an sowas zu denken, Ámbar!
Ein paar Stunden später, kurz nach dem Mittagessen, klopft es an meiner Tür und ein schwarzer Haarschopf lugt herein. "Delfi, hey!", rufe ich. "Hey Ámbar!" Sie kommt auf mich zu und wir umarmen uns. "Wie geht's dir?", fragt sie und holt sich einen Stuhl an mein Bett. "Ganz gut eigentlich. Ich frage mich jeden Tag mehr und mehr, warum ich eigentlich ins Hospiz gegangen bin. War 'ne absolut dumme Entscheidung von mir.", antworte ich. "Nur mein Tumor wächst halt weiter..." "Aber überlege mal: Wärst du nicht hier her gegangen, hättest du diesen Pfleger nicht kennengelernt! Also, jetzt erzähl schon, wie ist er so? Ich will alles wissen!" Erwartungsvoll sieht sie mich an. "Oh man, er ist so toll! Erstens sieht er verdammt gut aus, sein Lächeln ist Gold wert, und sein Charakter... Isa hat ihn letztens zufällig kennengelernt und redet zuhause bei meinen Eltern anscheinend nur noch von ihm. Aber... Wir sehen uns nur, wenn er meine Werte kontrolliert, das war's." "Du musst ihn mir unbedingt vorstellen!" "Kann ich machen... Aber was machen wir beide jetzt?" "Mh, Shoppen, Eis essen und im Anschluss Kino?", schlägt meine beste Freundin vor. "Gute Idee! Ich mach mich nur schnell fertig und dann können wir los." Ich begebe mich aus dem Bett und schnappe mir irgendwelche Klamotten, die ich dann im Bad gegen meinen Pulli und meine Jogginghose austausche. Ich trage etwas Schminke auf und mache mir einen Pferdeschwanz, dann sage ich noch schnell einer Schwester Bescheid, dass ich raus gehe, und Delfi und ich machen uns auf den Weg in die Stadt.
In der Stadt laufen wir sofort zu dem Einkaufszentrum, wo wir immer shoppen gehen. Ich weiß zwar nicht, was ich mir jetzt noch holen soll, wo ich doch eh bald sterbe, aber Shoppen mit Delfi macht immer Spaß. "Lass uns dort reingehen." Delfi deutet auf eine Boutique gegenüber von uns. Ich nicke und an der Hand zieht sie mich mit rein. Anscheinend erblickt sie sofort ein Teil, welches ihr gefällt, denn sie rennt gleich, nachdem wir den Laden betreten haben, zu einem weinroten Sommerkleid. "Was denkst du, würde mir das stehen?", fragt sie und hält das Kleid an dem Bügel vor sich. "Ich denke schon, probiere es doch mal an.", antworte ich und Delfi verschwindet in einer der Umkleiden am anderen Ende der Boutique, derweil schaue ich mich einfach etwas um. Dabei entdecke ich ein buntes Halstuch, was meiner Mamá sicherlich gefallen würde. Kurzerhand entscheide ich mich dazu, ihr dieses Halstuch als Geschenk zu kaufen. Wer weiß, ob es das letzte Geschenk von mir für sie ist.
"Kaufst du das Halstuch für dich? Ist doch gar nicht dein Stil." Ich drehe mich um, Delfi steht hinter mir, als ich gerade das Halstuch aus dem Regal geholt habe. "Nein, ich kaufe es für meine Mutter.", antworte ich. "Nimmst du das Kleid jetzt mit?" Meine beste Freundin nickt. "Gehen wir zur Kasse?", fragt sie und jetzt nicke ich.
Zwei Stunden später lassen wir uns in einem Eiscafé nieder. Delfi hat sich neben dem Kleid noch drei weitere Teile in anderen Läden mitgenommen, ich habe noch etwas für meinen Vater gekauft. Und auch, obwohl ich eigentlich nicht wollte, eine Bluse für mich. Ich fand sie einfach viel zu schön, um sie im Laden zurückzulassen! Jetzt sitzen wir also hier in diesem Eiscafé und bestellen uns jeweils einen Eisbecher, ich Schokolade, Delfi Erdbeere. "Mh, was hältst du davon, wenn wir uns jetzt noch, nachdem wir dann unser Eis aufgegessen haben, spontan die Nägel machen lassen und danach erst ins Kino gehen?", fragt sie. "Klingt gut, bin dabei.", antworte ich. "Aber vergiss nicht, dass du mir noch diesen Pfleger vorstellen musst! Denkst du, er ist noch da, wenn wir wieder kommen?" Ich überlege kurz. "Weiß nicht. Letztens, als ich einen Tag mit Isa verbracht habe, und anschließend bei meinen Eltern essen war, ist er extra so lange geblieben, bis ich zurück kam, um nochmal nach mir zu sehen.", erzähle ich. "Was, echt jetzt? Wie cute!", quiekt sie. "Dann bleibt er sicherlich heute auch so lange, bis du wieder kommst!" "Ich glaube nicht...", sage ich skeptisch. "Aber wenn er noch da ist, stellst du ihn mir vor!" "Ja, hab ich dir jetzt doch schon tausend Mal gesagt, dass ich das mache!" Ich verdrehe grinsend und gespielt genervt die Augen, dann kommen auch schon unsere Eisbecher und wir machen uns daran, diese zu verschlingen.
Gegen 21 Uhr kehren Delfi und ich ins Hospiz zurück, nachdem wir dann nach dem Eiscafé im Nagelstudio waren und uns danach einen Liebesfilm im Kino angesehen haben. Sie besteht natürlich darauf, nochmal mit hoch zu kommen, falls Simón, also Senor Álvarez, immer noch da ist. Und tatsächlich begegnen wir ihm auf dem Gang zu meinem Zimmer. "Guten Abend, Senorita Smith.", begrüßt er mich lächelnd. "Und das ist dann sicherlich Ihre Freundin, von der Sie heute früh erzählt haben, nicht?" Er lächelt auch Delfi etwas an. "Ja, genau, das ist Delfina Arismendi, meine beste Freundin." Auch ich lächle etwas. "Delfi, sehr erfreut.", stellt sie sich selber noch einmal vor und reicht meinem Pfleger die Hand. "Simón Álvarez, Die Freude ist ganz meinerseits." Dann wendet er sich wieder an mich. "Ich muss gleich nochmal Ihre Werte überprüfen, Senorita Smith. Ich schaue vorher nur kurz bei einer anderen Patientin vorbei." Ich quittiere das mit einem Nicken. "Gut, dann bis gleich. Wir beide sehen uns sicherlich auch irgendwann nochmal, schönen Abend Ihnen noch." Er reicht Delfi zum Abschied die Hand. "Sicher, und Ihnen auch!" Nach ihren Worten lächelt er nochmal kurz und verschwindet dann.
"Ámbar, der ist ja richtig hot!", sagt Delfi, als er außer Reichweite ist. "Du musst ihn dir schnappen, das wäre der Hauptgewinn!" "Ich muss?" "Ja, du musst! Der ist so ein richtiges Sahnehäubchen, er passt perfekt zu dir! Also hole ihn dir!"
Ja, noch ist nicht so viel von Simbar in Sicht, I know... Aber bald geht's mit Simbar los, versprochen!
Wir sehen uns nächsten Mittwoch zu einem neuen Chap wieder! ^^
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Don't let me go || Simbar
FanfictionÁmbar hat Brustkrebs im Endstadium und liegt seit ein paar Tagen nun im Hospiz. Ihr letzter Wunsch: Die große Liebe finden. Doch wer will schon eine Frau, die in ungewisser Zeit stirbt? - Er will sie. Simón arbeitet seit kurzer Zeit im Hospiz auf Ám...